laut.de-Kritik
Soul ohne eine Spur von Schrulligkeit.
Review von Sven KabelitzEgal ob Lordi, Eläkeläiset oder Leningrad Cowboys - die Musik aus Finnland umgibt oftmals ein leichter Hang zur Skurrilität. Eigentlich kein Wunder bei einem Volk, das neun Monate pro Jahr im Dunkeln sitzt und sich Jahrhunderte lang von Birkenrinde ernährt hat. Irgendwann wird man da ein wenig seltsam.
Bei den finnischen Soul Investigators und ihrer amerikanischen Sängerin Nicole Willis findet sich hingegen keine Spur dieser Schrulligkeit. Zusammen spielen sie staubtrockenen Soul. Einen Sound, dermaßen im gestern verankert, dass man im Hintergrund die Wählscheibe rattern hört. Über ihre Essgewohnheiten ist hingegen nichts bekannt.
Acht Jahre nach "Keep Reachin' Up", das im Umfeld von Amy Winehouse und Sharon Jones Aufmerksamkeit fand, wagt sich die Truppe nun wieder zurück ins Rampenlicht. Seitdem sind viel Wasser und einige mit großen Vorschusslorbeeren gestartete Karrieren den Ganges herunter geflossen.
Vor uns liegt nun "Light Years Ahead", ein roher Soul/Funk-Brecher. Gekonnt spielt dieser mit den Motiven der ersten Curtis Mayfield-Logplayer. All die versierten Bläsereinsätze, die Wah-Wah-Gitarrensolos werden nur noch von Willis einnehmender Stimme überflügelt. "(Don't Worry) If There's a Hell Below, We're All Going to Go."
Mehr als beim Vorgänger setzen die Soul Investigators mit ihrer Sängerin auf Balladen. Im melancholischen Southern Soul von "On The East Side" zeigt sich die "Tortured Soul", die gequälte Seele, am deutlichsten. Ein bedächtiges Schlagzeug, eine tieftraurige Hammond-Orgel und sich auflösende Gitarrenflicken unterstreichen die dämmrige Szenerie.
In "I'll Just Sit And Daydream" lehnt sich Nicole Willis entspannt zurück. Ihr Ehemann Jimi Tenor, steuert (neben dem Coverfoto) ein wunderbares Flötensolo bei. "You Got Me Moonwalking" deutet mit ausgefeilten Streicherarrangements und Disco-Beat zurück auf die Tanzfläche. Im sich spiegelnden Licht der Spiegelkugel funkelt der Refrain besonders elegant.
"Tortured Soul" besitzt alle Qualitäten des Vorgängers und erweitert das Repertoir der Band um manch fröhliches sowie herzzerreißendes Element. Die erdige Produktion von Didier Selin bringt die einzelnen Bestandteile gekonnt zusammen. Einnehmend und intensiv erschließt sie das Seelenleben der einzelnen Songs. Nur eine letzte Bitte hätte ich da noch. Bis zum Nachfolger von "Tortured Soul" müssen nicht wieder acht Jahre vergehen. Danke.
1 Kommentar
Ein muss für den guten Aki. Gute Frau!