laut.de-Kritik
Nach sechs Jahren Pause ist das etwas dürftig.
Review von Martin TenschertDie Urknalltechnobriten von Underworld laden wieder zum Tanz. Und zwar indem sie einer gewissen Barbara verkünden, es stünde ihnen eine güldene Zukunft bevor. Rick Smith und Karl Hyde, das ist eine Symbiose zwischen einem Klangtüftler mit wahnwitzigem Maschinenpark und einer Rampensau, die seit fast 30 Jahren funktioniert. Sieben "Songtracks", und das immerhin sechs Jahre nach dem letzten Album "Barking", fürwahr kein übertrieben hoher Output.
"I Exhale" kramt mit analog rockigem Drumloop und Karls Beschwörervocals gleich am Anfang für Underworld typische Trademark-Sounds hervor. Nur setzen Sounddesign und Vize des Tracks definitiv die Zeichen auf 2016. Wenn man Underworld heißt, darf man sich ruhig mal selbst zitieren.
Es geht entspannt weiter, die sparen sich die Knaller wohl noch auf. "If Rah" schaltet mit chilligen Acid Vibe zwei Gänge zurück. Ein sehr britischer Sound, der an Madchester Rave im Stil der Happy Mondays erinnert. Auch Mr Hyde hält sich bei dem entspannten Tempo für seine Verhältnisse zurück und untermalt das Stück eher, als ihm etwas entgegen zu setzen.
So, jetzt scheint die Sache endlich ein wenig Fahrt aufzunehmen: "Low Burn" entwickelt sich auf einem knallenden Drumgerüst, wobei sich im Überbau für meinen Geschmack ein wenig zuviel Ethno Trance abzeichnet. Das kommt dann in der Summe ein bisschen so herüber, als wolle man den Flug eines Adlers durch den Grand Canyon musikalisch begleiten.
"Motorhome" möchte ebenfalls abseits ausgetretener Stadionraves Pfade beschreiten, am besten gelingt hier noch die amtliche Johann Sebastian Bassline und Karls einfühlsamer Gesang. Möglichst viele Bleep- und Knarz-Geräusche machen einen aber nicht automatisch zu Radiohead.
Auch wenn Underworld schon seit 2001, nachdem Darren Emerson die Band verließ, auf mehr und mehr experimentellen Wegen lustwandelten, erwartet man von ihnen halt doch hauptsächlich das endgültige Break, die krasse Fanfare, den großen Moment. Den liefert "Nylon Strung" zwar auch nicht, hier ist aber trotzdem ein nettes Elektro Pop Liedchen gelungen. Auf künstlerischen Ebene bleiben die Tracks insgesamt jedoch, nicht nur, was unerfüllte Erwartungen betrifft, zurück. Die Arrangements und Instrumentierung sind stellenweise berechenbar und austauschbar.
Das rein instrumentale "Santiago Cuatro" sticht zwar hervor, was seine "Gemachtheit" angeht, klingt aber auch sehr skizzenhaft und nicht wirklich bahnbrechend. "Ova Nova" gefällt noch mit am besten, die trockene Kick mit einem schiebenden Bass, ein ziemliches Brett, das durchaus Potential für "den" großen Moment besitzt und letztendlich auch versöhnlich stimmt. Insgesamt scheint "Barbaras" Zukunft aber dann doch ungewisser zu sein, als zunächst angenommen: Diese sieben Lieder sind nicht unbedingt State Of The Art.
5 Kommentare mit einer Antwort
Kommt bisher international sehr gut bei den Kritikern an. Wird definitiv angehört.
"I Exhale" ist klanglich ansprechend, wenn auch etwas monoton
Eine Song-für-Song-Rezension nach dem "Lied 1 ist okay, Lied 2 etwas besser und Lied 3 ist nicht so toll"-Schema? laut.de, das geht aber besser.
Hinzu kommt dann noch die "Nylon Störung" (Absicht?).
Ein bisschen Mühe dürft ihr euch schon geben.
ja man.... wie ne amazon.de bewertung
für mich ein okayes album. aber kein sehr gutes.
vor allem hyde scheint alle eigenen top-ideen in den beiden scheiben mit eno verbraten zu haben. dagegen kommt mir das hier eher wie "routiniertes pegelhalten" vor.
Ja, es ist eher eine EP als eine LP. ABER: Die Sache ist rund und typischer Underworld-Sound. Wenn das für euch "berechenbar" ist, habe ich damit absolut kein Problem.
... und der Gig in der Columbia-Halle vergangenen Freitag war einfach der Hammer!