laut.de-Kritik
Kein Mensch will mehr diese Autotune-Refrains hören!
Review von David HilzendegenChris Brown wirft Fragen auf. Keine künstlerischen, wohl gemerkt. Davon bleibt er auch mit dem fünften Album seiner Karriere weit entfernt. Die Frage zielt vielmehr auf den Hintergrund, vor dem man Brown bewerten soll. Ist es möglich – und überhaupt angemessen – den Sänger Chris Brown getrennt von der Privatperson Chris Brown zu betrachten?
Drei Jahre ist es her, dass er seiner damaligen Freundin Rihanna vor dem Auftritt bei den Grammys ein Veilchen schlug. Seither ist der bald 23-Jährige mit verschiedenen anderen aggressiven Auswüchsen regelmäßiger Gast in den Medien. Solche Geschichten werfen lange Schatten, so dass Texte wie der von "Biggest Fan" in einem äußerst dubiosen Licht erscheinen.
"When you scream I need to pull your body closer, let me sex you baby. Girl you better not change your mind." Falls doch, regelt eine Faust das Problem? Zumindest heißt es im gleichen Text: "No is not an option." Was ja logisch ist, denn "it could get ugly before it gets beautiful" ("Don't Judge Me").
Es gibt noch mehr solche Beispiele. "Girl I just wanna see you strip, right now", heißt es im passend betitelten "Strip". Und warum? "Cause it's late, babe." Falls diese Begründung nicht reicht, geht das Interieur zu Bruch wie beim Interview mit Good Morning America im vergangenen Jahr, als Moderatorin Robin Roberts wagte, die Schläge gegen Rihanna anzusprechen? Na, dann besser: "Panties, bra, you can take it off." Aber nicht die roten High Heels, "cause I like my women tall" und "hotter than sauna".
Möglicherweise sind diese Assoziationen zu hart und unangemessen. Möglicherweise sollte man Chris Brown, wie andere Sänger auch, losgelöst von seinem Auftreten abseits des Studios und der Bühne betrachten. Aber er lässt einem fast nichts anderes übrig. "Fortune" hat ansonsten einfach zu wenig zu bieten, über das es sich zu schreiben lohnte.
Dabei ist die Platte – abgesehen von den stellenweise durch und durch peinlichen, weil auf Teufel komm raus schlüpfrigen Texten – nicht einmal schlecht. Gut auch nicht, vielmehr mittelmäßig, irgendwo zwischen Himmel und Hölle – und so bodenlos langweilig, dass die 55 Minuten Spielzeit wie eine halbe Ewigkeit wirken. Da helfen selbst die Twitter-Arien nichts, mit der Brown die Spannung auf das Album schüren wollte.
"Dubstep records on my album sounding crazy", twitterte er im Januar. Im Februar erschien die Tracklist und im Juli ist noch immer nicht klar, was er eigentlich meinte. "Trumpet Lights" hat zwar in der Tat Dubstep-Einflüsse, "crazy" macht dieser kuriose Hybrid aus Dancepop und Salsa aber wirklich nicht. Zumindest nicht im positiven Sinn. Glauben diese R&B-Menschen denn wirklich, dass die Masse nur auf billige Eurodance-Beats zappeln kann oder will?
Es sieht ganz so aus, denn die anderen beiden Dance-Tracks, "Turn Up The Music" und "Don't Wake Me Up", fahren die gleiche Schiene. Wobei Produzent Benny Benassi letzteres offensichtlich ernst genommen hat. Ansonsten hätte er Chris Brown mal flüstern können, dass wirklich kein Mensch mehr diese Autotune-Refrains hören will. Scheint der Gute verschlafen zu haben.
Hip Hop ist ohnehin eher sein Ding. "Till I Die" soll wohl an den Erfolg von "Look At Me Now" anknüpfen. Damals wie heute schart Brown zwei der derzeit angesagtesten Rapper um sich. Allerdings sind Big Sean und Wiz Khalifa halt kein Busta Rhymes, und Produzent Danja ist nicht Diplo. So bleibt der lauwarme Posertrack zwar annehmbar, aber weit hinter dem Vorbild zurück.
"Ich finde, er ist ein Arschloch. Aber er ist ein Künstler. Und er ist gut in dem, was er tut", sagt Diplo heute – was Brown gemeinsam mit Nas in "Mirage" prompt unter Beweis stellt. Vor dem Drumkit des TLC-Welthit "Waterfalls" sinniert das Duo im Highlight des Albums etwas weinerlich über eine zerflossene Liebe: "Sorry boo boo you gets no love, no love."
