laut.de-Kritik
Hip Hop und Electro? Klingt sperrig. Klingt phantastisch!
Review von Dani FrommSoundclash zwischen Hip Hop und Electro? Klingt anstrengend. Klingt sperrig. Klingt phantastisch, schließlich haben es mir die schwer verdaulichen Brocken schon lange angetan, also her damit! Über den ausgelutschten Zusatz "the new sound of Berlin" sehen wir mal gepflegt hinweg.
"You are about to witness an intergalactic ride." Zwischen den Galaxien scheinen sie Funk zu mögen, anders lässt sich die Basslinie in "Mad Ball" nicht erklären. "Can I get a 'Hey!'?" Aber sicher! Zum ersten und wahrlich nicht zum letzten Mal fühle ich mich, als konfrontiere man mich mit einer kopfnicker- und clubtauglichen Variante von Super Collider. Ebenso funky, und doch weit übersichtlicher strukturiert, gestaltet sich der Cocktail, den Walera Goodman und DJ San Gabriel zusammenrühren. Den Sahnetuff nebst Kirsche und Schirmchen setzt Ono in Form flüssiger, cleverer, scharf artikulierter Reime obendrauf. Geshaket wird auf der Tanzfläche. Zum Wohl!
Ono, einst der Mann vor und hinter Walkin' Large, hat mittlerweile die Schwebebahn hinter sich gelassen und ist in der Hauptstadt gelandet: Im Kreise alter Clubhasen scheint er zu alter Form zurück gefunden zu haben. Mit hörbaren Reminiszenzen an die 90er verschachtelt er seine Stories und zeigt dabei eine gewaltige Bandbreite.
Ob dürr oder griffig: Ono mag sie alle, Hauptsache, es handelt sich um "Bad Girls". Durch den beschwingten, fast hüpfenden Bass schimmert eine leichte Reggae-Note. Noch stärker kommt dieser Einschlag in "Vanity" zum Tragen: Mit spielerischer Leichtigkeit weben die Herren an den Reglern Dub-Elemente in den satten, vieldimensionalen Sound.
An anderer Stelle darf es dafür gerne ein Gitarrenriff sein. Irgendein Kenner von AC/DC und Konsorten möge mir bitte verraten, warum zum Teufel mir "Handsome" gar so vertraut vorkommt. Raue Effekte wie zu Beginn von "What About It?" habe ich das letzte Mal gehört, als Sensational darauf bestand, seine komplette Show über einen gammeligen Kopfhörer einzurappen - mit dem Unterschied, dass Ono wesentlich eleganter flowt. Ganz nebenbei lösen sich kratzig verzerrte Soundflächen im Wohlgefallen eines satten, basslastigen Beats auf.
"Live Forever" bekommen wir gleich in zwei Varianten vorgesetzt: In der Originalfassung mit raschen, gejagten Raps, die nach dem Handanlegen DJ Frictions schillernden, pumpenden Plastik-Beatbasteleien weichen: Elektrofreunde dürfen sich in beiden Versionen aalen. Grime-Fans mögen statt dessen "Illegal Alien" einen Hauch Aufmerksamkeit schenken und bei der Gelegenheit gleich Hallo zu Zion I sagen.
Nachdenklich geht's auch: In "So Many ..." sinniert Ono zu ruhiger Gitarre, tragischem Gewitterregen und gepfiffenen Melodien über Vergangenheit und Zukunft. Bevor es zu melancholisch wird, treffen wir uns alle im Track gewordenen Hey-Ho-Gefühl: "Grab Your Partner"! Wenn diese Platte nicht in meinen persönlichen Charts landet, dann wird 2007 ein wirklich phantastisches Jahr.
Mit einer Spieldauer von knapp über 40 Minuten, neun Nummern plus Intro, Skit und Remix, gerät "Data Invasion" gemessen an der Fülle gebotener Eindrücke geradezu empörend kurz. Warum eigentlich? An Ideen scheint es doch nicht zu mangeln. Ich erbitte umgehend einen großzügigen Nachschlag.
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