laut.de-Kritik

Spätpubertäres Sprücheklopfen auf geklauten und offiziellen Zitaten.

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Von Beruf Berufsjugendlicher zu sein, schreit nach Altersteilzeit. 39 Minuten mag zwar die Standardlänge einer Vinyl dauern, Maroon 5 haben aber auf 70 Prozent reduziert und landen für "Love Is Like" bei 27,5 Minuten. Ihr Sample- und Nachahm-Reigen kennt keine Gnade und würde eine Änderung des Bandnamens zu Motown 5 nahe legen. Die Anzahl an Songwriter- und Producer-Namen rechtfertigt in manchem Song den Namen Maroon 11.

Erst darf der Klassiker "Silly, Wasn't I" von Ashford und Simpson dran glauben, dem Pärchen, das einst so fleißig Marvin Gaye, Tammi Terrell, Diana Ross, Martha Reeves, Chaka Khan und sich selbst mit Hymnen für die Ewigkeit belieferte. "Love Is Like ft. Lil Wayne" baut maßgeblich auf jenem Golden Oldie auf. Ein weiterer Clou lässt sich nicht ausfindig machen. Der Track recycelt einfach ganz nett, aber völlig unsubtil, anders als Doja Cat bei "Walk On By" in "Paint The Town Red". Ganz schrecklich hört sich Waynes Ausschleichen aus der Rap-Strophe und Einmündung in den Gesangs-Chorus an.

Als peinlich erweisen sich gar auch manche Texte: "But let me tell something: I really want to change / but that's impossible / 'cause bad habits, they stay", bekundet Adam Levine in "Jealousy Problems". Er inszeniert hier die Art von post-pubertär gebliebenem Typen, über den sich die "Mädchen Mädchen" im aktuellen gleichnamigen Kinofilm lustig machen oder an dem sie manchmal verzweifeln: Sprüche klopfende, maskulinozentrische Langweiler, denen jede Empathie und jegliches Schamgefühl abgeht.

Damit die Girls so einem doch auf den Leim gehen, braucht es anfangs Textbausteine wie "turn all the negative into positive, yes, I did. / Find me waitin' in the sunshine, dreamin' of you, always / Dyin' for you, all night", und in "Yes I Did" reproduzieren Maroon 5 diese Phrasen so geballt, dass die übertrieben lässige Funk-Reggae-Pop-Mischung erst recht zu banalem Gedudel verkommt.

Dieses und auch alle anderen Lieder pflegen eine catchy Verpackung, ein melodieseliges Intro, das einem bekannt vorkommt, manchmal sogar ein Outro mit freistehenden Instrumental-Passagen. Hier in "Yes I Did" handelt es sich um ein Funkrock-Guitar-Solo der Marke Kravitz/Slash. Das vermeintliche Highlight inmitten eines sonst so statisch geratenen Liedes, das man bestenfalls von einer Lied-Skizze sprechen kann, ist dann doch kein Höhepunkt, sondern von verwaschener Konsistenz. Es hört sich eher penetrant als schön an. In "All Night" trägt Adams Vater Fred, ein Saxophonist, alles, und zwar leider mit einer "Narcotic"-Interpolation von Liquido als Melodie-Motiv, die Tonleiter einmal anders herum gespielt. Es ist einer von vielen schlechten Abklatsch-Momenten, aber zumindest mal einer, der Motown außen vor lässt.

Nicht bei jedem ungefragten Ausborgen von Disco- und Soul-Glanz lassen sich Levine und seine Kumpels ertappen. Doch auch in "Burn Burn Burn" und "I Like It ft. Sexyy Red" verstecken sich Verwurstungen. Ohne sie wäre wohl nichts außer ein bisschen Gelaber und ein strohiger Beat vorhanden. Gut nachempfunden wirkt der Pump-Beat im Stile von Stardust und Daft Punk.

Um nochmal die Komödie "Mädchen Mädchen" zu zitieren, während die Maroons sowieso vieles zitieren: "Dieses Ge'hey'e muss aufhören", meint Hauptfigur Inken übers vieldeutige Wörtlein 'hey', und bei Adam Levine muss das Ge'ooooh'e aufhören. "Priceless ft. Lisa" fährt zur nichtssagenden Basic-Drum-Machine ordentlich viel "oooooo-oooooooh-oooooh" auf. Dass Janet Jackson nebst ihren Co-Writern Jimmy Jam, Terry Lewis und René Elizondo da noch nicht geklagt haben, verblüfft angesichts der extremen Ähnlichkeit zu "Together Again" aus "Velvet Rope".

Kaum Protest regt sich auch in der Internet-Community gegen die Dünnbrettbohr-Machart der Tracks. Im Gegenteil: Adam gibt zu bedenken, Fans hätten mal wieder so einen Sound wie vor 20 Jahren eingefordert. Und den habe man liefern wollen - ein Konzept zum Gähnen. Offenbar trifft das wirklich einen Nerv und die Gefolgschaft der Band ist leicht zufrieden zu stellen. Mit K-Pop-"Rockstar"-Lisa liefert man einen Hype-Faktor, und mit einem Videoclip, der ausschaut, wie man sowas eben auch vor 20 Jahren im 'Urban'-Boom anfertigte, servieren Maroon 5 den nächsten Schrill-Effekt.

Der Clip spiele aufs alte "Mr. & Mrs. Smith" mit Angelina Jolie, Brad Pitt und Adam Brody an, verlautbart die Band. Bezüglich des Songs zeigt sich Levine stolz, eine Audio-Message von seinem iPhone ins Lied integriert zu haben. Das Stück betone "die Einzigartigkeit und Besonderheit tiefer Beziehungen", weiß das US-Portal Genius in einer feinfühligen Textanalyse. Wahnsinn, oder?! Sowas gab es ja lange nicht.

Das Video zu "All Night" wurzele in Robert Palmers '86er-Clip mit den ursprünglich fünf Models als Fake-Band für "Addicted To Love". Eine weitere Zitier-Baustelle befindet sich an der Abzweigung US-Reggae/Easy-Going-Pop, cheesy umgesetzt zum Beispiel in "My Love". Im Reich der guten Laune von Collie Buddz, J Boog, Rebelution und Jason Mraz gelten San Francisco und San Diego als Hauptstädte. Levine übersteuert heftig auf seiner Tonspur zu "California", und neben der Aufnahmequalität ist auch das Niveau der Lyrics stumpfsinnig, "I was high, you were drunk." - Eine langweilige Platte, sehr low, die man bestimmt im Suff gut weiter hören kann.

Trackliste

  1. 1. Hideaway
  2. 2. Love Is Like ft. Lil Wayne
  3. 3. All Night
  4. 4. Yes I Did
  5. 5. Priceless ft. Lisa
  6. 6. I Like It ft. Sexyy Red
  7. 7. Burn Burn Burn
  8. 8. Jealousy Problems
  9. 9. My Love
  10. 10. California

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