laut.de-Kritik

Viel zu viele "Girls" schwirren in diesem Milchbubi-Kopf.

Review von

"Der englische Justin Bieber" - dieser Vergleich steht Conor ganz gut. Zumindest die Entstehungsgeschichte von "Contrast" ist fast die selbe: Der junge Conor denkt sich im Alter von 15 Jahren, er müsse Drake oder Usher covern, und stellt die Videos zum Spaß auf Youtube. Es folgen mit der Zeit 90 Millionen Klicks, 300.000 Follower auf Twitter und drei Jahre später sogar der Plattenvertrag mit EMI/Parlophone.

Optisch kann Conor ebenfalls gut mithalten: Große blaue Augen, Babyhaut, auf der kein Stoppel Bart zu sehen ist, und ein nettes Lächeln, das zieht bei Teenie-Girls immer. Das wusste auch Justin.

Stimmlich hat der mittlerweile 19-Jährige nicht außergewöhnlich viel zu bieten, wird man doch zu sehr an eine jüngere Version von Justin Timberlake oder Ne-Yo erinnert. Das fällt sicher niemandem auf, dachte sich Conor vielleicht, wenn da erst mal ein paar hochkarätige Produzenten dran gearbeitet haben, wird es garantiert ein Hit! Damit könnte er tatsächlich richtig liegen.

Das etwas retro-soulig angehauchte "Lift-off" wurde beispielsweise von Pharrell Williams produziert, und das hört man eindeutig. Der Track könnte sogar eingefleischten N.E.R.D.-Fans gefallen, da er den typischen Neptunes-Sound mit sich bringt. Für die Produktion flog Conor sogar extra nach Miami, aber für einen Mann, der schon Madonna oder Justin Timberlake produziert hat, ist das ja ein Muss.

Neben Pharrell hat der Jüngling außerdem mit Größen wie Jermaine Dupri, Kevin Rudolph und Midi Mafia zusammen gearbeitet, die immerhin für Hits von Künstlern wie Usher, Lil' Wayne oder 50 Cent verantwortlich sind. Mit Ne-Yo kam der Song "Turn Around" zu Stande, der als zweiter Track auf dem Album definitiv Potential hat, die ersten Tanzwütigen auf die Tanzfläche zu zerren.

Die größten Ohrwurm- und Mitsing-Qualitäten hat wohl "Take Off": Conor besingt, gewohnt dramatisch, den Wunsch, mit dem Mädchen – oder soll ich sagen Frau?- seines Herzens, davon zu fliegen, und alle(s) hinter sich zu lassen. Allgemein darf man allerdings nicht versuchen, Conors Texte zu übersetzen und nach Tiefe und Inhalt zu suchen, denn im Grunde dreht sich jedes Lied um ein einziges Thema: Girls.

Das war ja schon zu vermuten, als Conor uns im Frühling die ganze Zeit "Girls, Girls, Girls/ I just can't say no" vorsang, aber es geht leider Gottes auf dem gesamten Album so weiter. Mal trauert er um eine verlorene Liebe, wie im etwas langsameren "Just In Case". Mal spielt er Spielchen mit den Frauen, etwa in "Better Than You". In "Another One" wird er auch noch richtig anzüglich ("She said she wanna peel my banana") und versucht, mit französischen Floskeln zu verführen. Aber meistens thematisieren seine Stücke das Verlangen, mit einem Girl im Club zu tanzen, das ihn einfach niemals gehen zu lassen.

Conor sagte einst über die erste Single "Can't Say No", die schon im März 2012 veröffentlicht wurde: "Die Hauptsache für mich war, dass es nicht zu poppig wird. In meiner Vorstellung wollte ich anders sein, nicht dem folgen, was gerade passiert." Wird Conor, wie Pharrell Williams prophezeit, "die Popmusik verändern"?

Das ist wohl etwas viel verlangt, aber Conor bietet zwölf Songs mit viel Ohrwurm-Potential. Auch wenn die Texte nicht der Rede wert sind, mitsingen kann sie nach drei mal Hören jeder. Zumindest pubertierende Pop- und R'n'B-Liebhaber werden "Contrast" kaufen und Millionen Girls werden Conor zu Füßen liegen – wenn sie das nicht ohnehin schon tun. Da muss er eigentlich gar nicht mehr seine Französischkenntnisse auspacken.

Trackliste

  1. 1. Animal
  2. 2. Turn Around (feat. Ne-Yo)
  3. 3. Vegas Girl
  4. 4. Can't Say No
  5. 5. Lift Off (feat. Pharrell)
  6. 6. Mary Go Round
  7. 7. Take Off
  8. 8. Better Than You (feat.Rita Ora)
  9. 9. Another One
  10. 10. Pictures
  11. 11. Glass Girl
  12. 12. Just In Case

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