laut.de-Kritik
Ohne Nyström eine zweischneidige Angelegenheit.
Review von Toni HennigKatatonia trennten sich in diesem Jahr von Gitarrist und Gründungsmitglied Anders Nyström. Nyström erklärte in mehreren Statements auf Social Media, dass die Schweden das "Material" vor der Jahrtausendwende nicht genug würdigen würden, und schlug deshalb vor, live "ab und zu ein spezielles Old-School-Set zu spielen", was bei der Band jedoch auf "taube Ohren" stieß. Diese künstlerischen Differenzen gepaart mit Kommunikationsproblemen führten laut Nyström letzten Endes auch zur Trennung.
Ersatz an den Saiten hat Jonas Renkse, der sich als alleiniger Songwriter auf den letzten paar Alben auszeichnete, in Form von Nico Elgstrand und Sebastian Svalland gefunden. Nun legt die Formation mit "Nightmares As Extensions Of The Waking State" zwei Jahre nach "Sky Void Of Stars" eine recht introspektive Platte vor.
Die beginnt mit dem saustarken Opener "Thrice", der sich zwischen ambienten, getragenen Momenten, schweren, oldschooligen Riffs und proggiger Fingerfertigkeit bewegt und gegen Ende gehörig an Intensität gewinnt. Hier hört man wie bei so manchen Tracks aus der mittleren Schaffensphase eine gewisse Dringlichkeit immer noch gut heraus. Ebenso wie im Refrain von "The Liquid Eye", das zwischen ruhigen Strophen, etwas lauteren Tönen im Refrain und paar netten solistischen Akzenten an den Saiten hier und da jedoch schon schnell die songwriterische Fährte für den Großteil des Albums legt.
"Wind Of No Change" überrascht mit stampfendem Fundament und dunklen Chören. Wenn in der Hook "Hail Satan" ertönt, hat das kaum Blasphemisches, sondern etwas Dunkles. Das atmosphärische und recht sperrige "Lilac" stellt eine ziemlich mutige Wahl für die erste Single dar, während "Temporal" mehr an das Moderne des Vorgängers anknüpft.
"Departure Trails" bewegt sich schon deutlicher in schleppenden Gefilden, aber instrumental setzt die Band in der Nummer ein paar feine jazzige Akzente. Danach ruhen sich die Schweden allerdings zu sehr auf ihre melancholischen Qualitäten aus, gepaart mit dem ewig gleichen Songwriting, so dass die Stücke ohne nennenswerte Höhepunkte am Hörer vorbeirauschen. Von der Dringlichkeit der ersten paar Tracks bleibt so gut wie rein gar nichts mehr übrig.
Positiv sticht noch "Efter Solen" heraus, das zwar immer noch recht ruhig und mit viel Piano daherkommt, durch den durchgängig schwedischen Gesang, den man bei Katatonia auch nicht alle Tage hört, jedoch kurz aus der Lethargie reißt. Insgesamt erweist sich die Scheibe als recht zweischneidige Angelegenheit. Gerade der Beginn zeugt von viel neu gefundener Energie, während die zweite Hälfte für Bandverhältnisse geradezu einfallslos und uninspiriert wirkt. Etwas mehr Zeit hätte den Nummern sicherlich nicht geschadet. So wirkt die Platte dann doch etwas zu sehr wie ein Schnellschuss.
9 Kommentare mit 12 Antworten
Zu schade mit Nyström. Er hatte da eine tolle Idee. Mal Brave Murder Day live hören, wäre zu schön gewesen.
Ja, allerdings. Das wäre echt der Hammer. Könnte mir aber vorstellen, dass er es mit einer neuen Band durchzieht. Rechtlich sollte das gehen.
Darauf hoffe ich mal auch
Also über die Jahre nach wie vor technisch erhaben, aber leider ist das ganze auch irgendwie auserzählt seit einigen Jahren
Dafür liebe ich Katatonia …
… nicht mehr so.
GENIAL
Nyström hat auch schon auf den letzten Alben quasi nicht mehr mitgewirkt, aber da liess sich das noch nicht so ausschlachten.
Mir zu gleichförmig. Ja, metallischer als die Vorgänger aber ein wenig mehr Abwechslung hätte geholfen. Packt mich nicht.
Geht mir genauso. Habe nach mehrmaligem Hören das Gefühl, immer denselben Song zu hören.
Ich hätte nie gedacht, dass sie sich mal zu einem Mist wie „Wind of no change“ herablassen. Mit furchtbarem Chor, der nach Symphonic Metal klingt und Hail Satan im Refrain.
Ich denke, Zynismus hilft uns nicht weiter.
...hm, hab es mir noch nicht angehört
aber lieber "Wind of no change" als "Wind of change" von den Scorpions...
Hast du was gegen Satan*in,
oder nur etwas gegen den Gesang,
mit dem er/sie gehuldigt wird?
@Losti …
wenn schon Zynismus nicht mehr weiterhilft.
@MeisterPro …
hör die doch mal den Anfang vom Song an. Klingt für mich wie die Singenden Mönche. Hab weder was gegen Satan, Satanena noch Sataninchen, aber Hail Satan passt zu Katatonia wie Tiroler Nussöl zu Celtic Frost.
Hört lieber die neue ...And Oceans. Die ist wirklich recht geil.
"Wind Of Change" unerschütterlicher Klassiker.