laut.de-Kritik
Vor lauter Gästen lässt sich eine eigene Handschrift kaum erkennen.
Review von Toni HennigMit ihrem selbstbetitelten Album stürmten Dämmerland, bestehend aus Malte Hoyer von Versengold und Hannes Braun von Kissin' Dynamite, letztes Jahr auf Platz 2 der deutschen Albumcharts. Auch "Dämmerland 2" erscheint inklusive Roman bzw. Hörbuch mit vielen bekannten Sprechern aus der Rock- und Metal-Welt und knüpft in der Abenteuer-Geschichte um Hauptprotagonist Fiete nahtlos an den ersten Teil an. Wie zuletzt kann man auch wieder eine 1-CD-Version mit sämtlichen Songs aus dem Hörspiel kaufen.
Im folkigen Opener "Schiff Aus Glas" mit Versengold schwingt eine Menge Fernweh mit, während Annie Hurdy Gurd in "Sand Der Zeit" von der Endlichkeit singt und The Dark Tenor dazu etwas Ethno-Feeling liefern. Annie hört man auch in "Von Welt Zu Welt", das man sich auch als musikalische Hintergrundbeschallung für ein Pen & Paper-Rollenspiel gut vorstellen kann. Etwas Shanty-Feeling kommt in "Mehr Ist Mehr" mit Mr. Hurley & Die Pulveraffen auf, wenn es der "höher, schneller, weiter"-Mentalität in unserer Leistungsgesellschaft an den Kragen geht.
"Willkommen In Der Dunkelheit" mit Eisbrecher versumpft im stumpfen Deutschrock, während es in der traurigen Ballade "Rosenrot" mit Jennifer Haben, Eklipse und Beyond The Black um Abschied vom "alten" Glück geht. In "Wie Du Mir" mit Vito C. von J.B.O. und "Außer Suppe, Alles Schnuppe" mit Bülent Ceylan bekommt man etwas Humor, der aber nicht so recht zündet.
Etwas melodisches Darkwave-Feeling versprüht die Außenseiterhymne "Umarme Das Mysterium" mit Joachim Witt. Hämatom hauen uns in "Lauter Lügen" dagegen derbsten NDH um die Ohren, jedoch mit guter Botschaft, wenn Populisten ihr Fett wegbekommen ("Wahrheit sagt nur der, der lauter schreit").
Bei "Du Kommst Hier Nicht Rein" mit The Baseballs handelt es sich um eine Rockabilly-Nummer, die textlich aber etwas zu abgedreht und zu albern ausfällt. Das gemeinsam mit The Trouble Notes entstandene "Für Fiete" bildet einen getragenen Abschluss.
Leider lässt sich, wie bereits bei dem Vorgänger, kaum ein roter Faden erkennen, wenn man die Tracks aus dem Hörspielkontext reißt, was jedoch nicht mal den größten Kritikpunkt an "Dämmerland 2" darstellt. Die Gäste drängen Dämmerland so sehr ihren eigenen Stempel auf, dass das Projekt kaum noch so etwas wie eine eigene musikalische Handschrift zeigt. Malte Hoyer und Hannes Braun verkommen zu Nebenprotagonisten auf ihrem eigenen Album.


2 Kommentare mit 5 Antworten
Warum das hören, wenn man auch was gutes lesen und dazu gute Musik anmachen kann?
Achso ist ein Kinderhörspiel, na dann sei es verziehen.
War das jetzt ein guter Diss oder fehlt der Hinweis auf die Zielgruppe in der Rezension?
Einfach Unwissenheit was dieses Projekt genau sein soll.
Hatte mir die Rezi zum ersten Album angesehen und da stand: 'Ursprünglich wollten die beiden ein reines "Hörspiel für Kinder" schreiben. Daraus entwickelte sich mit Dämmerland ein "großes" und familienfreundliches "Hörspiel" mit Fantasy-Thematik "mit vielen Liedern und vielen Gästen"'
Hab's danach einfach als Kinderkram abgeheftet.
ich kanns immernoch nich glauben dass daniel caesar review draußen ist ich weiß nichmal was ich jetzt noch kommentieren soll
Du hast fertig.
...altbekanntes Problem: alle Ziele wurden erreicht und/oder die maximal mögliche Freiheit erkämpft. Dann steht man auf dem Hügel seines Vertrauens, fühlt sich wie Legolas und würde gerne vor Freude durch die Wälder huschen. Dann kommt die Leere, nichts als Leere, die dadurch unterstrichen wird, dass das Rauschen des Windes in den Blättern einen leichten Kontrast herstellt. Dann fühlen wir: wir sind im wahrsten Sinne sinnlos. Einfach nur da. Wie die Natur. Genau deswegen wird der Kapitalismus auch bald scheitern: wir können nicht glücklich sein. Das höchste der Gefühle ist ein in sich kehren und teilhaben am Sinnlosen, ohne ständigen Konsum. Ohne Ablenkung. Tod und Leben sind dasselbe, sie können nur nicht auf einander verweisen. Merk' Dir das, mein Freund.