laut.de-Kritik
Die Black Keys treffen auf Mos Def, ODB und den RZA.
Review von David HilzendegenHybride Kollaborationen aus Rap und Rock haben eine lange Tradition. Run DMC machten gemeinsame Sache mit Aerosmith, Public Enemy und Anthrax brachten uns den Krach, Ice T war und ist ohnehin der laufende Metal. Dieses Mal zeichnen die Black Keys für die Ausführung verantwortlich - und sie haben zwei wichtige Regeln direkt verinnerlicht und umgesetzt: Such dir einen passenden Namen, gerne aufgepeppt mit fehlenden oder verwechselten Buchstaben und - noch viel wichtiger - stell dein Licht bloß nicht unter den Scheffel. Wenn schon Hip Hop, dann großspurig.
Gesagt, getan. Elf Künstler, darunter einige der einflussreichsten Rapper unserer Zeit, schwirren 37 Minuten lang durch Carneys und Auerbachs Klangwelten. Doch das ist nicht alles: Rechtzeitig zur Albenveröffentlichung gibt es mit dem Blakroc Camaro zusätzlich den passenden Schlitten und anständig Bling Bling.
Doch zurück zum Wesentlichen, das sehr viel hausgemachter daher kommt: Keine Samples wurden benutzt, keine verfälschende Nachbearbeitung, nur live eingespielte Vocals und Instrumentierungen. Elf Tage dauerte der Produktionsprozess, elf Titel waren letztlich die Folge.
Dass dabei alle eine gute Figur machen, liegt nicht nur am Talent und der Professionalität der Beteiligten, sondern auch daran, dass die Black Keys nicht nur etwas von Primzahlen verstehen. "Blakroc" will nicht Rappern den Blues beibringen, sondern den Blues zum Rap tragen. So hantiert das Duo aus Akron zwar mit Stromgitarren und selbstverständlich mit der Orgel und der Mundharmonika, in der Hauptsache besteht die Platte jedoch aus klassischen Drums und wummenden Bässen, die vor allem die Vokalisten unterstreichen. Heimspiel für den Hip Hop, Lustreise für den Blues.
Kein Wunder also, dass die großen Namen sich reihenweise bereit erklärten, teilzunehmen. Seinen Anfang nahm das Projekt im Sommer dieses Jahres, als Mos Def seine beiden Stücke in Brooklyn einspielte. Mit dabei auf "Ain't Nothing Like You (Hoochie Coo)" ist Dipset-Capo Jim Jones, der das Projekt wenig später per Twitter öffentlich machte. Mighty Mos spielen die eklektischen Anlagen der Black Keys freilich in die Karten, "On The Vista" hätte seinen Platz mit ziemlicher Sicherheit auch auf "The Ecstatic" finden können.
Die Platte eröffnen dürfen trotzdem zwei andere: Dirty South-Rapper Ludacris und Ol' Dirty Bastard treffen sich zum Testosteron-Abgleich ("Daddy, divine, I got a woman so fine / That I gotta have it, like a rabbit, almost all of the time"). Nach N.A.S.A. ein weiteres Feature des New Yorkers, das posthum produziert wurde. Der Ausverkauf beginnt und er wird wohl kaum so hochwertig bleiben, wie das enorm infizierende "Coochie".
Nichtsdestotrotz beschäftigt sich der Rest größtenteils mit klassischen Bluesthemen: Die Schwere des Lebens, die zusätzlich durch schlechte und böse Frauen verstärkt wird. Der RZA weiß davon ein Liedchen zu trällern, M.O.P-Mitglied Billy Danze und NOE ebenfalls. Das kommt also dabei raus, wenn man Rappern nicht wochenlang Zeit lässt, um ihre Lyrics zu schreiben, sondern sie - wie geschehen - direkt im Studio spontan in die Aufnahmekabine sperrt?!
Sie wollten eine dreckige Platte machen, die ein bisschen wie das frühe Wu-Zeug klingt, schließlich seien sie seit jeher Riesenfans des RZAs. Ganz geklappt hat das nicht, ein Mordserlebnis für den Hörer ist "Blakroc" dennoch. Rap und Rock funktioniert auch 16 Jahre nach "Judgement Night", besonders in Verbindung mit einem Umstand, den Pharoahe Monch am besten zum Ausdruck bringt: "Fuck the white ones, the Black Keys got so much soul."
15 Kommentare
Na, da darf man gespannt sein.
Auf Youtube mal Coochie getestet und für gut befunden 8)
Sehr Cool vor allem der track mit Mos Def gefällt mir sehr gut.
Die beiden RZA-Tracks sind toll, alles andere ganz gut, was für mich als Rap-Uneingeweihten schon das bestmögliche Urteil darstellt.
bei noe dachte ich auch erst ich hör den jigga-man...
auf jeden fall mal ne geile platte die man trotz der unterschiedlichen vocalisten exzellent am stück durchhören kann, gern auch mehrmals hintereinander.
geiles zeuch