laut.de-Kritik
Mut zur großen Indie-Geste.
Review von Maximilian FritzIndie, Pop, Trip Hop, Electronica – für was genau stehen eigentlich Maribou State? Diese Frage beantwortet auch das zweite Album des Duos, "Kingdoms In Colour", nicht final. Muss es auch gar nicht, denn mit ihrer eigenwilligen Mixtur treffen die Briten einmal mehr den musikalischen Zeitgeist.
Der Opener "Beginner's Luck" fördert die Erfolgsformel ganz gut zutage: Imposantes Klavier-Intro, moderates Tempo, Vocal-Fragmente und eine satte Instrumentierung. Diesen Faktoren verpassen Maribou State eine verträgliche Prise Pathos, überziehen ihre Tracks mit einem adäquaten Schleier aus Melancholie.
Nach dem etwas schnelleren, unruhigeren "Kingdom" gilt das auch für "Turnmills": Einleitung zu theatralischen Geigenklängen, eine griffige Gitarrenspur, die den Rhythmus vorgibt, und klagende, verzerrte Vocals fusionieren zu einem atmosphärisch dichten Song.
Die Vorab-Single "Nervous Tics" kommt als veritabler Pop-Hit daher, der abermals mehrere musikalische Vorzüge vereint. Für den angesprochenen Pop-Appeal zeichnet zu einem beträchtlichen Teil die Leib- und Magensängerin des Duos, Holly Walker, verantwortlich. Die Stimme der Londonerin passt schlicht perfekt zum harmonischen Sound Chris Davids und Liam Ivorys.
"Glasshouses" wirkt im Anschluss vor allem deshalb interessant, weil es sich über knapp vier Minuten Spielzeit zusehends konkretisiert, bis sich letztendlich doch noch ein ganzheitlicher Song herausbildet. Auf "Part Time Glory" lassen sich die beiden zu einer fast schon konventionellen Sangesleistung hinreißen, was die Emotionalität nur noch befeuert.
Für "Feel Good" holt sich der Zweier die Experimentalisten von Khruangbin ins Boot und serviert ausgerechnet an dieser Stelle die wohl eingängigste Melodie des Albums. Erinnerungen an die Crystal Fighters zu ertragbaren Zeiten werden wach, als weitere Referenzgrößen dürfen Caribou, Tycho, Bonobo oder Vondelpark herhalten, ohne aber je wie die Faust auf's Auge zu passen.
Nach dem etwas trägeren "Slow Heat", dem einmal mehr Holly Walker ihren Stempel aufdrückt, läuten "Vale" und "Kāma" betont andächtig das Ende dieses wirklich gelungene Longplayers ein. Etwas eher veröffentlicht, hätte dieses Album wohl eine komplette Festivalsaison geprägt, Maribou States ausladende Indie-Gesten verlieren aber auch im kleineren Rahmen nichts von ihrem Glanz.
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