laut.de-Kritik

Aggressive Attitüde, pompöse Arrangements.

Review von

Bushidos erstes Album seit dem Split mit Aggro Berlin muss sich ganz besonderer Begutachtung unterziehen: Kann Azad als Fler-Ersatz ähnlich harmonieren? Gelingt es dem New Kid On The Block, seine Aggressivität beizubehalten? Und schließlich: Als wie groß wird der Einfluss des Majorlabels auf Bushidos Schaffen sein?

Bushidos letzte Alben, "Carlo Coxxx Nutten" und "Vom Bordstein Bis Zur Skyline" wurden mit kompromisslosen, energiegeladenen Hardcorebeats zu Klassikern. Für das aktuelle Album lud er sich nach eigenen Angaben alle Produzenten ein, mit denen er schon immer mal zusammen arbeiten wollte. Die Liste ist lang: Alt-Homie Ilan, die Beathoavenz, D-Bo, Rasputin und nicht zuletzt Altmeister DJ Desue. Das endet in teils mehr, teils weniger gelungenen Versuchen, die eigenen Stile mit Bushidos Powerattitüde zu vermischen.

Doch auch Bushido selbst hat seine Beats weiterentwickelt. Das belegt er in "Electro Ghetto" recht eindrucksvoll, indem er den typischen druckvollen Bass mit verzerrten Synthies kunstvoll arrangiert. Dafür bleibt zumindest textlich alles beim Alten. Bushido sucht ohne ein wirkliches Konzept möglichst eindrucksvolle Reime und landet auch hin und wieder mal einen Volltreffer. Wer in "Kopf Hoch" auf die Beathoavenz einen Reim wie "Ich bring' mein Album raus und krieg' dafür den Grimmepreis, ihr könnt alle kommen weil ich locker auf euer Image scheiß" legt, sammelt schon mal Pluspunkte. Andere Reime wirken aber auch zu gewollt konstruiert: "Mir scheißegal ob du ein krasser warst, tut mir leid, denn ich hab keinen Platz im Arsch".

Am stärksten ist Bushido, wenn er den Bad Guy spielt und mit simplen Beats und aggressiven Reimen die Gehörgänge planiert. "Typisch Ich", "Teufelskreis", "Gemein Wie 100", alle können auf ihre Weise voll und ganz überzeugen. Andere Tracks profitieren von hervorragenden Featureparts: In "Gangbang" ist es Bass Sultan Hengzt, in "Deutschland Gib' Mir Ein Mic" Sentino. Ansonsten muss hier natürlich der Bozz Azad erwähnt werden, der gemeinsam mit Goldkehlchen Bossbitch Berlin das orientalisch anmutende "Feuersturm" zum vielleicht besten Track der Platte macht. Andere Entdeckungen Sonny Blacks machen ihre Sache weniger gut: Dauerfeaturegast Baba Saad und King Ali können von den Skillz her ihrem Gastgeber leider nie das Wasser reichen. Nach eigenen Angaben ist es Bushidos neu gewonnene künstlerische Freiheit bei Universal, der ungeahnt deepe Tracks wie "Hoffnung Stirbt Zuletzt", "Nie Wieder" oder das unheimlich schöne Liebeslied "Schmetterling" ihre Existenz verdanken.

Bushido 2004, das heißt mehr Spielerei, weniger Aggression. Vielen Rapfans dürfte diese Entwicklung zwar gefallen, gerade denjenigen, die an Sonny Black seine kompromisslose Härte schätzen, allerdings weniger. Ob diese Tendenz sich bestätigt, wird die Zukunft zeigen: Bereits in einem Jahr will das New Kid On The Block sein nächstes Album droppen und dann die Beat-Zügel wieder in den eigenen Händen halten.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Electro Ghetto
  3. 3. Kopf Hoch
  4. 4. KORS Is One (Skit)
  5. 5. Ersguterjunge ft. Baba Saad
  6. 6. Schmetterling
  7. 7. Typisch Ich
  8. 8. Ewige Nacht ft. Azad, Chaker, Bossbitch Berlin
  9. 9. Teufelskreis ft. Sentino
  10. 10. Gangbang ft. Baba Saad, Bass Sultan Hengzt
  11. 11. Deutschland Gib' Mir Ein Mic ft. Sentino
  12. 12. Gemein Wei 100 ft. King Ali
  13. 13. Knast Oder Ruhm
  14. 14. Kors ft. Se Left Crowd (Skit)
  15. 15. Wenn Wir Kommen ft. Baba Saad
  16. 16. Feuersturm ft. Azad, Bossbitch Berlin
  17. 17. Hoffnung Stirbt Zuletzt ft. Cassandra Steen
  18. 18. Watch Me Now (Skit)
  19. 19. Ihr Wartet D'rauf
  20. 20. Electro Ghetto (Skit)
  21. 21. Nie Wieder
  22. 22. Outro

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Bushido – Electro Ghetto (Re-Release) €299,00 Frei €302,00
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Bushido – Electro Ghetto (Ltd. Pur Edt.) €355,00 Frei €358,00

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Bushido

"Die Leute wollen hören, wie ich den Typen eine aufs Maul haue. Sie wollen wissen, wie ich meine Drogen verkaufe", tönt Bushido im Juice-Magazin. Er …

7 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 17 Jahren

    Ans Vor- und Debütalbum konnte er wohl nicht rankommen, dennoch schafft er hier ein Album dass es immer noch mit den meisten der Rapszene aufnehmen kann. Scheinbar war noch etwas Material von vor der Universalzeit da, zumindest wirkt er hier teilweise noch à la Aggro Berlin und schön aggressiv. Das Intro ist fast perfekt, besser kann man in ein Album nicht reinsteigen, und so gehts dann eigentlich auch weiter, diesmal nur mit ein bisschen mehr Schnulz.

    Insgesamt also ein wirklich gutes Album was an der 4/5 kratzt.

  • Vor 16 Jahren

    Ein Album dass ich heute noch feier. Von den Beats her bestimmt das beste Bushido-Album.

    Und Dritter. :D

  • Vor 12 Jahren

    Flasht mich bis heute nicht so hart wie VBBZS oder CCN. Vor allem die ganzen unerträglichen Skits die die komplette, an sich recht geile, Atmosphäre kaputt machen addiert mit den, ein Stück zu konstruierten, Billig-Reimen führen bei mir leider nur zu einem Bushido-Album zweiter Klasse, auch wenn teilweise schon ganz nette Tracks drauf sind.

  • Vor 9 Jahren

    Immernoch großes Schweigen in Sachen Schläge für die Werder-Frontfrau. Wars das, wird er das einfach totschweigen? Welcher Interviewer wird sich trauen da nachzuhaken?

    Garret, gibt es im Forum mittlerweile mehr dazu? Oder hat Congo das Thema verboten? Mich interessiert das.

  • Vor 9 Jahren

    Electro Ghetto war im Nachhinein betrachtet dann doch klar schlechter als die Releases, die während und vor seiner Aggro Zeit erschienen sind. Hätte sich Bushido damals noch einmal Mühe gegeben, im passenden Umfeld bewegt und sich nicht total aufs Kohle machen fokussiert, wär vielleicht noch einmal was Gutes bei rumgekommen. Songs wie das Intro, Electro Ghetto usw. zeigen ja, dass da vor zehn Jahren noch was im Köcher war. Letztendlich ist Electro Ghetto dann aber doch der erste Schritt nach unten geworden, denn er hat früh erkannt, dass er einfach irgendwas aufnehmen kann und die Leute es kaufen. Schade.