laut.de-Kritik

Live-to-tape-Aufnahmen zwischen Lebendigkeit und Unnahbarkeit.

Review von

Vor zwei Jahren erschien das aktuelle Fever Ray-Studioalbum "Radical Romantics". Das Livewerk "The Year Of The Radical Romantics", das nun auf den Markt kommt, soll noch einmal an die gefeierte, dazugehörige "There's No Place I'd Rather Be"-Tour erinnern, die Karin Dreijer mitsamt Band von Sydney bis Seattle führte.

Die Platte bietet live-to-tape Studioaufnahmen von Tracks aus "Radical Romantics", neu eingespielte "Plunge"-Songs und Neuauflagen früherer Klassiker vom ersten, selbstbetitelten Longplayer. Dabei bekam Fever Ray Unterstützung von den Tourmusiker*innen Minna Koivisto (Keyboards), Romarna Campbell (Schlagzeug) sowie Maryam Nikandish und Helena Gutarra (Keytars und Gesang).

In den Musikvideos für das aktuelle Studioalbum führte Dreijer verschiedene Charaktere ein. Neben Fever Ray als weißgekleideten Casanova sah man den Möchtegern-Frauenheld Romance, den Uhrenfanatiker Main, die geheimnisvolle Snusis und die axtschwingende Sexbombe Demona Lisa. In den Videos, die man im Zuge der Therapy Session für die Live-Platte gedreht hatte, treffen sich die Charaktere zu einer Gruppentherapie der besonders schrägen Art.

Dabei klingt die Therapy Session-Version von "I'm Not Done" mit seinem technoidem Sound, ergänzt um stolpernde Beats, trancige Synthies sowie dem markanten Gesang Dreijers, so nah an The Knife wie kaum etwas anderes von Fever Ray. "Now's The Only Time I Know" von der gleichen Session folgt ebenfalls dieser tanzbaren Marschroute.

"What They Call Us" leitet atmosphärisch die Radical Romantics-Session ein und fällt gegenüber der Studiofassung noch eine Nummer wuchtiger aus. Diese lebendige Live-Dynamik überträgt sich auch auf "New Utensils", das Spiel- und Experimentierfreude nicht vermissen lässt, während "When I Grow Up" mehr Leichtigkeit versprüht als die düstere und mysteriöse Originalversion auf dem Debüt.

So richtig wertet die Live-Session jedoch die Tracks des insgesamt recht enttäuschenden "Plunge"-Albums auf. Während die Studioversion von "Mustn't Hurry" zum Hörer noch eine gewisse Distanz aufbaut, strahlt der Song live eine Emotionalität aus, die absolut mitreißt. Dabei geht es zum Teil sogar ziemlich rockig ab. Danach bahnt sich "To The Moon And Back" nach einem verspielten Drum-Intro kraftvoll seinen Weg nach vorne.

Leider wahrt Fever Ray mit den restlichen Neueinspielungen der "Radical Romantics"-Tracks, mit Ausnahme von "Even It Out", das unter Livebedingungen endgültig zum knackigen Indie-Rock-Song mutiert, dann doch letztlich eine gewisse Unnahbarkeit und Distanz zum Hörer, die man zuvor für überwunden hielt. So bleibt in der zweiten Hälfte eine Menge Potential auf der Strecke.

Mit den im Vergleich zu der "Therapy Session" noch technoideren Versionen von "I'm Not Done" und "Now's The Only Time I Know" verschiebt sich die Stimmung zwar mehr Richtung Lebensfreude, aber im Grunde riechen die beiden Neueinspielungen zu sehr nach Recycling und bieten kaum echten Mehrwert. Da hätte man sich beispielsweise eine Live-Version des großartigen "Seven" vom Debüt lieber gewünscht.

Zumindest rundet die Neueinspielung von "If I Had A Heart" die Platte recht stimmungsvoll ab, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass die Veröffentlichung letzten Endes dann doch einen etwas unausgegorenen Eindruck hinterlässt. Aber interessante und wunderbar abgedrehte audiovisuelle Konzepte hat Karin Dreijer ja.

Trackliste

  1. 1. I'm Not Done
  2. 2. Now's The Only Time I Know
  3. 3. What They Call Us
  4. 4. New Utensils
  5. 5. When I Grow Up
  6. 6. Mustn't Hurry
  7. 7. To The Moon And Back
  8. 8. Shiver
  9. 9. Kandy
  10. 10. Even It Out
  11. 11. I'm Not Done
  12. 12. Carbon Dioxide
  13. 13. Now's The Only Time I Know
  14. 14. If I Had A Heart

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Fever Ray – The Year of the Radical Romantics [Vinyl LP] €52,29 Frei €55,29

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Fever Ray

Im Frühjahr 2007 bekommt Karin Dreijer Andersson, eine Hälfte der schwedischen Avantgarde-Pop-Duos The Knife, ihr zweites Kind. Schwanger steht sie …

Noch keine Kommentare