laut.de-Kritik
Genregrenzen sind zum Einreißen da.
Review von Fabian MerloAuch wenn sich ihre Anhängerschaft die CDs von Zion I gerne zwischen Rap-Klassiker und Alben von den Cali Agents, Jurassic 5 oder den Hieroglyphics ins Regal stellt, war das Bay Area-Duo nie eine reine Throwback-Kapelle. Trotzdem überrumpelte ihr letztes Album "The Takeover" so manchen eingefleischten Fan, da plötzlich Electro- und Hyphy-Einflüsse das Soundbild dominierten.
Ein neues "Mind Over Matter" ist "Atomic Clock" nicht geworden. Gemäß eigener Aussage zogen Zion I die Einflüsse für ihr siebtes Album vor allem aus der langjährigen Bewunderung für Reggae und Dub. Am offensichtlichsten hört man dies auf "Many Styles" mit seinem stramm marschierenden Reggae-Beat. Doch die Überraschung lauert schon um die Ecke, gesellen sich doch plötzliche technoide Klänge zu den jamaikanischen Rhythmen. "Atomic Clock" nur als eine Fusion aus Hip Hop, Reggae und Dub zu beschreiben, wird dem Album aber keinesfalls gerecht.
Produzent Amp Live vertrieb sich in den letzten Jahren außerhalb von Zion I die Zeit mit einem Radiohead-Remix-Album und mischte auf seiner Soloplatte "Murder At The Discotech" Electro, Dubstep und Hip Hop. Für Engstirnigkeit ist somit kein Platz, simple Loops längst kein Thema mehr - schließlich sind Genregrenzen da, um sie einzureißen!
Um den Sound weiter zu verfeinern und zusätzliche Facetten hinzuzufügen, arbeitete Amp Live für "Atomic Clock" außerdem mit vielen Studiomusikern. So geschieht es, dass man sich auf "4U" zuerst von frech aufspielenden Bläsern unterhalten lässt, der Puls dank eines impulsiven Rock-Samples nach oben schnellt und schon im nächsten Moment sanfte Klänge zum Durchatmen auffordern.
"Sign Of Light" wäre schon seiner stampfenden Drums, treibenden Claps und gekonnten Bläser wegen ein schönes Stück Musik. Doch das reicht Amp Live bei weitem nicht, baut er doch ständig neue Sounds in den Song ein, ohne dabei den Fokus von den Lyrics zu nehmen. Das wäre auch eine Schande! Gibt sich doch Zumbi wieder tiefgründig, kritisch und nicht zuletzt persönlich, nachdem auf "The Takeover" vor allem der Spaß im Vordergrund stand.
In den besten Momenten fesselt und überrascht "Atomic Clock", in den weniger guten dümpelt die Platte ein wenig vor sich hin. Letztere Momente sind aber glücklicherweise spärlich gesät, etwa wenn Zumbi auf "The History" die Bandgeschichte aufrollt oder auf "North Star", das trotz vieler musikalischer Wechsel etwas uninspiriert klingt. Dafür lässt einen der Groove von "The Sealing" kaum mehr los oder lädt "Infatuation" dazu ein, die musikalische Detailfülle zu entdecken.
Ein wirklicher Hit findet sich unter den 13 Anspielpunkten nicht. Macht aber nix, denn "Atomic Clock" darf als Gesamtkunstwerk verstanden werden. Wohin die Reise Zion I noch hinführen wird, bleibt ungewiss. Sicher ist nur, dass sie noch manche Überraschungen bereithalten wird.
Zu guter Letzt noch ein Tipp für alle, die sich an der Vielseitigkeit von "Atomic Clock" nicht erfreuen können: Gemeinsam mit Produzent The Are hat Zumbi unter dem Name The Burnerz ein gleichnamiges Album eingespielt. Dieses ist seit kurzem erhältlich und eine Reminiszenz an die Golden Era und somit bestens dafür geeignet, diejenigen zu besänftigen, die noch immer den Zeiten von "Mind Over Matter" nachtrauern.
2 Kommentare
"The Sun came out" ist ne echte Perle!
Gute Platte nicht ein echter Ausfall.
North Star erinnert mich aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund an Busdriver. Kein Plan warum.