Bleached - " Ride Your Heart"

Die Straßen frei, die Sonne am Himmel, alle Fensterscheiben unten, im Autoradio läuft der smarte Punkrocker "Next Stop" von Bleached - allerbeste Voraussetzungen, um das vorliegende Albumcover nachzustellen. Was hierzulande eh besser gelingen dürfte als auf den verstopften Highways der Band-Heimat Los Angeles, wo sich das Quartett seit 2010 nach oben spielt.

Wenig verwunderlich, dass ihnen die Idee des Bandnamens auch beim Autofahren gekommen ist: Aus Bleach wurde aus nachvollziehbaren Gründen schnell Bleached. Obwohl die Songwriting-Schwestern Jennifer und Jessica Clavin in ihrer Jugend vor allem Germs und Black Flag gehört haben wollen, verneigt sich ihr Debütalbum vor der 1-2-3-4-Power, dem sprudelnden Melodienreichtum der Ramones und dem gesamten '77er-Lebensgefühl. Gut, "Dead In Your Heart" bringt es tatsächlich auf viereinhalb Minuten Spielzeit, aber dafür hat die Nummer auch nur das halbe Tempo von Bubblegum-Punk-Highlights wie "Looking For A Fight" oder "Waiting By The Telephone".

Beheimatet beim Dead Oceans-Label und dort in guter Gesellschaft (A Place To Bury Strangers, Bear In Heaven), gelingt Bleached hier so ziemlich alles, was man von einem Debütalbum erwartet: Momente voll ungestümer Spontaneität und mitreißender Unbekümmertheit, wie sie vor zehn Jahren die mittlerweile aufgelöste New Yorker Band The Star Spangles auf ihrem Hammer-Debüt "Bazooka" abgeliefert haben. Nur eben mit Frauengesang.

Dieser erinnert nicht selten an Veronica Falls, Blondie oder gleich an die Shangri-Las, mit deren Spitzen-Hooks das kalifornische Sunshine-Pop-Quartett durchaus mithalten kann. Songtitel wie "Love Spells" deuten schon an, woraus die Clavin-Sisters ihre Textinspirationen beziehen: Boys, intakte Beziehungen, in die Brüche gegangene Beziehungen und das Leben dazwischen. Eine schön schroff belassene Produktion rundet den Garage-Spaß perfekt ab. Sommer, komm' raus!