laut.de-Kritik
Deep und funky House: Genre oder Stilmittel?
Review von David HilzendegenMehr als 100 Titel auf über vierzig 12es-Platten hat Stéphane Juif laut eigenen Aussagen seit dem Karrierebeginn 1994 auf den Markt geworfen. Die meisten davon über seine Projekte The Trouble Men, Afromento oder Savannah, viele aber auch als Solokünstler unter dem Namen DJ Fudge.
Um der Unübersichtlichkeit der Veröffentlichungen Einhalt zu gebieten, erscheint mit "Live & Love" nun die erste Soloplatte, die im Prinzip jedoch eine selbst ausgewählte Best-Of darstellt. "Wally" erschien mit "Rebellion" auf der B-Seite erst in diesem Jahr und bildet somit das jüngste Pärchen der Scheibe, "Tafina", der älteste Track der Platte, kam hingegen bereits 2001 im Zuge seines Haim Cheli-Projekts.
So führt uns DJ Fudge auf dem Weg durch sein Schaffen der letzten sieben Jahre in seine Konstruktion des House, die teilweise so deep und funky ist, dass sich die Frage, ob House denn nun Genre oder Stilmittel ist, förmlich aufdrängt.
Das beginnt mit Manni Hoffman und "Live & Love", einem astreinen, modernen Disco-Titel, bei dem sich auch Funk-Brüder mit Freude schütteln. "If I Had A Band" wäre wahrscheinlich Marvin Gayes Beitrag zum Soulful House geworden und "Tejal" lebt so vom Jazz in Form von Piano und Bass, dass die Frage, ob House oder nicht völlig in den Hintergrund tritt.
Dass es auch anders geht, zeigt Fudge mit "Bipolar", das er tief ins Acid-Fass steckt und "Mechouga", das in jeder Großraum-Techno-Diskothek laufen könnte. Besonders interessant ist die Verbindung aus beiden Teilen seiner Arbeit, die in "Wally" ihr Manifest findet.
Mit einer harten Basslinie, einem klopfenden 4/4-Takt und zischenden Hi-Hats ausholend, scheint der Schlag genretypisch direkt Richtung Kopf zu gehen, bevor sich mit Percussions und Gesang allerlei afrikanische Elemente einschleichen. Vermischt mit effektlosen Keyboard-Sounds entsteht ein Titel, der wohl nicht nur House-affinen ins Tanzbein geht.
Trotzdem bleibt es fraglich, ob es "Live & Love" tatsächlich unbedingt gebraucht hätte oder ob so mancher Hörer aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Schlagrichtungen und Härtegraden der Titel nicht mit der ein oder anderen Single besser aufgehoben wäre.
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