laut.de-Kritik
Der Soundtrack für schummrig-schräge Clubnächte.
Review von Daniel StraubDie alten Vorreiter der Retro-Welle sind wieder am Start. Miss Kittin hat sich mit ihrem langjährigen Partner-in-Crime wieder ins Studio begeben. Das neue Album von Miss Kittin & The Hacker ist für Ende des Monats angekündigt.
Einige Tage früher dran mit seinem Release ist Zombie Nation. Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass "Kernkraft 400" erschienen ist, der bis heute populärste Zombie Nation-Track. Vom langen Schatten des Stücks unbeeindruckt, arbeitet Mastermind Florian Senfter auf "Zombielicious" an der kontinuierlichen musikalischen Weiterentwicklung seines Projekts.
Die plastische Aufforderung zur Massenekstase wie sie für "Kernkraft 400" typisch ist, hat Senfter eigentlich nie mehr wieder aufgelegt. Er wollte nicht zum lächerlichen Rave-Kasper verkommen. Nach einem solchen Bestseller derart viel Haltung zu bewahren, verdient Respekt. Statt sich in endlosen Wiederholungen zu ergehen, fügt auch "Zombielicious" dem Sound von Zombie Nation einige neue Facetten hinzu. Der letzte Longplayer "Black Toys" setzte - ganz seinem Titel entsprechend - auf überwiegend dunkle Dancefloorkost.
"Zombielicious" lässt das Pendel nun deutlich in Richtung Disco ausschlagen. Dazu trägt zum einen haufenweise analoges Equipement bei, das Florian Senfter für die Aufnahmen des Albums in seinem Studio verkabelt hat. Zum anderen werden viele der Tracks auf "Zombilicious" von einem wie geschmiert laufenden Disco-Tech-Funk-Motor angetrieben, der insbesondere die erste Hälfte des Longplayers zu einer energiegeladenen Angelegenheit macht: Retrogeschwängerte Dancefloor-Action, die einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
In der zweiten Hälfte sind beinahe schon verträumte Zwischentöne durchaus erlaubt, wie beispielsweise bei "Mystery Meat Affair". Der Track klingt wie eine seltsame Mischung aus Prime-Time-Electro und Disco-Schieber, garniert mit den überaus schwülstigen Klängen einer synthetischen Kirchenorgel. In seiner absurd-witzigen Vermischung von Stimmungen und Sounds, die eigentlich nicht zueinander passen und nichts miteinander zu tun haben wollen, ist "Mystery Meat Affair" ein Zombie Nation-Track, wie er typischer nicht sein könnte.
Im schummrigen Licht schräger Club-Locations ist auch der Zombie Nation-Sound 2009 zu Hause. Allerdings sind vereinzelte Discoblitze zur Aufhellung der Atmosphäre in diesem Jahr durchaus erwünscht.
3 Kommentare
Gutes Album. Mir hat das dunkle Black Toys zwar besser gefallen und an Absorber kommt es auch nicht ran. Aber Zombielicious ist wieder mal ein perfektes Showcase der Stärken von Splank! / Zombie Nation. So minimalistisch die Melodien auch sind, sie gehen sofort ins Ohr und mehr verlangt man ja auch nicht.
Wer will schon glitzer Disko, der Kram hier rummst und wummert anständig!
Gutes Album das sich wohltuend von den
üblichen Veröffentlichungen dieses Genres in diesem Jahr abhebt...
ein wirklich super Album, dass durchgehend Spass beim Anhören macht.