laut.de-Kritik

Beim ersten Hören hui, danach eher pfui.

Review von

Spätestens seit dem fulminanten ersten Fischerspooner-Album gilt DJ Hells Gigolo Label als die Heimstatt des Electroclash. Ein jeder, der seine eigenen musikalischen Visionen gerne mit Sampler und Gitarre verwirklicht und in seiner Jugend ein paar Punk-Platten gekauft hat, durfte fortan in Gigolo das Ziel der Träume sehen. Auch Nina Rai, Scott Fairbrother, Bryan Black und Oliver Grasset ließen ihre Gedanken in manch schlafloser Nacht in Richtung München schweifen.

Nun können sich Xlover erst einmal selbst auf die Schulter klopfen. Gleich mit einer Vorabversion von ihrem jetzt erscheinenden Debütalbum "Pleasure & Romance" beeindruckten sie Hell derart, dass er die Band aus dem Stand für sein Gigolo-Label unter Vertrag nahm. Das gelingt nicht jeder neuen Band. Da kann man die Champagner-Korken schon mal knallen lassen, auch wenn das Ergebnis letztlich höchsten Fans zu überzeugen weiß.

Ein Urteil das manch einen überraschen mag, schließlich hat auf "Pleasure & Romance" Felix Da Housecat seine erfahrenen Produzentenfinger im Spiel und auch die Mitglieder von Xlover sind längst keine unbeschriebenen Blätter mehr. Black und Grasset durften unter ihrem Alias Motor bereits bei Throbbing Gristle die Remix-Knöpfchen drehen, Fairbrother bei Death In Vegas und Client die Gitarrensaiten anschlagen.

Einzig Sängerin Rai geht als Neuling in der Musikbranche durch. Unbeschwert geht aber auch sie nicht zu Werke. Aus jedem Takt von "Pleasure And Romance" sprechen die Medienprofis, die glauben das richtige Rezept für den großen Hit aus der Schublade ziehen zu können. Kalkulation statt Inspiration kommt mir in den Sinn, wenn ich die Single "So Blue" höre, die an Beliebigkeit kaum noch zu übertreffen ist.

Ein nettes Stimmchen und poppige Melodie geben sich die Hand. Das funktioniert so lange prima, bis das Ohr hinter der schönen Fassade das gänzlich von Substanz befreite Plagiat erkennt. Wer seine Portion Electroclash bis jetzt noch nicht abbekommen hat möge vor Freude 'hui' rufen. Allen anderen tun gut daran, das 'h' durch ein 'pf' zu ersetzen, "Pleasure & Romance" beiseite zu legen und den CD-Player mit dem neuen Fischerspooner-Album zu füttern.

Trackliste

  1. 1. Lovesucker
  2. 2. Sex Rebel
  3. 3. Machine
  4. 4. So Blue
  5. 5. Faking It
  6. 6. Strip Down
  7. 7. U
  8. 8. In Love
  9. 9. Sex Or Head
  10. 10. Lady Lover
  11. 11. Voodoo U
  12. 12. Darling Nikki
  13. 13. Aneurysm

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