laut.de-Kritik
Alle (sieben) Jahre wieder ...
Review von Stefan FriedrichBlau (1994) - Grün (2001) - Rot (2008): Alle sieben Jahre veröffentlichen Weezer ein selbstbetiteltes Album, wieder ist das komplette Artwork in einem einzigen Farbton gehalten. Aber wird es deshalb automatisch wieder ein Klassiker? Nein. Jedoch: Die Platte hat einige grandiose Augenblicke und ist um Längen besser als das letzte Machwerk, das unselige "Make Believe".
Los geht's mit "Troublemaker", kurz, knackig, hätte sich so auch auf den Vorgängern finden können. "The Greatest Man That Ever Lived (Variations on a Shaker Hymn)" schlägt dann allerdings bereits aus der Reihe. Weezer bewegen sich hier in komplett neuen Gefilden. Rivers überrascht mit einer Mini-Rockoper, die anfangs zwischen Polizeisirenen, Kirchenchor, Marschmusik, Queen und Weezer-Breitwandgitarren schwankt, um gegen Ende in einen astreinen Beach Boys-Song zu kippen.
Gefühlte siebzehn verschiedene Songs in einem, da kann man auch darüber hinwegsehen, dass auf der Platte nur sieben Songs wirklich von Rivers sind. Beim Rest durfte der Rest der Band sich mal austoben.
"Pork and Beans" - die erste Single - ist natürlich ein echter Hit, da können die ahnungslosen News-Redakteure bei laut.de noch so viel von "belanglos" schreiben. Der Refrain ist die perfekte Weezer-Blaupause, da passt einfach alles.
Auch "Heart Songs" ist einer der großartigen Songs des Albums. Cuomo erinnert sich an einsame Abende vorm Radio und wie ihn schließlich Nirvanas "Nevermind" dazu brachte, sich aufzuraffen, eigene Songs aufzunehmen und seine Karriere in Gang zu bringen.
"Everybody Get Dangerous" ist leider ein etwas halbgarer Chili-Peppers-Klon, "Dreamin'" bringt zwar vieles mit, was den gemeinen Weezer-Song auszeichnet, überzeugt am Ende aber doch nicht. "Thought I Knew", "Cold Dark World" und "Automatic" sind dann jeweils von einem der anderen Bandmitglieder geschrieben und teilweise auch gesungen. Das ist zwar nett, aber leider auch total belanglos und könnte von jeder halbwegs talentierten Rockband auf Myspace stammen.
Erst ganz am Ende übertrifft sich Rivers noch mal selbst. "The Angel and the One" ist anfangs so dicht an den Beatles, dass einem vor Freude die Tränen in die Augen schießen. Dann mündet der Song in eine der klassischen, langsamen, wundervollen Weezer-Balladen und lässt den Fan mehr als glücklich zurück.
18 Kommentare
Kurzzusammenfassung im Stile eines RTLII-Zusammenschnitts:
Klassiker? Nein.
Polizeisirenen, Kirchenchor, Marschmusik, Queen
nur sieben Songs wirklich von Rivers
"belanglos"
halbgarer Chili-Peppers-Klon
überzeugt am Ende aber doch nicht
zwar nett, aber leider auch total belanglos
Tränen in die Augen schießen
gemein!
ich will die Platte jetzt hööööööööööööören.
Bin voll heiss drauf.
hab's mir letzte woche angehört und fand es nicht besonders berauschend. besser als make believe, aber auch irgendwie sehr vorhersehbar. die band will halt immer noch klingen wie vor 15 jahren, wirft dabei aber nicht halb soviele hits wie auf dem blauen album ab.
3/5
Na, aussehen tun sie ja noch so, wie vor 15 Jahren - Cuomo, der ewige Student...
Pork & Beans hat mir spontan schon gefallen, aber irgendwie ist mir gerade nicht nach Nerd-Phase. Zuletzt zwar noch Fake Songs rotieren lassen, doch das reicht dann auch. Wenn ich mal wieder einen auf infantil mache... gibt es denn irgendwo ein 'Pre-Listening'?
@Ratatui (« Punk-Sätze? Punk-Oper? Dum? »):
ja sicher, wie meinen?
@cucu
Ja
Und dann noch die Spinne im Abfluss, die nicht sterben will, genauso wenig wie du und ich
Die Bonustracks machen einen fertig
@netNormaler
Wenn du da ne Punk-Oper hörst, ist für dich alles zu spät.
@Ratatui (« Wenn du da ne Punk-Oper hörst, ist für dich alles zu spät. »):
Tja, wenn du meinen Beitrag aufmerksamer gelesen hättest, lieber Ratatui, hättest du bemerkt, dass ich das Lied selbst nicht wirklich als solches akzeptiere...
Aber der Versuch, das so wie Green Day zu machen, wurde unternommen!
Versuch misslungen, Patient (fast) tot!
Nebenbei: Der sich selbst widersprechende Begriff "Punk-Oper" sagt schon alles aus; dass hier der Anspruch einer absoluten musikalischen Genialität sowieso nicht gegeben sein muss ist für Leute, die wissen, was "Punk" sowohl als auch "Oper" bedeutet, sowieso klar.