laut.de-Kritik
Abgedrehte Klanggebilde im Wolkenkratzer-Format.
Review von Yan VogelBetween The Buried And Me verweben in ihrem Sound unterschiedliche Stile, Genres und sonstige klangliche Quellen. Wie heißt es so schön im überlangen Ideenfeuerwerk "Human Is Hell": "God is sound and the sound still flows."
Auf eine weltumspannende Melodie im Neo Prog-Gestus folgt eine obskure Death Metal-Abfahrt. Eine dissonante Akkordfolge führt direkt in die Black Metal-Hölle. Dazwischen springt Super Mario durchs Klangbild, evozieren doch manche Synthie Sounds die Vorstellung einer Computerspiel-Musik. Von besonderer Güte in diesem 15-minütigen Gehirnsturm namens "Human Is Hell" ist der jazzig-spacige Part zum Luftholen in der Mitte. Müßig zu erwähnen, dass Sänger Tommy Rogers sämtliche Register zwischen Kreisch- und Klargesang seiner wandelbaren Stimmbänder abdeckt.
BTBAM haben bislang bei jeder Veröffentlichung versucht, Neuland zu erschließen. Insofern mutet der Bogen zum eigenen Schaffen mit dem Sequel zu "Colors" zunächst als Rückschritt an. Doch weit gefehlt: Immerhin liegen 15 Jahre zwischen "Colors" und "Colors II". Der Rückbesinnung auf die eigenen Stärken folgt ein Future Boost im Hyperspeed-Format.
Das klingt spannend wie fordernd, ist aber in seiner kreativen Konstruktion für den gewillten Hörer Grenzerweiternd. Der Bogen zum ersten Teil von "Colors" zeichnen Rogers und Co. vor allem in den langen Stücken nach. Hier dient "White Walls" von der 2007er Standortbestimmung als Blaupause. Wie ein Kaleidoskop fangen "Future Shock/Never Seen" oder "Revolution In Limbo" die diversen Facetten ein und bündeln sie in abgedrehte Klanggebilde im Wolkenkratzer-Format.
Selbst einer reizarmen Komposition wie "Turbulent" eröffnet das Quintett neue Wege, in dem die hypnotische Tonfolge mal im EDM-Gewand erklingt und mal eine metallische Ritterrüstung ziert. Im Refrain dreht die Gruppe an der Emo-Schraube, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Am Ende des Stückes wartet als Dessert die Post Rock-Wüste.
Immer wieder erinnern die Amis an ihre Prog Metal-Kollegen von Dream Theater, ohne deren Zurschaustellung der virtuosen Fähigkeiten in solistischen Ausschweifungen zu adaptieren. Stets agiert die Band als Kollektiv, selbst wenn die Instrumente Achterbahn durch der Vergnügungspark der Skalen fahren, wie im Zirkushaften "Prehistory". Devin Townsend lässt grinsend grüßen.
Ein besonderes Schmankerl servieren BTBAM mit dem ersten Vorboten "Fix The Error". Davon abgesehen, dass der Track alle Trademarks vereinigt, wartet bei Minute 1:30 eine All Star Riege an Schlagzeugern für ein formidables Drum-Solo auf. Nacheinander geben sich Mike Portnoy (Neal Morse, Ex-Dream Theater), Navene Koperweis (Animals As Leaders), Kenneth Schalk und der etatmäßige Schlagwerker Blake Richardson die Sticks in die Hand und klöppeln sich in einen wahren Rausch. Der Clash Of Generations bildet sehr gut das Spannungsfeld ab, in dem die Band agiert. Die Enkel von Queen, Rush oder King Crimson und Söhne von Fates Warning, Death oder Psychotic Waltz sind mittlerweile erwachsen. "Colors II" ist ein beeindruckendes Tondokument dieses Reifeprozesses.
1 Kommentar
Bei Reviews von Vogel sitz ich nachher immer da und frag mich, was will er mir eigentlich sagen? Ist das eine Stichwortliste die dann einfach raus geht? Schade, dass gerade viele Prog-Alben hier mit derart unzusammenhängenden Reviews abgespeist werden...