laut.de-Kritik
Mit Knochenbrecher-Wumms an die Spitze des Genres.
Review von Ulf KubankeEs ist schon eine Weile her, seit ein Die Krupps-Album so richtig in Hochform auftrumpfte. Mit "V - Metal Machine Music" schüttelt die musikhistorisch einflussreiche deutsche Band endlich wieder ein echtes Highlight aus dem Ärmel. Jürgen Engler und Ralf Dörper besinnen sich auf ihre Königsdisziplin, fett rockenden Industrial-Metal, und machen genau die Platte, auf die man seit 20 Jahren wartet.
Für Engler bedeutet es die überfällige Rückkehr zu jenem Genre, das er selbst miterfand. Neben Ministry, den Nine Inch Nails oder Skinny Puppy gehörte er Ende der 80er, Anfang der 90er zu den allerersten, die die Vermischung von Gitarren und Elektronik konzeptionell ausloteten ("The Final Option I" und "II"). Seine Single "Metal Machine Music" von 1990 legt nicht nur den Grundstein für diese Platte und markiert den Urknall für den Stil. Sie erschien sogar vor Ministrys legendärem "Jesus Built My Hotrod".
Engler dazu: "Ich habe das von niemandem abgekupfert. In der Krupps-Pause 1985 bis '89 habe ich auf meinem Label Metalbands wie Rumble Militia veröffentlicht. Da kam mir die Idee. Ich wollte die maschinelle Präzision des Metal mit jener der Elektronik verbinden. Meine Urversion von 'Metal Machine Music' stammt von 1988 und enthielt noch Samples von Lou Reeds Original. Die Plattenfirma dachte damals, ich spinne. 'Lass doch bitte deine Gitarren weg. Sowas will doch kein Mensch hören. Das können wir nicht verkaufen', hieß es. Aber das hat dann ja doch noch ganz gut gefruchtet."
Diesen Ursprung hieven die Paten des Elektro-Rock mit "V - Metal Machine Music" in die Gegenwart des Jahres 2015. Während sich die Richtung mittlerweile mehr als etabliert hat und nahezu inflationär bei zu viel mediokren Szenekaspern Verwendung findet, klingen die Krupps hier weder altbacken noch gestrig. Stattdessen gibt es knallharten Krupps-Stahl in pulsierend reinster Form.
Das liegt vor allem daran, dass Engler und Dörper (der als Propaganda so tolle Lieder wie "P-Machinery"/"Dr Mabuse" schrieb) in ihrem handwerklichen Perfektionismus einfach verdammt gute Songwriter sind ("The Red Line"). Wer sich an den internationalen Hit "Fatherland" erinnert, weiß, was ich meine.
Ein großes Plus der Krupps ist Englers seit Jahrzehnten authentische Verwachsenheit mit dem Metal. Diese Verbundenheit merkt man den Songstrukturen und dem rauen Gitarrensound deutlich an. Wer so auftritt, glänzt auch in Wacken mit echtem Knochenbrecher-Wumms ("Battle Extreme").
Die Geheimwaffe dieses Rezeptes liegt auch in Englers absolut kuttentauglicher Phrasierung. Seine Vocals klingen - erst recht im Vergleich zur letzten merkwürdig blutarmen Scheibe - endlich wieder so kraftvoll und metallisch-biestig, wie zu besten "To The Hilt"-Zeiten.
Inmitten dieses Meeres aus Geplucker und Geballer gibt es sogar ein paar echte Hits. "Fly Martyrs Fly" kommt als Floorbreaker mit Ohrwurmpotenzial um die Ecke. Der "Road Rage Warrior" entpuppt sich als echter Bleifuß-Feger für staubige Highways und polierte Autobahnen. Als ultimativer Killertrack macht "Alive In A Glass Cage" den Elektrometal-Sack hernach so richtig zu.
Als Dessert gibt es noch eine zeitgemäße Neudeutung ihres Kultsongs "Volle Kraft Voraus" vom gleichnamigen 1982er-Album. Wenn die Platte dann vorbei ist, freut man sich, die Krupps endlich wieder dort zu sehen, wo sie hingehören: an der Spitze des Genres. Weiterhören mit ihrem Meilenstein, der grandiosen "Stahlwerksinfonie".
3 Kommentare mit 3 Antworten
Hab gar nicht mitbekommen, dass die Krupps schon wieder was Neues am Start haben. Hört sich ja gut an. Krupps wieder Richtung the hilt wäre fein.
Die Band hatte allerdings schon immer zwei Gesichter. Im EBM sind die genauso zu Hause und dem wurde mit "The Mashinists of Joy" großartig Rechnung getragen. Wen interessiert Innovation, wenn die Zahnrad-Fraktion auf der Tanze bei einem Oldschool-Tier wie "Schmutzfabrik" Pipi inne Augen kriegt?
Finds super, dass Krupps anscheinend beides noch drauf haben. Ich werde reinhören!
mag man ja fast gar nicht glauben, dass die krupps nach dem völlig verschissenen machinsts album noch mal so satt ins mett klatschen.bin da noch skeptisch, aber mal reinhören.
Das Einzige was ins Mett klatscht, ist deine nekröse Walrossmutter beim Frühstück!
Hört mal auf, über Mett abzulästern. Igel haben auch Gefühle.
sach ma spätzlemalte,mich würde wirklich mal interessieren, wieviel jahresringe sich um deinen adipösen leib winden.
ich mein, bei den altherren zoten,mit denen du dich hier abmühst,müssen die 40 er doch nur noch eine blasse erinnerung für dich sein.
oder hat der anschluss deines sumpfhabitats an die zivilisation ein bissi länger gedauert als beim rest der welt, und du sportest jetzt völlig crazy die 90 er des vergangenen jahrhunderts durch ?
"Mit Knochenbrecher-Wumms an die Spitze des Genres."
Man habe ich einen fetten Sound erwartet nach der Überschrift. Und was kam dann? Na ja die Erwartungen die geschürt wurden, wurden nicht erfüllt. Soll ich nun sagen leider? Für mich ja, aber aus der Sicht der Zeitverschwendung. Hatte diesmal keinen Bock auf irgendwelche Musikhistorischen Exkursionen Ulf. 20 Jahre zu spät.