Die bekommt Brown für die schmierigen Midtempo-Balladen "2012", "Sweet Love" und "Stuck On Stupid" aber auch nicht. Ein Jammer, dass er wie schon Usher zuvor nicht an den starken Teilen der Platte festhält, sondern unbedingt jedem irgendetwas verkaufen will. Das Schlimmste daran: Es funktioniert und wird weiter klappen.
"Fortune" ist insgesamt so konturlos und austauschbar, dass mit Sicherheit noch der ein oder andere weltweite Top10-Hit dabei herausspringen wird. In UK hat es schon für die erste Spitzenposition in den Albencharts seiner Karriere gereicht, die Billboard-Charts führt er mittlerweile auch an, Airplay noch und nöcher ist ihm sicher.
Kurioserweise dürfte sein Privatleben daran einen nicht geringen Anteil haben. Schließlich ist Brown wegen einer Nachtclub-Schlägerei mit Drake seit einigen Wochen wieder omnipräsent in den Schlagzeilen. Zudem muss er wegen möglicher Unregelmäßigkeiten im Zuge seiner Verurteilung nach den Schlägen gegen Rihanna noch einmal vor Gericht. Die Richterin sieht Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der gemeinnützigen Arbeit, die er verrichten muss. Schlechte Presse ist augenscheinlich wirklich gute Presse.
26 Kommentare
mehr scheisse. Ich wiederhole micht nicht.
Ich nutze diesen Thread dafür dieses mal, um folgendes zu erklären:
"Kein Mensch will mehr diese Autotune-Refrains hören!"
leider doch. Anscheinend gibt es immernoch genug Penner die diese Scheisse kaufen. Sobald genug Leute die Schnauze voll haben, wirds nicht mehr gekauft und es mausert sich ein neuer Hype. (Ob besser oder schlechter sei mal dahingestellt.)
das einzige was wir tun müssen, ist solche Leute vom CD Kauf ab zu halten. Man könnte sie beispielsweise gesetzlich entmündigen (das käme unter Umständen auch der Politik zu gute wenn solche armen Teufel nicht mehr wählen dürfen), oder man sollte sie gleich alle .... zum Teufel jagen.
bis dahin bleibt nur weghören, wenns eim nicht gefällt.
Bei aller verachtung für den Kerl konnte man 'FAME' ja noch ein paar Songs entlocken die etwas konnten ('Look At Me Now' zb.), hier allerdings findet man keinen Song der auch nur Ansatzweise hängen bleibt. (Gin mir jedenfalls so)
Schmieriger RNB und viel zu überprodizierter Eurodance an allen Ecken.
Ekliges Album, ekliger Kerl.
"Glauben diese RnB-Menschen denn wirklich, dass die Masse nur auf billige Eurodance-Beats zappeln kann oder will?"
Das is doch Schwachsinn. Diese Aussage würde Sinn ergeben, wenn Chris Brown und Konsorten nichts verkaufen würden. Aber ganz im Gegenteil: Die Menschen kaufen wie verrückt. Auf der ganzen Welt hört man nur noch solchen Schrott, die Menschen wollen NUR NOCH zu solchem Mist abzappeln.
Und solange das so ist, kann man doch auch nachvollziehen, dass die "RnB-Menschen" sowas produzieren, um sich selbst reicher zu machen.
Ich würde mich da eher fragen, wieso das alles so gut ankommt. Und auch nicht "immernoch", denn diese Art von Musik mit Autotunerefrains war noch NIE in irgendeiner Hinsicht ansprechend.
Ein Album und ein Typ, das Komplettpaket darf man mit guten Gewissen hassen.
chris brown hat ein sehr großes potential das er nicht nutzt. seine letzen 3 alben waren alle schlecht. auf jedem album fand ich immer 1-2 lieder sehr gut aber das reicht nicht. vllt nächstes mal...
Habt ihr das Album mal gehört bevor ihr nur Schwachsinn schreibt und euch über die ach so schlimme Entwicklung der Musikwelt beschwert?
Antwort nein oder zumindest Ohr und Hirn ausgeschaltet, denn sonst würde jeder merken was für ein Schwachsinn geschrieben wurde.
Falsche Zitate..falsche Zuordnungen...einfach nur wiedermal ein Kackreview bei Chris Brown. Auch wenn es hier immernoch nicht ganz so dreist ist wie beim Album X.
Sehr unprofessionell...sehr schwach.
Zuviele der Autoren scheinen inkompetente Hobbyschreiber zu sein die sich hier ein Forum schaffen.