laut.de-Kritik
Zwischen One-Hit-Wonder und abgespeckter Beyoncé.
Review von Stefan JohannesbergDeckung, hier kommt ein potentielles One-Hit-Wonder geflogen. So scheint es. Luftig leicht schwebt Jamelias "Superstar" eingängig und poppig in europäische Ohrwurm- und Chartsregionen. Keine Radiostation, kein Musiksender kann sich dem zuckersüßen Refrain "I don't know who you are. But you must be some kind of superstar" entziehen, geballtes Airplay nuddelt die 22-jährige Afro-Britin nach Baby-Pause zu einem erfolgreichen Comeback.
Zumindest im Single-Bereich. Ein Album als Top Spot zu platzieren, ist als englische R'n'B-Schönheit nicht einfach. Meint auch Blue-Mitglied Simon Webber. In einem Interview mit dem Q-Magazin kritisierte Webber, dass es in Großbritannien für einheimische Künstler sehr schwer sei, sich längerfristig zu etablieren (welch' Befriedigung für die deutsche Seele!). Trotzdem (oder gerade deswegen) richtet sich Jamelias Blick auf ihrem Zweitling "Thank You" deutlicher als der ihrer britischen Kolleginnen Mis-Teeq oder Ms Dynamite gen Übersee, die "Superstar"-Single mal ausgenommen. Features mit Dirty South-Redneck Bubba Sparxxx und Busta Rhymes-Liebling Rah Digga passen da ins Bild.
Musikalisch nehmen sich die englischen und dänischen No Name-Produzententeams den hektisch verschachtelten Synthie-Sound von Destiny's Child zum Vorbild, wie vor allem der Titeltrack in Reinadaption beweist. "Taxi" erinnert dagegen mehr an ein Beyoncé-Solo, leider in der Schmalspur-Version. Jamelia ist halt keine charismatische Sexbombe, sondern gesellt sich mit ihrem zarten Look eher zu Brandy und Monica. Und wenn es mal etwas anderes sein soll, steht für "Off Da Endz" Timbaland Pate.
Trotzdem offenbart sie auch Tupfer von Eigenständigkeit. Für die Hookline von "See It In A Boy's Eyes" fühlt sich Jamelia mit Tori Amos-Gesangsharmonien sauwohl an, während sie auf "Dirty Dirty" süß wie Left Eye rappt und als Schlampe im positiven Sinne einer Missy Elliott ihre 'dreckige' Seite zeigt.
Das One-Hit-Wonder entpuppt sich doch nicht als Sternschnuppe. Dass dies für den Gang nach Amerika langt, glaubt sie selbst nicht so ganz. "Um ehrlich zu sein. Ich weiß nicht, ob die Amis mich annehmen werden." Für Europa und einige Hits sollte es aber reichen.
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