laut.de-Kritik
Der Battlehammer hängt im Hühnerstall.
Review von Dani Fromm"Der Geschlechterkampf ist so einfallslos wie der Klassenkampf", befand einst Norbert Blüm. Das Cover von Ludacris' "Battle Of The Sexes" scheint dem ehemaligen Arbeitsminister Recht zu geben: Ideenbefreiter gehts ja wohl kaum.
Von der schauderhaften Verpackung sollte sich keineswegs abschrecken lassen, wer ein Faible für mächtig drückende Dirty South-Ästhetik hegt. Schon das von Xcel produzierte "Intro" schiebt Bedenken weitgehend vom Tisch.
Ludacris' rasende Reime rufen mit den ersten Zeilen umgehend ins Gedächtnis zurück, was mir gar nicht mehr in dieser Deutlichkeit vor Augen stand: Dieser Kerl mischt nicht umsonst bei den Hochkarätern des Genres mit.
Nach einem Ausflug ins "Theater Of The Mind" ruft Ludacris diesmal also den Kampf der Geschlechter aus. "It's a man's world." Im Hip Hop-Kontext gilt diese Maxime möglicherweise noch stärker als in manch anderem Bereich. Oder doch nicht?
Eine verwertbare Antwort auf die Frage, ob nun tatsächlich Ladies oder Fellows die dickeren Eier spazieren tragen, liefert "Battle Of The Sexes" natürlich schon allein deswegen nicht, weil sich auf der Seite der holden Weiblichkeit keine Spur von Emanzipation findet.
So lange sich die Damen nicht nur als willige Schlafzimmer-Deko in Szene setzen lassen, sondern sich diesen Schuh auch noch freiwillig anziehen, wird das nie was mit einem fairen Schlagabtausch. Auf Ausbrüche aus dem eingefahrenen Männlein-Weiblein-Klischee wartet man lange - und vergebens.
"Can't Live Without You" liefern Ludacris und Monica ein in seiner Absehbarkeit weitgehend überflüssiges Beispiel für die herrschende Rollenverteilung. Er rappt, sie singt. So kommen sich die Parteien bei der musikalischen Ausgestaltung ihrer On/Off-Beziehung nicht in die Quere. Miteinander läufts nicht, ohne einander auch nicht: so bekannt, so langweilig - mindestens seit U2s "With Or Without You".
In "Tell Me A Secret" übernimmt Ne-Yo den Gesangs-Part - aber nur, um der imaginären Angesungenen bisher geheim gehaltene Phantasien aus der Nase zu ziehen. Spannend ist anders, auch wenn Ludacris hier besonders deutlich im Einklang mit Swizz Beatz' wellenförmig schaukelndem Instrumental flowt.
"Come undress me, I'm feeling so sexy", haucht Shawnna durchs Telefon. Mädels, wer sich noch nicht einmal alleine aus den Klamotten geschält bekommt, gewinnt auch keinen Geschlechterkampf. Schon gar nicht, wenn die Gegenseite Brocken wie Flo Rida oder Gucci Mane in den Ring schickt.
Glücklicherweise machen es die Jungs nicht viel besser: Sie starten beredte Verführungsversuche ("I Know You Got A Man"), laden in den "Sex Room", brüsten sich mit Geld, Karren, schier legendärer Ausdauer ("Do It All Night") ... und kämpfen mit Selbstüberschätzung und Performance-Problemen. Warum? "Everybody Drunk". Ansonsten wetteifern die Herren untereinander - Schwanzvergleich, mal anders - in der Frage, wer wohl die verdorbenere Ische zu Hause hat.
"My Chick Bad" gestattet endlich einmal einen direkten Vergleich zwischen Männern und Frauen. Ludacris macht seine Sache gut, Hip Hop-Barbie Nicki Minaj an seiner Seite verblasst - ihrer grellen Optik zum Trotz. Trotzdem punkten die Damen. In der Remix-Fassung nämlich deutet ein Allstar-Line-Up aus Diamond, Trina und Eve an: Der Battlehammer hängt vielleicht doch im Hühnerstall.
Obwohl inhaltlich überschaubar, bietet "Battle Of The Sexes" dennoch ordentliche Unterhaltung mit reichlich Witz. Das Instrumentarium des tiefen Südens samt "Hey Ho"-Gebrüll, gechoppter, gescrewter, gepitchter und gebetsmühlenartig wiederholter Zeilen gebiert ebenso mitreißenden wie hypnotischen Sound.
Kleine Ausfälle wie die gruselige Sing-a-long-Hookline aus "I Know You Got A Man", die ermüdende Überlänge von "Sex Room" oder das etwas arg strapazierte Konzept einer Call-In-Radioshow fallen angesichts eines vor Ideen überquellenden, üppigen Beats aus dem Hause The Runners ("B.O.T.S. Radio") oder dem witzig springenden Beitrag der Neptunes ("Sexting") kaum ins Gewicht.
Die Nachspielzeit entscheidet den Geschlechterkampf dann doch noch: "My girl went through my cell phone." Panik! Wenn sich der großmäulige Checker im Bonus-Track in den verhuschten Schisshasen verwandelt, schwinden die letzten Zweifel daran, wer am Ende die Hosen anhat.
3 Kommentare
mit abstand schlechtestes werk von ihm, aber soll wohl nur ein unangestrengtes mottoalbum sein
sollte ursprünglich ein Kollabo-Album werden, mit Shawna glaub ich... Die ist abgesprungen (Label gewechselt oder sowas) und Luda hats als Solo-"Album" - Projekt triffts wohl eher rausgebracht.
nach dem dollen theaterausflug hab ich echt mehr erwartet...