laut.de-Kritik
Bluesrock mit beeindruckender Gästeliste.
Review von Giuliano BenassiAnfang 2014 stand es schlecht um den Blues-Gitarristen und -Sänger aus New Jersey. Seine Leber hatte versagt, er lag monatelang im Krankenhaus. Seiner Frau gelang es, mittels Crowfunding die Fortsetzung der Therapie zu finanzieren, schließlich fand sich ein kompatibles Spenderorgan. Sichtlich mitgenommen, aber wieder auf den Beinen, verarbeitete Walter Trout die schwierige Zeit auf der CD "Battle Scars" (2015).
"Es war ein intensives Stück Arbeit. Während ich die Stücke schrieb, flossen die Tränen nur so. Ich musste im Anschluss etwas anderes machen. Es sollte fröhlicher zugehen", erklärt er die Entstehung des neuen Albums - im Prinzip die Fortsetzung seiner 2006er-Platte "Full Circle", auf der er mit vielen befreundeten Musikern zusammen spielte.
Mit Johnny Griparic (der Bassist, der Slash bei seinen ersten Soloversuchen nach Guns N' Roses begleitete), Michael Leasure (Schlagzeug) und Sammy Avila (Keyboarder) hatte er wieder dasselbe Personal an der Seite, das ihn auf "Battle Scars" unterstützte. Mit dabei war auch der Keyboarder Melvyn "Deacon" Jones, der Trout in den 1970er in die Blues-Szene einführte und der im Juni 2017 verstarb.
Gemeinsam spielten sie die Stücke ein, die Trout dann seinen Gästen zur Veredelung zuschickte. Einige von ihnen waren 2006 schon mit dabei. Die Liste ist, damals wie heute, beeindruckend. Im Opener "Gonna Hurt Like Hell" gibt sich Kenny Wayne Shepherd Mühe. Auf "The Sky Is Crying" ist Warren Haynes zu hören, während im Titeltrack Joe Bonamassa die Gitarre bearbeitet. Zu "Blues For Jimmy" steuerte gar John Mayall einen Mundharmonika-Part bei. In dessen Bluesbreakers spielte Trout, bevor er 1989 seine Solokarriere startete.
Zu den weiteren Gästen zählen Edgar Winter und sein Saxophon ("She Steals My Heart Away"), Randy Bachman ("Got Nothin' Left") und Walters Sohn Jon Trout ("Do You Still See Me At All"). Alle gemeinsam liefern elektrischen Blues mit einer ordentlichen Prise Rock'n'Roll. Nichts Revolutionäres, aber Gute-Laune-Musik, die auf der Bühne noch besser klingen dürfte als im Studio.
Gut, dass Trout mit Stammband in der zweiten Oktoberhälfte wieder in Deutschland unterwegs ist. Wie gewohnt, legt er dabei kaum einen Tag Pause ein: "Ich bin 66 Jahre alt, doch ich fühle mich, als wären es die besten meines Lebens. Ich will es bei den Eiern packen und nicht mehr loslassen".
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