laut.de-Kritik

Sehnsüchtige Klänge vom Nevermore-Fronter.

Review von

Hört man sich die Scheiben von Nevermore so an, müsste man eigentlich meinen, dass die Band eine perfekte Spielwiese für einen begnadeten Sänger wie Warrel Dane ist. Der Mann kann dort sein komplettes Spektrum ausspielen und schafft mit seinen drei Mitstreitern immer wieder kleine Meisterwerke.

Dennoch hat er wohl schon eine ganze Zeit lang das Bedürfnis, auch mit anderen Songwritern zu arbeiten - da kam ihm Peter Wichers (Ex-Soilwork) vor ein paar Jahren gerade recht. Mit dem Gitarristen und Produzenten legt er nun sein Solodebüt "Praises To The Warmachine" vor, an dem auch der ehemalige Himsa-Klampfer Matt Wicklund mitgearbeitet hat. Die Marschrichtung gibt der Opener "When We Pray" vor, und die ist straighter und auch melodischer als bei Nevermore. Warrel hat zuvor schon betont, dass auf der Scheibe eher der Song und weniger die technischen Fähigkeiten im Vordergrund stehen sollen, und das trifft auch voll und ganz zu.

Das Tempo hält sich meist im Midtempo, durch Warrels eindringlichen Gesang bekommen Songs wie "Messanger", das epischen "August" oder das geniale unglaublich persönliche "Brother" etwas sehr Sehnsüchtiges und Melancholisches. Während eine nicht sonderlich abwechslungsreiche Nummer wie "Obey" ein wenig verblasst, lässt sich über das Sisters Of Mercy-Cover "Lucretia" natürlich hervorragend streiten. Die einen werden mit Warrel darin übereinstimmen, dass der Song mit dem metallischen Anstrich ein paar haarigere Eier bekommen hat, manch Sisters-Fan wird sich dabei aber schnell in Nebel auflösen.

Wer übrigens erwartet/gehofft hat, dass Warrel seinen hohen Gesang zu Sanctuary-Zeite wieder ein wenig mehr einsetzt, hat leider Pech gehabt. "Lucretia" ist nicht die einzige Coverversion, denn auch an Paul Simons "Patterns" hat sich der Mann versucht. Auch diese Fremdkomposition ist deutlich härter geworden, aber lang nicht so verfremdet wie "The Sound Of Silence" auf "Dead Heart In A Dead World".

Auch balladeske Töne schlägt der inzwischen braunhaarige Sänger an und zeigt sich in "Let You Down" von seiner sanften Seite. Das Stück ist pure Emotion und wenn Warrel zum Refrain ansetzt, stellt sich absolutes Gänsehaut-Feeling ein.

Gleiches trifft vielleicht sogar noch mehr auf das nur mit Akustikgitarre und Warrels Gesang beginnende "Your Chosen Misery" zu, in dem der Sänger seine Gedanken zur Drogensucht Preis gibt, oder dem zwar härteren, aber dennoch besinnlichen "This Old Man". Der Sänger war schon immer einer der ganz großen Lyriker, und so persönlich und versiert wie auf "Praises To The Warmachine" hat man ihn selten zuvor erlebt.

Doch natürlich bleibt auch die Kritik an aktuellen Geschehnissen nicht auf der Strecke, und so geht er mit Regierungen im wieder heftigeren "When The Rats Went To War" deutlich strenger ins Gericht. Die harten Töne bleiben auch bei "Equilibrium" erhalten, das vom Stil her noch am ehesten auf ein Nevermore-Album passen würde.

Wer denkt, dass das Songwriter-Duo Warrel Dane und Jeff Loomis schon unschlagbar gut ist, sollte sich die Konstellation Warrel Dane und Peter Wichers auf keinen Fall entgehen lassen. Durch den verstärkten Focus auf die unvergleichliche Stimme des Sängers ist die Scheibe ein absolutes Muss für jeden Nevermore-Fan und weit darüber hinaus. Durch das etwas abfallende "Obey" geht es haarscharf an der Höchstnote vorbei.

Trackliste

  1. 1. When We Pray
  2. 2. Messenger
  3. 3. Obey
  4. 4. Lucretia My Reflection
  5. 5. Let You Down
  6. 6. August
  7. 7. Your Chosen Misery
  8. 8. Day The Rats Went To War
  9. 9. Brother
  10. 10. Patterns
  11. 11. This Old Man
  12. 12. Equilibrium

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Dane,Warrel – Praises to the War Machine-Ltd €16,00 €3,00 €19,00
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Dane,Warrel – Praises To The War Machine (2021 Extended Edition) (Gatefold black 2LP) [Vinyl LP] €26,85 €3,00 €29,85

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Nevermore

Seattle, bis heute Synonym für Grunge-Combos Marke Alice In Chains, Pearl Jam und bestenfalls noch Queensryche, schickt in den 80ern eine Metal-Band …

LAUT.DE-PORTRÄT Warrel Dane

Wer sich zwischen Ende der 1980er und Anfang der 2010er-Jahre für die Metalszene interessierte, dem sind die Namen Nevermore und Sanctuary – oder …

3 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Imo erreichen die Songs leider fast durchgehend kein Nevermore-Format. Das könnte daran liegen, dass vor allem Wichers für die Musik verantwortlich war. Eine gute Scheibe mit tollen Vocals, aber die nächste Nevermore wird gewiss besser.

  • Vor 16 Jahren

    Nun, Wichers ist ein exzellenter Produzent. Das kann man so nicht stehen lassen. Die Songs sind einfacher gestrickt und bleiben auch schneller im Gehörgang kleben. Das Gespann Loomis/Dane versuchen die Songs technischer und progressiver zu gestalten. Wichers/Dane liefern hier ein Power- bzw. Heavy-Metalalbum ab, bei dem Eingängigkeit sofort im Vordergrund steht. Und herausgekommen ist ein Album mit unglaublichen Metal-Hits, typischen Lyrics und exzellenten Vocals von Dane, aber auch einigen mittelmäßigen Songs. Der Fokus liegt auf Warrel Danes Stimme und mit diesem Album werden sich auch Fans gewinnen, die sich mit der Musik von Nevermore nicht anfreunden können. 4/5 Punkten mit Tendenz zur voller Punktzahl.

  • Vor 16 Jahren

    Gefäüllt mir um längen besser als jede einzelne Nevermore-Scheibe (die auch nicht von schlechtern Eltern sind, wie wir real Metaller sagen). Tolles Album!