laut.de-Kritik

Easy Listening, viel zu schade für Supermarkt und Fahrstuhl.

Review von

Was haben wir denn hier? Insgesamt zehn Songs, sieben altbekannte American Songbook-Nummern mit drei neuen, selbstkomponierten Titeln aufgepeppt. Nach Robbie Williams über Rod Stewart bis hin zu Tony Bennett: Die ganze Masche ist doch längst ausgelutscht. Also kann man ein solches Album bestenfalls wegwinken. Doch nicht im Falle Curtis Stigers - der sorgt nämlich für ein Lächeln beim Zuhören.

Zunächst lässt der Sound aufhorchen. Kein Konzertsäle ausfüllender Big Band-Swing, dafür Rückgriff auf die klassische Club-Besetzung mit Trompete, Tenorsaxophon, Piano, Gitarre, Drums und Bass. So hautnah croonend eingesungen und eingespielt, als enstammen die Aufnahmen guten alten Nat King Cole-Zeiten. Jeder Tupfer Kontrabass, jedes Streicheln des Besens strömt klar und warm aus den Boxen - und als Sahnehäubchen obendrauf natürlich Curtis' kratzig-samtene Stimme.

"Love Is Here To Stay" und "Valentine's Day" laden zurückhaltend und unaufgeregt ins Album ein, das dann mit "You Make Me Feel So Young" seinen ersten großen Höhepunkt präsentiert. Der so oft gecoverte Klassiker bezaubert dank einer blitzsauberen, intelligenten Neuinterpretation und eines Gaststars. Duette geraten häufig als liebloses nebeneinander umherintonieren. Doch die Französin Cyrille Aimée und Curtis Stigers singen tatsächlich gemeinsam.

Deren gegenseitiges Anflirten geht so richtig ans Herz. Dazu passt das quicklebendige Arrangement, das im dritten Teil sogar mit einer inspiriert gestalteten Jazzimprosivation aufwartet. Für diese originelle und frische Fassung erhielten Aimée und Curtis fraglos auch von Sinatra die Absolution.

Die Intention zum neuen Werk gab ein persönliches Ereignis: Nach zäher Scheidung ist Stigers erstmalig wieder frisch verliebt und lässt die Welt daran teilhaben. Die Umsetzung entspricht dem Alter des Protagonisten gemäß.Doch auch bei der einer Beschränkung auf zurückgenommene Töne können Emotionen in Wallung geraten.

Mit dem ersten selbstgeschriebenen Song hält Stigers die Spannungskurve hoch. Der Titeltrack "Hooray For Love" klingt glatt nach einem vergessenen Ol' Blue Eyes-Schlager aus dessen "Songs For Swingin' Lovers"-Phase. Ein transparentes Arrangement, dazu ein bestens aufgelegter, smart croonender Stigers sorgen für allerbeste Unterhaltung.

"A Matter Of Time", eine weitere Eigenkomposition, spielt gekonnt mit dem eleganten Songwriting von einst, veredelt durch effektiv eingstreute Jazz-Elemente. Der rund Schlussakkord "You Don't Know What Love Is" führt in eine klassische, smooth und pianolastig umgesetzte Barjazz-Morgenstimmung. Einfühlsam setzt die Trompete untadelige Akzente, auch der Blues schaut mal um die Ecke.

Gerade die eigens komponierten Stücke machen mächtig Appetit auf mehr. Bei seinem Vermögen und Gespür für Jazz hat es Stigers eigentlich überhaupt nicht nötig, in erster Linie auf Standards zurückzugreifen. Natürlich kann man "Hooray For Love" auch in die Easy Listening Ecke stellen. Aber nur für Supermarkt und Fahrstuhl ist das Ganze viel zu schade.

Trackliste

  1. 1. Love Is Here To Stay
  2. 2. Valentine's Day
  3. 3. You Make Me Feel So Young
  4. 4. Hooray For Love
  5. 5. The Way You Look Tonight
  6. 6. Give Your Heart To Me
  7. 7. That's All
  8. 8. A Matter Of Time
  9. 9. If I Were A Bell
  10. 10. You Don't Know What Love Is

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