laut.de-Kritik
Eine bessere Welt - wenigstens eine halbe Stunde lang.
Review von Manuel Berger"Dolly Parton sings the news", Janelle Monáe rappt Motivationscoachings, Bruno Mars bringt den Kids die besten Dancemoves bei und Tash Sultana gibt die musikhistorisch bewanderte und Schulordnung brechende Kreativlehrerin. Ab und an sorgt Erykah Badu für soulige Abendstunden und Prince wacht als Schutzpatron am Himmel. Willkommen auf Planet Cool!
Aufgewachsen in einer dänischen Hippie-Kommune war psychedelische Musik der 60er und 70er der Soundtrack zu Iris Golds Jugend. Irgendwann entdeckte sie den Hip Hop für sich, feierte zu De La Soul und Beastie Boys. Später flirtet sie als aktive Musikerin mit Pharrell und N.E.R.D, konzentriert sich dann aber auf ihr Solokarriere und verarbeitet all die bisherigen Einflüsse. Trotz Oldschool-Appeal ist die Sängerin Kind ihrer Zeit. Moderne Produktion und Sounds finden sich auf "Planet Cool" genauso wie Nods an die Vergangenheit. Die Dolly Parton-Referenz im Titeltrack ist nur eine von mehreren.
Für eine halbe Stunde schafft Iris Gold auf ihrem Debütalbum eine optimierte Welt, surft selbstbewusst auf ihrem "Own Vibe" und lässt sich dabei auch nicht von dem penetranten Typ an der Bar stören, der ihr seine Lebensgeschichte erzählen möchte. Den schaltet sie ganz einfach auf Mute und entwirft sich ihr eigenes grenzoffenes Traumreich. Funk, Hip Hop, Reggae, Pop, Soul, R'n'B und auch etwas Rock mixt sie dort zu einem erfrischenden Sommercocktail.
Bei "All I Really Know" paart sie Michael Jackson-Groove und Big Band Sound – mit einer Power, die an Beyoncés "Lemonade" erinnert. Im anschließenden "A Lot To Give" wiegt sie sich mit Background-Sängern in chilligen Soul-Funk-Rhythmus. Die Message ist klar und durch und durch positiv – es geht um "three generations of Afro warriors straight outta planet cool. [...] Here to illuminate love and eradicate intolerance and racism with their super funk powers."
In der zweiten Albumhälfte zeigt Gold ihre Affinität zu Hip Hop. Zwei Gastrapper – Adian und M.anifest – veredeln "Slow Down" und "Roll It Out". In Ersterem spittet sie auch selbst über eine heimelige Fusion aus modernem Reggae, schwerem Elektronik-Bassbeat und psychedelischer Reverb-Gitarre. In beiden bewegt sie sich stilistisch zwischen Mavi Phoenix, einer dreamy Version von Princess Nokia und Tash Sultana.
Schon in dieser kurzweiligen halben Stunde ihres Debüts zeigt Iris Gold wahnsinnig viele Facetten ihres Planet Cool und demonstriert eigene Starqualitäten. Sie hat die Ausstrahlung, die Hooks und die stimmliche Variabilität um ganz oben mitzuspielen. Davor vollends im Mainstream aufzugehen, scheut sie sich aber – vielleicht zum Glück. "Planet Cool" ist auch ein stilistisches Ausprobieren, ein Ausreizen der Grenzen. Die bunten Farben überdecken den roten Faden. Vermissen wird den trotzdem kaum jemand, dafür bietet die Platte viel zu viel Hörspaß und Abwechslung in gleichgeschalteten Sommer-Playlists. Sonnenbrille auf und einfach mal anerkennend im Takt nicken – "Wow"!
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