laut.de-Kritik
Schweizer Flötensoli im hartmetallischen Gewand.
Review von Michael EdeleDen ersten Kontakt zu Eluveitie hatte ich auf dem Summer Breeze 2007. Als da auf einmal ein paar Musiker mit zwei Tanzbären auf der Bühne auftauchten, von denen der eine einen Bass und der andere nen Dudelsack umhatte, war das Interesse schnell geweckt. Zumal schnell klar war, dass sich die Schweizer von den üblichen Folk Metal-Bands doch recht deutlich unterscheiden und den Schunkel-Rhythmus durchgehend im Schrank lassen.
Genauso verhält es sich auch auf ihrem neuen Werk "Slania", das auf Nuclear Blast erscheint. Zwar vermitteln das Intro "Samon" und auch die ersten Takte von "Primordial Breath" noch den Eindruck, dass die folklorischen Instrumente klar den Ton angeben, doch der Song geht schnell in eine bärenstarke Melodic Death Metal-Nummer über.
Im Refrain tauchen leichte Chöre und immer wieder ein paar folklorische Instrumente auf, die aber nie aufgesetzt wirken. Genau das ist der große Pluspunkt von Eluveitie, die es immer wieder schaffen, beide Instrumentenarten gleichwertig nebeneinander stehen zu lassen.
Bei "Inis Mona" ist die Vermischung mit Gitarren deutlich enger und der Song groovt vor allem im Refrain wie Hölle. Der einleitende Klage-Gesang könnte aber weiter ausgebaut werden. Interessant auch die Idee, an Stelle eines Gitarren- lieber ein Flötensolo zu spielen, was der Nummer ein wenig was von In Extremo gibt.
Mit höherem Tempo geht es anschließend bei "Grey Sublime Archon" los, das mit einem sehr epischen Refrain glänzt. Mit den typischen Folk- oder Pagan Metal Bands haben Eluveitie definitiv nichts zu tun. Viel mehr spiegeln die Riffs Chrigels Vorliebe für Dark Tranquillity wieder.
Die lebt er auch deutlich beim heftigen "Bloodstained Ground" aus. Die spärlichen Folklore-Instrumente halten sich angenehm im Hintergrund, würde die Nummer doch auch locker nur mit den brettharten Gitarren und Chrigels derben Shouts funktionieren. Des weiteren ist noch "The Somber Lay" eher dem melodischen Death Metal zuzuschreiben und auch "Tarvos" bewegt sich auf diesem Gebiet. Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, wie gut sich die Flöten in das hartmetallische Gewand mit einfügen.
Auch "Calling The Rain" setzt sehr auf Gitarrenmacht und treibende Doublebass. Zum Regentanz würde ich hier aber eher mit monsunartigen Regenfällen rechnen. Mehr Raum für die folklorischen Instrumente geben Songs wie das sehr melancholische "Amagantios", ein Stück, das auf klagenden Gesängen aufbaut. Ebenfalls sehr folklastig präsentiert sich der wohl in gälischer Sprache interpretierte "Slania's Song", in dem Meri oder Anna einen großen Teil des Gesangs übernehmen.
Während "Gioamonios" eher so etwas wie ein akustisches Zwischenspiel mit Flöten ist, setzt "Elembivos" einen tollen Schlusspunkt. Der Track steigt mit chant-artigen Gesängen ein, die sich durch den ganzen Song ziehen. Durch die Flöten und Dudelsäcke fühlt man sich erneut ein wenig an In Extremo erinnert.
Wer von den ganzen Akkordeon-Metallern die Schnauze voll hat und lieber mal hören will, wie sich bissiger Metal mit Folk-Instrumenten verträgt, der sollte sich mit Eluveitie beschäftigen. Und wer zwei Grizzlys mit Instrumenten auf ner Bühne sehen will, der gibt sich die Band auch mal live.
7 Kommentare
Tolle Rezension, ich finde, sie ist sehr treffend. Das Album ist bei mir auch schon einige Male durchgelaufen und hat einen nachhaltig positiven Eindruck hinterlassen.
Erwähnenswert vielleicht noch, daß die Kapelle eine Woche lang das vollständige Album ungekürzt auf ihrer Myspace-Seite dem geneigten Publikum zur Hörverfügung gestellt hat, bzw. derzeit immer noch stellt.
Die Rezension hat mich neugierig gemacht und auf Ihrer Myspace-Seite mal reingehorcht. Ein großes stimmiges Ganzes wie ich finde.
Macht Spass zuzuhören.
Hab mir schon vor Wochen die limitierte Edition bestellt, hoffe die erreicht mich demnächst.
Das Debütalbum ist auch nicht von schlechten Eltern, zwar ab und zu soundtechnisch etwas schwach produziert, aber geile Songs.
Nicht so mein Fall.
Bin zwar komplizierten Strukturen nicht abgeneigt, aber ich finde, der Sound von Flöten, Dudelsäcken oder ähnlichem passt nicht zu den wirklichen Death-Passagen, die ab und zu auftauchen.
Nicht so mein Fall.
Grade das finde ich daran so geil! Dass ein Song wie "Bloodstained Ground", der mit Screams, schmetternden Gitarren und heftigen Drums beginnt, doch noch zu durchaus ausgereiften Folk-"Hymnen" fähig ist.
Auch "Inis Mona" ist ein geiler Song. Zwar nicht so episch wie die anderen Songs, aber dafür auch für Metalhörer, die normalerweise keinen Folk-Metal hören (Ihr wisst schon, was ich damit sagen will ...).