laut.de-Kritik

Von "Azzurro" bis "Volare": Italo-Evergreens auf Deutsch.

Review von

Der Sänger, Multiinstrumentalist, Entertainer und Musikwissenschaftler Götz Alsmann feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag. Seine wöchentliche WDR-Fernsehshow "Zimmer frei!" mit Christine Westermann ging im Herbst 2016 nach 694 regulären Folgen mit einer tränenreichen Abschlusssparty zu Ende. Dennoch kann sich der Münsteraner über mangelnde kreative Auslastung nicht beklagen. "In Rom" ist der dritte Teil seiner Reisetrilogie nach den Alben "In Paris" (2011) und "Am Broadway" (2014). Diesmal geht es um italienisches Liedgut der 50er- und 60er-Jahre.

Die Neuinterpretationen diverser Schlager-Kracher von Fred Buscaglione und Renato Carosone bis Marino Marini und Umberto Bindi kommen auf dieser Platte so locker daher, wie man es von Alsmann kennt. Er liefert sowohl in den lässig-swingenden ("Carina", "Ciao, Ciao, Ciao") als auch in den angeschwipst-balladesken ("Die Schönste Der Erde", "Non Sei Felice") Momenten auf dieser Scheibe eine makellose Vorstellung am Mikro ab. Am Piano und am Akkordeon klingt er genauso motiviert. Dazu schmückt Altfrid M. Sicking die einzelnen Tracks mit ausgelassenen Vibraphon- und Trompeten-Soli aus.

Die Originaltexte übersetzte er behutsam und mit viel Feingefühl. Die von Amore, Sehnsucht, Sommer, Meer und Abschied handelnden Nummern entdeckt man sicherlich neu, wenn man bisher auf Italienisch nicht mehr als ein Menü im Restaurant im Urlaub bestellt hat. Alsmann reiste sicher nicht ohne Grund in das von Filmkomponist Ennio Morricone vor einem halben Jahrhundert mitbegründete Forum Music Village Studio im Herzen Roms, um die Platte aufzunehmen. Dieses so warme und temperamentvolle Lebensgefühl zwischen der Adriaküste und Sizilien hört man den Songs an.

Da darf natürlich der von Paolo Conte komponierte und 1968 in der Version von Adriano Celentano berühmt gewordene Evergreen "Azzurro" auf Deutsch nicht fehlen. Der Song präsentiert sich in einem angejazzten Korsett mit luftigen Ausflügen am Klavier und am Vibraphon. Dazu singt der 60-jährige zärtlich vor sich hinhauchend von Verliebtheit, Sinnlichkeit und Tagträumereien. Obwohl man, wie bei allen Stücken, die ursprünglichen Arrangements deutlich wahrnimmt, gelingt es dem Münsteraner äußerst souverän, dieser großartigen Nummer eine ureigene, laszive Note hinzuzufügen.

Fabio Rovazzis "Volare", das man in unserem Land leider mit lauten Fanchören in den Fußballstadien zwischen Hamburg und München verbindet, trumpft vor allem wegen der tänzerischen Soli und Alsmanns beschwingtem Gesang auf. Außerdem bringt "Mambo Italiano", ursprünglich 1954 von dem Amerikaner Bob Merrill geschrieben, mit seiner prägnanten Bossa-Nova-Rhythmik so ziemlich jede Hüfte zum Kreisen.

Der Ende der 40er-Jahre von Rudi Schuricke eingesungene Kult-Schlager "Caprifischer" thematisiert die romantische Vorstellung, die viele Deutsche im Zweiten Weltkrieg von Italien hatten. Sie sollte danach in unzähligen Songs in der BRD ihren Ausdruck finden. Danach heißt es zu mediterranen Klängen vorübergehend "Arrivederci Roma!". Auf "In Rom" gelingt es Götz Alsmann und Band bravourös, den speziellen Flair der Canzone- und Schlager-Klassiker aus dem Land des guten Essens, des guten Weins, des Mittelmeers und der vielen Zitronenbäume dank lebhafter Neueinspielungen zu erhalten.

Trackliste

  1. 1. Quando Quando Quando
  2. 2. Azzurro
  3. 3. Die Schönste Der Erde
  4. 4. Carina
  5. 5. Mambo Italiano
  6. 6. Schau Dir Den Mond An
  7. 7. Ciao, Ciao, Ciao
  8. 8. Marina
  9. 9. Schau Dich Nicht Um
  10. 10. Volare
  11. 11. Che Bambola
  12. 12. Non Sei Felice
  13. 13. Come Prima
  14. 14. Das Kann Der Anfang Unserer Liebe Sein
  15. 15. Ciao, Ciao Bambina
  16. 16. Der Troubadour
  17. 17. Caprifischer
  18. 18. Arrivederci Roma!

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2 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Es wäre mir lieber, wenn Mike Patton endlich mal den zweiten Teil von Mondo Cane veröffentlichten würde. Da warte ich schon Jahre drauf. Alsmann kann da einfach qualitativ nicht ganz mithalten.

    • Vor 7 Jahren

      Hab gestern tatsächlich überlegt, ob ich den Vergleich bringe, aber Alsmann und Patton sind zwei verschiedene paar Schuhe. Auf einen zweiten "Mondo Cane"- Teil würde ich mich tierisch freuen. So bin ich aber auch froh, die ganzen Klassiker mal ordentlich übersetzt und spielfreudig aufbereitet zu hören.

    • Vor 7 Jahren

      doch, kann er. alsmann ist eine koryphäe seines fachs. die tatsache, dass götzi eher als archivar fungiert und sich des jazzy schlagers versdchrieben hat, ist doch ein rein geschmackliches kriterium.

      was der mann zwischendurch - auch live - an grandiosen, vollkommen verschütt gegangenen perlen aus den 30ern bis frühsechzigern zum besten gibt und dem vergessen entreißt, ist aller ehren wert. da nehme ich übliche verdäcvhtige a la "volare" und "azzurro" gern in kauf, dieen sie doch nur zum anfüttern.

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.