laut.de-Kritik
Das Potential ist schnell verschossen.
Review von Toni HennigStefanie Heinzmann kennt man als Gewinnerin von Stefan Raabs Castingshow SSDSDSSWEMUGABRTLAD (Stefan sucht den Superstar, der singen soll was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf). Ihre ersten beiden Alben "Masterplan" und "Roots To Grow" warteten Ende der Nullerjahre noch mit größtenteils ordentlichen Soul-Pop-Klängen auf, doch ab der selbstbetitelten Platte von 2012 dümpelt ihre Musik in banalen Radiopopgewässern vor sich hin. Daran ändert sich auch mit "Labyrinth" nichts.
Dabei macht das Titelstück noch Hoffnung, dass die Schweizerin, die sich auf dem Cover mit markanter Kurzhaarfrisur mal von einer anderen Seite präsentiert, musikalisch endlich zu neuen Ufern aufbricht. Das beginnt zwar mit Dance-Pop-Sounds recht unauffällig, entwickelt sich aber dank einer Nile Rodgers-Gedächtnisgitarre und ihrer souveränen Gesangsleistung schnell zu einer unterhaltsamen Funk-Nummer, die richtig Schmackes besitzt.
Auch das folgende "Best Life" fällt mit sphärischen 80s-Keyboards und Steel-Drum-Einsatz für Heinzmann-Verhältnisse überraschend anders aus. In "Would You Still Love Me" geht es schließlich mit Fingerschnippen, Handclaps und vor sich hin klimperndem Piano in Richtung Radiopop, aber zumindest weiß der kraftvolle Refrain zu begeistern. Danach ist jedoch das Potential verschossen.
Zwar kommen in "Face The Music" kühle 80s-Vibes und in "Believe" funkige Klänge nicht zu kurz, nur bettet man diese Elemente in schwachbrüstige Arrangements ein, die man sogleich wieder vergisst. Die restlichen Tracks bewegen sich irgendwo zwischen Dance-Pop- und Pop-Rock-Tönen, die stromlinienförmiger kaum sein könnten, und wirken wie ein hoffnungsloses Relikt aus den 00ern.
Egal, ob man gerade "Knocking Down The Wall", "You're Not Alone" oder "Life Goes On" einschaltet: Mehr als immergleiche, stampfende 4/4-Beats, beiläufige Saiten-Akkorde, ein wenig elektronische Effekthascherei und Hooks, die nicht mehr als ein gelangweiltes Schulterzucken hinterlassen, bekommt man nicht geboten. Im Grunde bleibt nur die ausdrucksstarke und kräftige Stimme Heinzmanns in Erinnerung, aber die reicht für ein gutes Album alleine nicht aus.
Von Eigenprofil kann hier wieder einmal nicht die Rede sein. Dafür klingt die Platte zu sehr nach dem Baukastenprinzip. Dabei hätte "Labyrinth" ein überdurchschnittliches Album werden können, wenn man die guten Ansätze zu Beginn weiter ausgebaut hätte. Es gibt deutlich wichtigere Dinge, als seine Lebenszeit mit dieser Scheibe zu vergeuden, etwa ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein Gang zum Bäcker.
2 Kommentare mit einer Antwort
Mit stimmlichen Talent gestartet, auf die falschen Pferde gesetzt zwischenzeitlich, inzwischen ist selbst das stimmliche Talent nicht mehr ausreichend um das zu kaschieren. Liegt an diesen Castingformaten, wo diese Talente angefixt werden und anschließend verbraten werden, für den schnellen Rubel. Funktioniert halt nicht........
Was das Stimmliche angeht, so wurde auch das letzte Fünkchen Authentizität aus den Liedern herausproduziert. So sehe ich nur zig-fach durchgekauten, nicht weh tuenden Radio-Pop, der einfach nur belanglos ist.
dem kann ich absolut nicht zustimmen , captianahab. Absolutes Talent und sehr eigener Weg, trotz Castingshow. In jedem weiteren Album kommt mehr die wahre Persönlichkeit heraus. Wir können weiter auf richtig gute Werke hoffen und werden bestimmt nicht enttäuscht.