laut.de-Kritik
Verloren im Genre-Potpourri.
Review von Mirco LeierRock ist tot. Zumindest im Mainstream, dort findet das Genre bereits seit Jahren nicht mehr statt. Wirft man einen Blick auf die aktuellen Billboard-Charts schleicht sich hier und da vielleicht eine Country-Nummer ein, aber waschechter Rock'n'Roll, wie ihn Papa gerne oberkörperfrei beim Grillen hört, sucht man vergebens. Hip Hop dominiert den musikalischen Zeitgeist, und das wird sich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern.
Unter diesem Blickwinkel wirkt die musikalische Entwicklung eines Post Malone umso interessanter. Angefangen als "White Iverson", als weitere Blaupause eines weißen Rappers, der sich schamlos bei der schwarzen Kultur bedient, entpuppte er sich schnell als charismatischer Goofball, dessen musikalische Einflüsse weitaus vielfältiger ausfallen, als man vermutet hat. Außer vor klassischem Hardrock und Metal der 90er schreckt der New Yorker auch vor extremeren Genres wie Death- oder Metalcore nicht zurück.
Mit wachsendem Erfolg traute sich Malone mehr und mehr, diese privaten musikalische Vorlieben in seine eigene Musik einfließen zu lassen. Klang "Stoney" noch nach peinlichen ersten Trap-Gehversuchen, wirkte "Beerbongs & Bentleys" schon eher wie ein durchdachtes Album mit eigenem Stil und diversen Einflüssen aus Pop, Hip Hop und Rock. Mit "Hollywood's Bleeding" setzt er diese Entwicklung nun logisch fort und rührt noch mehr Einflüsse in sein musikalisches Potpourri. Jedoch in solchem Umfang, dass Post Malone mehr als nur einmal seinen Fokus verliert.
Das Rappen überlässt er nun fast gänzlich seinen Gästen. Er hat dem Hip Hop zwar noch lange nicht den Rücken gekehrt, setzt selbst aber verstärkt auf seinen Gesang. Das erweist sich über weite Strecken des Albums als Vorteil: Seine Stimme hat sich seit seinem Durchbruch um Welten verbessert. Da kann er privat so viele Schachteln rauchen, wie er will: Er klingt dennoch smoother als je zuvor. Auch an der Qualität seiner Hooks hat er weiterhin geschraubt. Die klicken zwar nicht alle, aber wenn sie es tun, bleiben sie auch für eine Weile im Gehörgang. Ein Paradebeispiel dafür liefert die bereits vorab releaste Singe "Goodbyes", die sich seit Wochen in meinem Horcher eingenistet hat.
Dennoch ist "Hollywood's Bleeding" kein wirklich gutes Album geworden. Zu viele verschiedene Ideen treffen hier aufeinander, die eigenständig durchaus interessant sein könnten, als Album aber schlicht nicht funktionieren. Die LP besitzt keinen Flow, keinen roten Faden und könnte aufgrund der Länge auch schon fast als Compilation durchgehen, so wahllos klingt die Anordnung der Songs oftmals. Posty hüpft mit jedem weiteren Song in neue Soundlandschaften, geht dabei aber fast nie weit genug, um wirklich einen Eindruck zu hinterlassen.
Auf Songs wie "Hollywood's Bleeding" oder dem Emo-inspirieten "Die For Me" funktioniert das, vor allem dank der herausragenden Features, noch erstaunlich gut. Auch die Ozzy Osbourne-Kollabo "Take What You Want" geht, inklusive Gitarren-Solo, runter wie Butter. Kurzum, die Emo/Rock-Experimente gelingen fast alle. Wenn Post aber versucht, waschechten Pop zu machen, wird es unglaublich schnell belanglos. "Staring At The Sun" klingt, nicht nur aufgrund des SZA-Features, wie eine ernüchternde Kopie von "All The Stars", "Internet" wie ein Demo und "Sunflower" ist absolut unerträglich in seiner Fröhlichkeit. Außerdem sollte es sich wohl von selbst verstehen, dass ein Post Malone-Album keine Länge von 17 Tracks rechtfertigt.
An der Hip Hop-Front bleibt alles beim Alten. Die Beats bekommt man so oder so ähnlich wohl auch mit jedem FL Studio- oder Ableton-Kauf frei Haus. Soll heißen: Sie sind an Kreativität kaum zu unterbieten. Posts Flow und Lyrics fallen ebenso generisch aus. Auch die meisten rappenden Gäste geben sich eher die Blöße, als dem Album einen Gefallen zu tun. Vor allem Meek Mill und DaBaby wirken wie absolute Fremdkörper, die sich so überhaupt nicht in den Vibe der jeweiligen Songs einfügen wollen. Einzig Young Thug und Lil Baby passen mit ihrem ätherischen Gebrabbel überraschend gut zu Posts Mood-orientiertem Songwriting.
Fasst man nun all das zusammen, kommt man zu dem Schluss, dass "Hollywood's Bleeding" weit von der Qualität seines Vorgängers entfernt ist. Das Album gerät über weite Strecken so belanglos, dass man es ohne mit der Wimper zu zucken beim Kochen, Putzen oder Rezensionen-Schreiben (haha!) als Hintergrundmusik hören kann, ohne großartig davon abgelenkt zu werden. Die Tiefen sind nicht schlecht genug, um einen wirklich langfristig zu verärgern, und die Höhen nur selten gut genug, um sich den Platz in einer Playlist zu sichern.
Dabei gibt das Album dennoch Hoffnung. Wenn es nämlich eins klar macht, dann die Tatsache, dass Post Malone absolut im Stande wäre, Rock wieder mainstreamtauglich zu machen. Wer weiß, vielleicht erlebt das Genre auf seiner nächsten LP ja doch endlich die notwendige Renaissance. Dann teilt Post sich das Mikrofon eben mit Corey Taylor, Slash und Zack de la Rocha, und der Papa kann wieder guten Gewissens ohne Shirt brutzeln.
2 Kommentare
Sehr gut geschriebenes Review! Auch wenn ich eher zwei Sterne geben würde
Das ist die schlechteste und geschmackloseste Review die je gelesen hab.Ich meine: ,, wie ein Demo und "Sunflower" ist absolut unerträglich in seiner Fröhlichkeit.``Das könnt ihr ja nicht ernst meinen. Ich sehe Post Malone relativ kritisch aber das was hier geschrieben wurde empfinde ich als hetzte und Geschmacklos .!