laut.de-Kritik

"Love 2"? Warum nicht gleich "Moon Safari 2"?

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Wer einmal auf dem Mond war, hat so seine Probleme, dieses Erlebnis zu toppen. Das geht nicht nur Apollo 11-Astronaut Buzz Aldrin so, der zum 40. Jahrestag der Mondlandung die außergewöhnliche Idee hatte, mit Snoop Dogg und Talib Kweli einen Song aufzunehmen.

Auch Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel, einst Protagonisten einer bemannten "Moon Safari", taten sich in den letzten Jahren schwer mit der Nachlassverwaltung der einstigen Pionierarbeit, besonders auf dem mediokren Vorgänger "Pocket Symphony" von 2007.

Umso zauberhafter, dass "Love 2", ihr fünftes Studioalbum, nicht nur als Neu-Definition fröhlich beschwingter Schwerelosigkeit durchgeht, sondern tatsächlich als Fortsetzung des '98er Klassikers bezeichnet werden darf.

Alle zwölf Songs versprühen wieder diese stilistisch über jeden Zweifel erhabene Brillanz, die man bei dem Duo in den letzten Jahren irgendwie vermisst hat, diesen seltsam dringlichen Easy Listening-Esprit, der doch nie aufdringlich oder belanglos wirkte. Die Frühstückscafés dieser Welt, sie alle verlangten längst nach neuem Stoff (zumindest im Auge ihrer musikbegeisterten Besucher).

Der Single-Auskopplung "Do The Joy" liegt jedoch erstmal ein schwer atmendes, repetitives Gitarrenriff zugrunde, das bald mit analog-quietschenden Moog-Synthies, einem leichtfüßigem Bass und hier da und da eingeworfenen Robot-Voices bestückt wird.

Sprachlos macht erst der zweite Track, ein zwischen den Koordinaten Wärme und Zeitlosigkeit pendelnder Minimalismus mit Flöte und Glockenspiel, der des zarten "Love"-Samples gar nicht bedurft hätte: So himmlisch, so federnd ist eigentlich nur sie, die Liebe. Und die liegt nun endlich wieder in der (französischen) Luft.

Auf "Love 2", mit Ausnahme von Drummer Joey Waronker komplett ohne Gäste im bandeigenen Studio des Nord-Pariser Viertels Belleville aufgenommen, verliert sich das Duo nicht mehr in selbstreferentiellem Mittelmaß, sondern wagt den Schritt nach vorne, was für Dunckel gleichzeitig bedeutete: Schluss mit dem Versteckspiel und ran ans Mikro.

Ob dieser neue Rampensau-Style von Dunckels unbekümmertem Solo-Debüt von 2006 herrührt, kann man nur mutmaßen, jedenfalls schlägt als Resultat die homogenste Songsammlung seit Jahren zu Buche.

Lange agierten die Pariser nicht mehr so ungehemmt wie im knapp siebenminütigen, angejazzten Hippie-Traum "Tropical Disease", federten sie so Neu!-artig wie in "Be A Bee" und reichte die Luft sogar bis zu einem warmherzigen Ende der Marke "Sing Sang Sung".

So belehrt "Love 2" nicht nur alle Zweifler eines Besseren, die dem Lounge-Sound der Pop-Dandys bereits ein Verfallsdatum anhefteten. Es zeigt auch auf, dass so genannte Deluxe Editions nicht immer die einzige Möglichkeit darstellen, ein Jubiläum (zehn Jahre "Moon Safari") zu feiern.

Trackliste

  1. 1. Do The Joy
  2. 2. Love
  3. 3. So Light Is Her Footfall
  4. 4. Be A Bee
  5. 5. Missing The Light Of The Day
  6. 6. Tropical Disease
  7. 7. Heaven's Light
  8. 8. Night Hunter
  9. 9. Sing Sang Sung
  10. 10. Eat My Beat
  11. 11. You Can Tell It To Everybody
  12. 12. African Velvet

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