laut.de-Biographie
Linkin Park
Wir schreiben die ganz frühen Nullerjahre, die NuMetal-Bewegung ist kurz vor ihrem absoluten Höhepunkt. Aus einem Sound, der zuvor noch unter Begriffe wie Crossover oder Rapmetal fiel, ist die größte Jugendbewegung des Alternative Rock geworden. In Skateparks und Kinderzimmern wird dem Pubertätsfrust mächtig Luft gemacht. Aggressive Songs über Teenage Angst und Außenseitertum dominieren die Rockradios weltweit.
Während in Deutschland die Guano Apes mit geshouteten Vocals und Powerchords Karriere machen, trifft in den USA neben Korn, Limp Bizkit und Slipknot niemand so präzise den Zahn der Zeit wie Linkin Park. Schlagzeuger Rob Bourdon, Gitarrisdt Brad Delson, DJ Joseph Hahn, Sänger Mike Shinoda und Shouter Chester Bennington nennen sich 1996 erst Xero, dann Hybrid Theory, bald Linkin Park (Slang für "Lincoln Park").
Dank Majorsupport avancieren die fünf Kalifornier 2001 in kürzester Zeit zur Blaupause eines Genres. Shinoda rapshoutet, Bennington shoutsingt, DJ Hahn liefert die aus dem HipHop übernommenen Scratch-Parts. Kurz: Linkin Park zielen stets melodieseelig auf die ganz große Masse. Mann könnte es Hard-Pop nennen.
Die Gitarren sind verzerrt und druckvoll genug, um die junge Klientel mitzureißen, die Videos kommen durchgestylt und düster. Gleichzeitig wirkt die Präsentation aber nie zu befremdend, als dass die Elterngeneration Angst um ihre Schützlinge bekäme - "Parental Advisory"-Sticker hin oder her.
"Hybrid Theory", das 2000 den NuMetal-Hype mit auslöst, erlangt schnell Gold- und Platinstatus auch in Brasilien, Kanada, der Schweiz. In den Vereinigten Staaten erntet die Band für ihr Debütalbum gleich zwei Grammy-Awards. Logische Folge: der Superstarstatus.
Klar, dass Linkin Park in Europa von Anfang an Hallen statt Clubs bespielen, zumal sich auch ihr zweites Album "Meteora" (2003) bestens verkauft. Auch auf Festivals rangieren Bennington und Co. schnell auf Augenhöhe mit naher (Deftones) und fernerer Artverwandtschaft (Metallica). Eine Bastardpop-Platte mit Rapkrösus Jay-Z entsteht, für das dritte Album "Minutes to Midnight" holt man 2007 Produzentenlegende Rick Rubin persönlich ans Mischpult.
Und wie das so ist mit Jugendbewegungen - irgendwann werden Teens zu Twens, adoleszente Wut weicht differenzierter Betrachtungsweise, aber vor allem: der nächste Trend kommt bestimmt. In vorliegendem Fall übernimmt Vintage-Rock die Wachablösung.
Während die Kalifornier noch vom Ruhm vergangener Tage profitieren, führt das Genre NuMetal heute wieder ein Nischendasein. Neben Grunge, Britrock, Punk-Revival und all den anderen verblassten, rockistischen Eroberungen des Mainstreams.
Unterdessen setzen Linkin Park verstärkt auf elektronische Beats und setzen sich mit "A Thousand Suns" (2010) und "Living Things" (2012) zwischen alle Stühle. Erst mit "The Hunting Party" kehren sie zu ihren Wurzeln zurück und setzen wieder mehr auf Alternative Metal.
Im Mai 2017 erscheint das siebte reguläre Studioalbum "One More Light" und sendet vorab widersprüchliche Signale aus. Der erste veröffentlichte Song "Heavy" feat. Kiiara gilt vielen alten Fans als zu poppig, dafür haben die Jungs mit "Good Goodbye" feat. Pusha T und Stormzy aber wenigstens auch wieder einen echten Rap-Rock-Hybrid an Bord.
Ein schwerer Schicksalsschlag trifft die Band kurz nach der Veröffentlichung. Am 20. Juli 2017 wird Sänger Chester Bennington leblos in seinem Haus in Los Angeles aufgefunden. Als Todesursache melden mehrere Medien Suizid. Bennington litt wie der mit ihm gut befreundete Soundgarden-Sänger Chris Cornell an Depressionen. Er wurde nur 41 Jahre alt.
Die übrigen Bandmitglieder sind nach diesem Schicksalsschlag selbstverständlich geschockt. Sie erstellen eine Kondolenz-Seite für Chester, damit sich seine Fans von ihm verabschieden können. In einem Facebook-Post deuten Linkin Park an, dass sie in irgendeiner Form weitermachen werden ("Unsere Liebe zur Musik ist unauslöschlich.")
Drei Monate nach seinem Tod laden Shinoda und Co. befreundete Bands zu einem Tribute-Konzert in Los Angeles ein. Unter dem Titel "Linkin Park And Friends Celebrate Life In Honor Of Chester Bennington" treten am 27. Oktober unter anderen Daron Malakian, Shavo und John Dolmayan von System Of A Down, Korn-Sänger Jonathan Davis, Blink-182, Ryan Key von Yellowcard, Machine Gun Kelly, Kiiara und Bring Me The Horizon-Sänger Oli Sykes auf. Das Horrorjahr beschließen Linkin Park am 15. Dezember 2017 mit der Veröffentlichung von "One More Light Live", einem Livealbum mit Songs aus mehreren Konzerten zum letzten Studioalbum mit Chester Bennington.
Sieben Jahre nach dessen Tod dürfen Fans sich erstmals wieder über neue Musik von Linkin Park freuen. Im September stellen sich die Amerikaner mit zwei neuen Mitglieder*innen in L.A. für einen Livestream auf die Bühne und geben somit gleich ihr neues Line-Up bekannt. Chesters Job macht nun Dead Sara-Sängerin Emily Armstrong, an den Drums sitzt statt Rob Bourdon nun Colin Brittain. Bourdon zeigte kein Interesse an einer Reunion.
Die Band veröffentlicht die Single "The Emptiness Machine" und kündigt das neue Album "From Zero" an, das am 15. November erscheint. Von sechs Konzerten weltweit spielen Linkin Park auch eine Show hierzulande. 15.000 Fans aus der Rock am Ring-Zielgruppe feiern im September in Hamburg ausgiebig die Linkin-Park-Festspiele mit neuer Sängerin - während vor der Halle Unzählige vergeblich um Eintritt betteln. Kurz darauf folgt mit "Heavy Is The Crown" schon ein zweiter neuer Song, der auf das Studioalbum Appetit macht. "The Emptiness Machine" erobert derweil nicht nur Platz 1 der deutschen Singlecharts, sondern ist bis dato der erfolgreichste Rocksong des Jahres 2024.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Transformers.
Noch nichts zum Suizid von Chester Bennington? Schon auffällig nach Chris Cornell im Mai und wohl auch wieder "suicide by hanging"
Wird morgen Vormittag auch auf laut.de nachzulesen sein.
Traurige Sache, das.
Holy fuck!
Mal gucken, wie und ob es ohne ihn weitergeht