laut.de-Kritik

Hey Boy Hey Girl: Lichtfeuerwerk und Videoshow lassen die Rave-Bühne fast explodieren.

Review von

An die 20 Jahre ist es bald her, dass Tom Rowlands und Ed Simons mit hyperaktiver Samplemucke à la "Leave Home" und "Block Rockin' Beats" die Playlists der Alternativeszene durchrüttelten - das Genre Big Beat war schnell auf dem Weg. Seitdem öffneten sie sich zunehmend der Four To The floor- bzw. Elektrologik und mutierten zum gefeierten Liveact.

Da müssen für die allererste Live-DVD amtliche Rahmenbedingungen her. Zeit, Ort, Anlass des Shootings: Sommer 2011 in Japan, Fuji Rock Festival, Headlinergig vor 50.000 Zuschauern. Im Einsatz: 20 Kameras (davon vier im Publikum). Artdirector: Langzeitpartner Adam Smith. Der fertig geschnittene Streifen lief dann vergangenen Februar in 600 Kinos weltweit.

"Don't Think" erweist sich als programmatische Ansage: Dreh einfach mal das Gedankenkarussell ab und gib dich stattdessen den Beatbomben und Soundeffekten hin. Die echte Rave-Einstellung. Live gehen die Chemicals alles andere als introvertiert vor: Lichtfeuerwerk und opulente Videoshow lassen die Bühne fast explodieren.

Ganz in diesem Sinne favorisiert der Film von Beginn an die Perspektive der Fans - eben wie auf dem echten Konzert: Man erhascht zwischen all den hochgereckten Armen gerade so einen Blick aufs Duo, als es endlich die Bühne betritt. Die nächste Einstellung zeigt nur noch Hände bei der Arbeit am Mischpult. Danach immer wieder Nahaufnahmen von feiernden Japanern im Publikum - so nah, als stünde man selbst dort und hätte sich nur mal kurz zu seinem Nebenmann umgedreht.

Natürlich kommen auch coole Kamerafahrten über die Menschenmassen, die Bühne in der Totalen, ein Blick auf die beiden Chemicals aus der Vogelperspektive und vor allem die überdimensionalen, mit dem Sound synchronisierten 3D-Visuals voll zur Geltung: ein ziemlich atmemberaubendes Spektakel aus Figuren, Animationen, Gesichtern, Tieren und Albträumen fliegt da einem entgegen. "Hey Boy Hey Girl" ist der Höhepunkt dieses Chemical-Raves.

Der Film ist im Takt des Beats und der Dramaturgie der Arrangements geschnitten. Die Briten haben dafür mittlerweile jede Menge knackige Tanzbomben auf Lager: Die Setlist umfasst zentrale Tracks aus allen sieben regulären Studioalben. Dass man "Galvanize" dann nicht im Originalbeat sondern im Mix mit "Leave Home" serviert bekommt, bleibt da verkraftbar.

Nach anderthalb Stunden und einem Rock'n'Roll-Schluss des Duos bleibt man recht geflasht zurück: In der Dunkelheit sah es fast so aus, als hätten es Rowlands, Simons und Smith geschafft, das Publikum mit Band, Licht und Sound eins werden zu lassen. Fast so, als hätte sich alles aus einer Energiequelle gespeist.

"Don't Think" gibts auch als Blue-Ray sowie als limitiertes DVD-Buch mit Fotobooklet - und immer mit zusätzlicher Live-CD. In jedem Fall sollte man zuhause für den vollen Genuss den Rat im Booklet befolgen: "Switch the lights off and surrender to the void".

Trackliste

DVD

  1. 1. Intro (Tomorrow Never Knows -Performed By Junior Parker)
  2. 2. Another World
  3. 3. Do It Again
  4. 4. Get Yourself High
  5. 5. Horse Power
  6. 6. Chemical Beats
  7. 7. Swoon
  8. 8. Star Guitar
  9. 9. Three Little Birdies Down Beats
  10. 10. Hey Boy Hey Girl
  11. 11. Don't Think
  12. 12. Out Of Control
  13. 13. Setting Sun
  14. 14. It Doesn't Matter
  15. 15. Saturate
  16. 16. Believe
  17. 17. Escape Velocity/The Golden Path
  18. 18. Superflash
  19. 19. Leave Home/Galvanize
  20. 20. Block Rockin' Beats

CD

  1. 1. Another World/Do It Again/Get Yourself High
  2. 2. Horse Power/Chemical Beats
  3. 3. Swoon/Star Guitar
  4. 4. Three Little Birdies Down Beats/Hey Boy Hey Girl
  5. 5. Don't Think/Out Of Control/Setting Sun
  6. 6. Saturate
  7. 7. Believe
  8. 8. Escape Velocity/The Golden Path
  9. 9. Superflash
  10. 10. Leave Home/Galvanize
  11. 11. Block Rockin' Beats

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