laut.de-Kritik
Spielkonsole meets Dancefloor, Kopfnicken leicht gemacht.
Review von Alexander EngelenWie farbenfroh der Malkasten der Wiener Waxolutionists ist, davon können die Austro-Radiomacht FM4, Englands Gilles Peterson und die alten Rap-Helden Edo G und Masta Ace gleichermaßen ein Liedchen singen. Alle halten große Stücke auf die abwechslungsreiche Farbpalette des DJ/Produzenten-Trios aus der Donaumetropole.
Im Grau der Eintönigkeit immer wieder durchgenudelter Musiktrends pinseln Zuzee, Buzz und Bionic Kid seit mehr als zehn Jahren bunte Farbkleckse auf die Leinwände der Hip Hop-Szene Europas. In der Heimat Wien gehören sie längst zum Abendunterhaltungs-Inventar.
Mit ihrem steten Blick über die Alpen hinweg avancierten die Waxos zum Austro-Exportschlager. Dem eklektischen Duktus ihrer Pinselstriche bleiben sie auch bei "We Paint Colors", dem fünften Studioalbum, treu. Nachdem der Longplayer in Österreich bereits seit etlichen Monaten erhältlich ist, kommt nun auch die globale Beat-hungrige Meute in den Genuss der 60-minütigen Sause.
Damit ist die Crew in der derzeit durch die Decke gehenden Schnittmengen-Blase aus elektronischen Klängen und Hip Hop-Instrumentals bestens aufgehoben. Freilich hat sich das Turntable-Trio nicht erst seit dem Glitch Hop/Wonky/Dubstep-Hype auf diesen Sound eingeschossen. Wie sehr Zuzee, Buzz und Bionic Kid ihrer Zeit schon bei "The Smart Blip Experience" anno '99 voraus waren, macht das nur noch deutlicher.
Einmal mehr liefert das Sound-Bild aus boombappenden Drums und analogen Synthies den roten Faden. So folgt auch die Gästeliste erneut keinen zu erkennenden Konventionen. Man featurt, was gefällt. DJ Vadim, FlowinImmo, Frank Nitty, Mystic, Manuva, Hezekiah, Roger Reckless oder Rusty Redenbacher - was auf dem Papier nicht zu funktionieren scheint, klappt in der musikalischen Umsetzung der Wiener Knöpfchendreher ganz hervorragend.
Die Überfrachtung mit Kollaborationen verhindern eingestreute Instrumental-Stücke, die live eingespielte Instrumente am Leben halten. Jazzige Bläser auf "EOS", unaufdringliche Cuts auf "Kantate", eine warme Flöte auf "Field Of Wonders", ein vertrackter MicroKorg auf "Atlas". Auch ohne Stimmen bleiben diese Schnipsel für den Zuhörer stets interessant und unterhaltsam.
Das Hauptaugenmerk liegt dennoch auf den Kollaborationen. Für gleich zwei Stücke hat man Dave Ghetto, Mystic und Hezekiah im Studio gehabt: Das zurückgeschraubte "Dance With Me" bettet auf verträumten 80s Synths, während "Feet Don't Fail Me" mit elektronischen Sound-Walzen ordentlich in den Hintern kickt. Spielkonsole meets Dancefloor. Kopfnicken leicht gemacht.
Szene-Liebling Blu macht, sympathisch wie eh und je, auf Busta Rhymes, während die Waxos eine Tonleiter aus dem Orient mit einer Big Band kreuzen - "I make sure everything remains raw!" Für DJ Vadim und den französischen Spitter Big Red drehen die Waxos bei "Kill Kill Kill" die Schlagzahl nach oben und wildern stilecht im Drum'n'Bass. Die Schweden von Hygher Baby (Pure P und Melo) fliegen andererseits auf warmen Synthie-Klängen im "Flashlight"-Raumschiff gen aufgehende Sonne.
In sich stimmige Abwechslung bleibt auch fünf Jahre nach dem letzten Album der Waxolutionists schönste Farbe. Mit "We Paint Colors" treffen die Jungs aus Wien den richtigen Ton.
2 Kommentare
Mein Review: http://taki183.wordpress.com/2009/11/23/wa…
Warum nur 3 Pünktchen für diesen genialen Output.
Man das Teil rrrrockt