laut.de-Kritik
Der Brite könnte auch in Berlin zuhause sein.
Review von Daniel StraubWill Saul ist ein gefragter Mann. Kein Wunder vereinigt er als DJ, Produzent und Label-Manager doch gleich drei wichtige Funktionen in einer Person. Für "Balance 15" konzentriert sich der Brite auf seine Qualitäten als Discjockey.
Die erfordern bei den Mix-Compilations des australischen Labels EQ Recordings nicht nur außerordentlich gute technische Fähigkeiten und eine über jeden Zweifel erhabene Auswahl der Tracks. Gefragt ist hier auch eine gehörige Portion Ausdauer. Schließlich erstrecken sich die Balance-Mixe gerne mal über drei CDs.
In Deutschland hat die Reihe bislang noch keine allzu hohen Wellen geschlagen. Kein Wunder, denn bei der Auswahl der DJs orientieren sich die Australier in bester Commenwealth-Tradition stark am auf der Insel populären Mix aus Progressive, House und Techno. Hierzulande allenfalls Insidern bekannte Discjockeys wie der Spanier Jimmy Van M oder der Amerikaner Chris Fortier haben eigene Sets beigesteuert. Einzige Ausnahme bildet Border Community-Chef James Holden.
Seit dem letzten Release, für den der Holländer Joris Voorn verpflichtet werden konnte, scheinen die Balance-Macher ihren Kahn nun in seriöses Techno-Fahrwasser bringen zu wollen, um sich so vielleicht auch ein größeres Publikum zu erschließen.
Vor diesem Hintergrund scheint Will Saul eine gute Wahl. Als Labelmacher kennt er die Szene genau. Er weiß, was in den Clubs in Europa gefragt ist. Gleichzeitig schätzt man ihn in seinen Funktionen als DJ, Produzent und Chef von Simple Records und Aus Music. Mit den drei "Balance 15" -CDs geht er voll in der Rolle des DJs auf ohne dabei die eigene Labelarbeit gewollt in den Vordergrund zu spielen. Vielmehr pflegt er mit den insgesamt 65 Stücken ein Soundverständnis, das auch in Berlin zu Hause sein könnte.
Will Saul startet in seinen "Balance 15"-Mix mit einem Set, das sich traditionsverbunden gibt. Die während der ersten 21 Tracks stets präsenten Referenzpunkte bleiben House und Disco. Der Brite interpretiert die beiden wichtigen Clubgenres der 80er Jahre unter anderem mit Stücken von Junior Boys, I:Cube und Daniel Wang. Als Remixer dürfen die vollkomen zurecht viel gelobten Hercules And Love Affair, Norwegens Todd Terje oder die immer mit einem leicht schmierigen Image spielenden New Yorker Mash-Up-Könige Rub 'n' Tug ran.
Mit dem zweiten Mix rückt Saul dann Detroit ins Zentrum. Überwiegend Minimal und Techno werden in den folgenden rund 60 Minuten kredenzt. Die Bandbreite reicht von frühen Detroit-Techno-Tracks aus dem Studio von Juan Atkins (Model 500) über deutschen Minimal von Koze, Villalobos, Lawrence und Robag Wruhme bis hin zur kanadischen Techno-Schule um die beiden Wagon Repair-Macher Konrad Black und Mathew Jonson sowie ihren Landsmann Adam Marshall. Trotz der großen Namen kommt der zweite Mix nicht so recht in Schwung, wirkt über weite Strecken zu bemüht und verpasst es, einen schönen Groove zu entfalten.
Besser macht es wieder der dritte Streich. Reggae-Offbeats aus den Studios von Pangaea, Rhythm & Sound sowie Geiom & Appleblimgeben den Groove vor, bevor sich etwa ab der Hälfte der Tracks die geraden Beats durchsetzen. Das Set kommt druckvoll daher und setzt mit Seth Troxler und Morgan Geists wunderschönen Track "Detroit" einen gelungenen Schlusspunkt.
Insgesamt weist die "Balance 15"-Compilation aber doch zu viele Durchhänger auf und bleibt allzu oft im Beliebigen hängen. Will Saul hätte sich sicherlich einen Gefallen damit getan, sein Set auf zwei CDs zu verkürzen oder aber ein paar mehr Ideen aufzubieten. Wie man drei Mix-CDs durch die Bank interessanter gestalten kann, hat Laurent Garnier von einigen Jahren mit "Excess Luggage" eindrücklich gezeigt.
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