laut.de-Kritik
Unterhaltsam auf der Bühne, planlos im Aufnahmestudio.
Review von Kai ButterweckWer sich live gut unterhalten lassen will, der ist bei den Jungs von Fozzy bestens aufgehoben. Die Band hat mit dem Ex-Stuck Mojo-Gitarristen Rich Ward und dem ehemaligen Adrenaline Mob-Bassisten Paul Di Leo nicht nur im Background jede Menge Erfahrung zu bieten, sondern verfügt in Gestalt von Wrestling-Champ Chris Jericho zudem noch über einen muskelbepackten Frontmann, der genau weiß, wie man eine Hartholz-Meute bei Laune hält.
Das Musikerdasein besteht bekanntlich aber nicht nur aus Tourneen. Hin und wieder muss die eine oder andere Woche auch mal im Studio verbracht werden, um all das, was wie im Fall von Fozzy live so prächtig funktioniert, auch für die Stubenhocker festzuhalten. Und genau diese Leute sollten langsam aber sicher mal auf die Barrikaden gehen, denn auf Band liefern Fozzy Jahr für Jahr immer weniger ab.
Dabei lässt der Beginn des neuen Albums "Do You Wanna Start A War" zunächst aufhorchen. Eine sphärisch kratzige Metal-goes-Industrial-Melange macht den Anfang, ehe Jerichos markantes Organ im Verbund mit Backing-Chören Erinnerungen an Hairspray-Hardrock-Zeiten weckt. Der Titeltrack ist erfrischend, keine Frage.
Leider bleibt dies die Ausnahme auf einem zwar abwechslungsreichen, aber uninspiriert und verkrampft dahingeschluderten Album, das sich zwischen Hinterhof und Red Carpet nicht so richtig entscheiden kann. Muss es ja eigentlich auch gar nicht. Es gibt genug Bands, die den Melodie-trifft-auf-Härte-Dreh wunderbar raus haben. Fozzy gehören leider nicht dazu.
Songs wie der monotone Stakkato-Grummler "Bad Tattoo", das ebenso flach atmende "Brides Of Fire" oder der überladene Five-Finger-Death-Punch-meets-Hardcore-Superstar-Kniefall "No Good Way" kämpfen sich ausdruckslos und energiearm durch ein lieblos verflochtenes Sound-Gestrüpp aus Metal, Radio-Rock und Pseudo-Industrial.
Auch die Ausflüge in Richtung Partyzelt gehen gründlich in die Hose. Weder die Stretch-Leggings-Hymne "Tonight", noch die Mötley-Crüe-Adelung "Unstoppable" hinterlassen größere Spuren – von den beiden halbgaren Power-Balladen "Died With You" und "Scarecrow" ganz zu schweigen.
Wenn dann am Ende auch noch eine ABBA-Coverversion ("SOS") dem Rest des Präsentierten den Stinkefinger zeigt, bedarf es eigentlich keiner weiteren Worte mehr. Seht bloß zu, dass ihr wieder auf die Straße kommt, werte Fozzy-Crew.
1 Kommentar
Also ohne die Kritik ganz gelesen zu haben weiss ich nach dem Satz "denn auf Band liefern Fozzy Jahr für Jahr immer weniger ab." ganz genau, dass ich auf sie scheissen kann. Ich bin da nämlich anderer Meinung