laut.de-Kritik
Einfühlsame Alternativ-Versionen zu den Rock-Originalen.
Review von Michael EdeleBei der "Akustik Voodoo"-Platte von 2011 hatte ich damals den Eindruck, dass sich Daniel verstärkt auf balladeskes Material verlegt. Rückblickend muss man aber zugeben, dass die Scheibe nach wie vor ordentlich rockt.
Das lag vermutlich vor allem an den nachdenklichen, melancholischen Texten, die der Frankfurter eben auch mal im locker-rockigen Gewand darbietet. Doch davon kann auf "Unplugged" natürlich keine Rede mehr sein, was zur Folge hat, dass die Macht von Daniels Worten umso größer wird und den Hörer förmlich zwingt, sich mit seinen Geschichten auseinander zu setzen.
Zwar befindet sich auf "Unplugged" kein neues Material des Hessen, dennoch ist es einfach immer wieder verblüffend, wie entwaffnend ehrlich, aber auch punktgenau treffsicher der Mann den verbalen Finger in die Wunde legt.
Dass die Songs durchgehend im akustischen Gewand funktionieren, legt die Vermutung nahe, dass sie zumindest zum Teil auch schon am Klavier oder der akustischen Gitarre geschrieben wurden. Selbst wenn man die Rock-Variante kennt und schätzt, fällt die Entscheidung schwer, welcher Version man den Vorzug geben möchte.
Das nur auf Klavier und leichten Streichern basierende "Geschichten Ohne Sieger" ist vertonte Melancholie. Und wenn daran das wunderschöne "Scherben" anschließt, ist einem irgendwie zum Heulen zumute. So gibt man sich auch den schmerzvollen Momenten einfach mal hin und bleibt bis zum bitteren Ende dabei.
Obwohl sich viele Stücke sehr reduziert präsentieren, verzichtet das Album wie in "Meilenweit" oder dem rhythmischen "Frei" nicht durchgehend auf Drums und Bass. Darauf hätte die Band für meinen Geschmack gern öfter zurück greifen dürfen, denn mit Streichern kann man es schnell übertreiben. So enthält mir "Keine Angst" dann doch nen Schuss zu viel Silbermond. Die Orchestrierung ist hier einfach ne Spur zu aufdringlich und kitschig geraten.
1 Kommentar
Der Wirtz is einfach ein guter Künstler, wenn nur mehr so wären, und mehr Leute das zu würdigen wüssten...