laut.de-Kritik
Eine wohl dosierte Rockoper.
Review von Eberhard DoblerWer die drei Innsbrucker kennt, weiß: Mother's Cake schlagen Alarm wie die ganz Großen. Album Nummer drei behält die Grundpfeiler des Sounds bei: 70er, Funkrock und Psych-Alternative. Vielleicht betont das Trio diesmal die Progrock-Schlagseite etwas stärker.
Bereits nach den ersten drei Nummern hat man das Gefühl, einer Art Rockoper beizuwohnen, was den dynamischen und ausgefuchsten Arrangements, aber auch ausladenden Outros geschuldet ist ("Streetja Man"): Ein Song von Mother's Cake kann im Laufe seiner Spielzeit schon mal unterschiedliche Charaktere annehmen.
Neues Terrain erobern die Österreicher eher über die Produktion. Sie drehen gefühlt nicht wenig durch den Elektro-Wolf, gerade im Bassbereich brummt es gewaltig. Im Zweifel lieber Bitcrusher als Verzerrer, so könnte eine Devise lauten. Natürlich kann auch vieles überdimensionierten Effectboards der Saitenfraktion entspringen, was keinesfalls negativ gemeint ist. Live experimentierten Mother's Cake jedenfalls kurzzeitig mit einem Keyboarder, was angesichts der neuen Songs kaum wundert.
Sehr schick funktioniert der Ansatz bei "H8": Wohl dosierte elektronische Verfremdungen und Instrumente verschmelzen zu einer, im Refrain mit amtlicher Wucht vorgetragenen Einheit. Das geht zuweilen so weit, dass das gleißend erstrahlende "Big Girls" in der zweiten Hälfte glatt in Frenchhouse-Feeling mündet. Tolle Nummer.
Trotzdem bleibt dies eher die Ausnahme: Viele Tracks klingen unterm Strich weniger elektronisch verfasst, als man zuerst meint, beispielsweise "Now Or Never" oder "The Sun". Der Sound Mother's Cakes bleibt dabei immer sehr dicht, selbst bei relativ transparent arrangierten Passagen ("Black Roses"). An jedem einzelnen Song ist viel dran, und jeder hat mindestens einen starken oder überraschenden Part zu bieten.
Der Vorabtrack "The Killer" fährt etwa rein wie eine Rakete. Das Drumkit scheppert hell im D'n'B-Style. Überhaupt, die Drums: Vielleicht rührt der elektronische Eindruck vom etwas gezähmten Schlagzeug, gerade der Snare wünscht man oft einen knalligeren Punch. Gleichwohl passt das Drumkit in die Gesamtproduktion, die im Gegensatz zum Vorgänger weicher ausfällt, dafür kompakt und rund.
Mit dem funky "Enemy" folgt das wohl eingängigste Stück: Die schöne Nummer entfacht passagenweise ein Lichtgewitter vor dem inneren Auge. Eigentlich verlangen Mother's Cake dem Hörer fast zu viel ab, etwa beim dramaturgisch starken letzten Track "Isolation": Ohne den Groove aus den Augen zu verlieren, kommen sie immer wieder auf den Punkt.
Aber das spricht am Ende eher für als gegen eine Band. Mother's Cake kleckern jedenfalls nicht, sie klotzen definitiv. Und dieser Ruf reicht mittlerweile bis nach Australien.
1 Kommentar
Schade, taugt mit leider nicht so sehr wie Creation's und LTF. Aber alles in allen ganz Ok.