laut.de-Kritik
Wie Yngwie Malmsteen, nur mit Bodenhaftung.
Review von Yan VogelMichael Romeo, flinker Finger und kreativer Kopf hinter der Prog Metal-Formation Symphony X, veröffentlicht vier Jahre nach dem starken ersten Teil von "War Of The Worlds" nun Part zwei. Dabei greift der neoklassische Shredding-Papst auf ein stabiles Bandgefüge zurück. John DeServio (Bass) und John Macaluso (Drums) bilden die Rhythmus-Gruppe. Markant hingegen der Wechsel am Mikro: Dino Jelusick übernimmt die Frontmann-Position und vereint ähnlich wie Romeo-Partner Russell Allen bei Symphony X Bulldozer und Bariton in der kraftvollen Stimme.
"Parasite" huldigt unverblümt dem Bay Area-Sound, den Metallica oder Testament unheilvoll einst tauften. Das überlange und in bester Fin De Siècle-Manier betitelte "Maschinenmensch" steht in der Riege der epischen Ausschweifungen von Dream Theater.
Das balladeske "Just Before The Dawn" zeigt die zarte Seite des Sechs-Saiten-Helden und erinnert an die Mega-Ballade "Paradise Lost" von Symphony X. In den orchestralen Zwischenstücken schimmern Soundtrack-Gurus wie John Williams, Danny Elfman oder Hans Zimmer durch. Jeder Song erhält somit seine klare stilistische Struktur.
In "Hybrids" vereint Mr Romeo im Solopart die Fähigkeiten eines 100 Meter-Sprinters und eines Marathonläufers. Über die Distanz von 2.30 Minuten zieht er dermaßen filigran vom Leder, dass es die Sinne verzückt. Trotz des aberwitzigen Speeds flechtet er immer wieder hardrockige Schenker-Schlenker in die instrumentalen Abfahrten ein und verhindert somit ein Abdriften in die Skalen-Qualen.
Die Piano-Passage, die den Weg zu den Saitensprüngen ebnet, ist auch nicht von schlechten Eltern. Dennoch bleibt Romeo bei aller Ähnlichkeit zu Yngwie Malmsteen am Boden, verheddert sich nicht in Eitelkeiten und fokussiert den Song.
"Metamorphosis" beginnt ähnlich emphatisch mit seinen Stopps und offenen Akkorden wie seinerseits Between The Buried And Me ihr "The Parallax II: Future Sequence"-Album eingeläutet haben. Wer Symphony X seit "Underworld" vermisst, hat zumindest beim Hören der Songs auf "War Of The Worlds" und der Stimme von Jelusick sein Placebo für die Ohren. Starke Platte, die von den dystopischen Texten, die auf H.G. Wells gleichnamiges Literatur-Werk zurückgehen, getragen wird.
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