laut.de-Kritik
Eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ...
Review von Kai KoppJazzmusiker kommen hin und wieder auf die Idee, ein Album einzuspielen, das ihren musikalischen und persönlichen Entwicklungsstand zu diesem Zeitpunkt dokumentiert. Otto Normalverbraucher schreibt seine intimen Erlebniswelten bestenfalls in ein Tagebuch, das - mit Vorhängeschloss fest gesichert - wie ein Schatz gehütet wird.
Was für Otto sein Tagebuch, ist für Jazzer ihr Bestandsaufnahme-Album. Obwohl die Sprache der Musik sich in ihrer Übersetzbarkeit deutlich vom geschriebenen Wort unterscheidet, sind in beiden Fällen die Inhalte sehr intim und eigentlich nicht für eine breite Öffentlichkeit bestimmt. "Das ist eine fast private Aufnahme" bestätigt Wolfgang Muthspiel.
Das Ergebnis seiner persönlichen Innenschau spiegelt sich beim österreichischen Gitarrenvirtuosen - wie bei vielen anderen - in einem Soloalbum wieder. Dank studiotechnischem Overdub-Verfahren jamt Wolfgang mit sich selbst und gewährt dabei besinnliche Einsichten, die sich in weitläufigen Improvisationen suhlen. Dazu verwendet er ausschließlich akustische und elektrische Sechs- beziehungsweise Vier-Saiter.
"Mein einziges Ziel war, Musik zu machen, die mich zu meinem Zentrum führt. Es gibt einen Ort in uns allen, an dem wir allein sind. Dies kann ein schöner oder auch sehr einsamer Ort sein." Wie bei seinem in Deutschland lebenden Musikerkollegen Rabih Abou-Khalil, der 2003 mit "Il Sospiro" ein ähnlich intimes Album veröffentlichte, gilt auch bei Wolfgang Muthspiel: Einsamkeit und Schönheit muss kein Widerspruch sein!
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