laut.de-Kritik
Die vielen Gesangs-Einlagen bringen Abwechslung ins Breakbeat-Gewitter.
Review von Eberhard DoblerNach Roni Size liefern nun Krust And Die ihre Definition der altbewährten Bristol-Breaks ab - und die meist gebookten DJs des Reprazent-Clans machen keinen Hehl daraus, wessen Geistes Kind sie sind. Mit funktional antreibenden Beat-Patterns, tief und funky gehenden Synthetik-Bässen sowie stilistisch klar umrissenen Sounds knüpfen sie an das Konzept des UK-Drum'n'Bass-Vordenkers an.
Brennt Clan-Chef Size die Tanzfläche mit ultimativem Dauerfeuer nieder, setzt "I Kamanchi" im Stile der Reprazent-Scheibe "In The Mode" eher auf eingängigere und vocal-lastigere Tracks. Gerade die zahlreichen Gesangs-Einlagen bringen Abwechslung ins Breakbeat-Gewitter. So entschärft Talis Stimme den düsteren "Hold It Down"-Groove, ihr souliges Organ haucht auch dem schnell und deep federnden "Soul Beat Calling" Wärme ein. Eine Fähigkeit, die Sängerin Violet bei "Up On Life" unter Beweis stellt.
Krust und Die treten aber auch auf die Bremse. So drosselt "Sounds Of The Culture" das Tempo mit reduziertem Beat und Dancehall inflitrierten Rap-Parts. "Wild 4 The Night" und "Up On Life" grooven im Big Beat-Bereich - alles hervorragend produzierte Tracks, die für stilistische Bandbreite sorgen. Stellvertretend für die klassischeren High Speed-Nummern bringt "Back 2 Da Boogie" eine angenehme, wenn gleich ambivalente Grundstimmung des Albums zum Ausdruck: bei allem Tempo klingt "I Kamanchi" doch entspannt und wirken die Songs trotz dunkler Stimmung nie zu negativ. Vor allem aber: sie rollen tanzbar und funky.
"I Kamanchi" kann insofern als Quintessenz und Ergebnis jahrelanger Studio-Arbeit, ausgiebigen Tourens und Auflegens verstanden werden. Und die ein oder andere Nummer (beispielsweise der instrumentale Breakbeat-Groover "Training Program") dürfte sicher Eingang ins Live-Set der erfahrenen DJs finden. Auch wenn Krust und Die den Old School-Ansatz im Drum'n'Bass zelebrieren - im Einzelfall scheppern sie schon mal unkonventionell daher - was sollte die Breakbeat-Massen besser zum Ausrasten bringen als Beats aus Bristol?
Noch keine Kommentare