laut.de-Kritik
Geburtstagsfeier mit Louie Austen, Kante und Co.
Review von Daniel StraubAm 19. November hatte es sich das Kitty-Yo-Team redlich verdient, mit viel guter Musik und dem einen oder anderen Gläschen Sekt das Zehnjährige zu feiern. Zum runden Geburtstag lud das Berliner Label in die Volksbühne ein, wo langjährige Weggefährten wie der junggebliebene Crooner Louie Austen das passende Geburtstagsständchen anstimmten. Für alle, die keine Gelegenheit hatten, mit Label-Chef Raik Hölzel persönlich auf die nächsten zehn Jahre Kitty Yo anzustoßen, versammelte der Mann die Highlights der ersten Dekade in Form von exklusiven Tracks und ungehörten Remixen auf zwei Silberlingen.
Wohin die Reise führen würde, war 1994, als Hölzel und Patrick Wagner mit ihrer Labelidee an die Öffentlichkeit traten, noch längst nicht absehbar. Klar war nur, dass Kitty-Yo nicht irgendein weiteres Label sein sollte, sondern eine Plattform mit Charakter und einer unverwechselbaren Identität. Auch deshalb bestachen die ersten Singles, die das Licht der Welt erblickten, mit einem von Hölzel selbst gestalteten Artwork. In guter Indie-Tradition bekamen die rockigen Singles von Surrogat, Wuhling und Kerosin so ihr eigenes Gesicht.
Der familiäre Charakter prägt die Labelarbeit bei Kitty-Yo bis heute, auch wenn sich das musikalische Spektrum in den folgenden Jahren beständig auffächerte. Ab 1996 geriet die Ausrichtung elektronischer. Techno, der Massenseller jener Jahre, hatte auf Kitty-Yo aber keine Chance. Bewusst entschied sich das Berliner Label für den Weg am Rande des Mainstreams. Statt auf satte Tanzflächen-Füller setzten sie auf die vertrackten und experimentellen Grooves von Rechenzentrum, To Rococo Rot und Tarwater. Oder der Pop hüpfte mit Jeans Team durch die Clubs.
Gleichzeitig blieb Kitty-Yo der Liebe zu handgemachter Gitarrenmusik treu. Die unbekannte Formation Kante lässt 1997 mit ihrem Debütalbum "Zwischen den Orten" mächtig aufhorchen und zählt bis heute zu den Vorzeige-Acts bei Kitty-Yo. Wen wundert's, dass die Jungs auf "Team Kitty-Yo" gleich zweimal ran dürfen. Ein anderer Topseller tut es ihnen gleich. Die Rede ist vom kanadischen Agent Provocateur Gonzales, der sich mit seiner performativen Kunst in einer ganz eigenen Pop-Nische eingerichtet hat.
Gleich nebenan wohnt seine Verwandte im Geiste, Peaches. Beide erweisen ihrem Label zum Zehnjährigen mit dem Track "Hot Pink Hot Sex" die Ehre. Neben Gonzales und Peaches komplettiert ein österreichischer Sänger im fortgeschrittenen Alter den Reigen der exzentrischen Acts. Die Rede ist natürlich vom stets gut gekleideten Sympathieträger Louie Austen, der mit seinem letzten Album "Easy Love" sein fulminantes Stelldichein gab.
Entdeckungen des laufenden Jahres runden den Blick auf zehn Jahre Labelgeschichte ab, als da wären Gold Chains & Sue Chi sowie Rhythm King And Her Friends. Die Kalifornier umschmeichelten mit ihrem Album "When The World Was Our Friend" nicht nur Kritiker-Ohren, sondern wurden auch von Smudo in den höchsten Tönen gelobt. Nicht minder frisch sind die Grooves von Rhythm King And Her Friends, die allseits für Verzückung sorgen.
Was das Berliner Label in der Zukunft ans Licht der Öffentlichkeit zerren wird? Man darf gespannt sein. Eines aber kann man mit Sicherheit sagen: Stillstand ist tabu. Überraschungen kommen ganz bestimmt. In diesem Sinne: Cheers zum Zehnjährigen.
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