laut.de-Kritik
Die kürzeste Scheibe in der Karriere der Cali-Punks.
Review von Olaf SchmidtEinige Jahre war es still um Rancid. Die kalifornischen Punks, die in der Vergangenheit rotzigen Appeal und massenkompatible Melodien clever vermischten, hatten offenbar Besseres zu tun. Wie groß ihre Popularität auch in Deutschland trotzdem noch ist, konnte man vergangenes Jahr im proppenvollen Kölner E-Werk begutachten. Die Hütte brannte, das Publikum feierte jeden einzelnen Song.
Und jetzt das neue Album. Zwischen den beiden vorherigen waren schlanke sechs Jahre ins Land gezogen, dieses Mal begnügt sich der Vierer mit einer Pause von fünf. Solch lange Lücken lassen natürlich bange Fragen aufkommen. Können sie es noch? Die schnelle Antwort für Ungeduldige: ja. 14 knackige Songs gehen in knapp 33 Minuten Spielzeit durchs Ziel. Damit sichert sich "... Honor Is All We Know" den Titel der kürzeste Rancid-Scheibe überhaupt.
"Back Where I Belong" könnte als Einstieg nicht besser geeignet sein. Die Nummer macht umgehend klar: Bei Rancid ist alles beim Alten, wer die Band vorher mochte, greift weiterhin bedenkenlos zu. Tim Armstrong nölt sich durch die Texte, dass man Angst um seine Stimmbänder haben sollte. Im Unterscheid zum Vorgänger "Let The Dominoes Fall" muss der europäische Hörer nun nicht mit patriotischer Hurra-unsere-tapferen-Soldaten-Lyrik rechnen.
"Collision Course" setzt das erste Ausrufezeichen. Die Gitarren braten, Bassist Matt Freeman wandert sein Griffbrett rauf und runter - alles wie gehabt. Da freuen sich selbst die letzten Irokesen im örtlichen autonomen Jugendzentrum. Ska-Freunde kommen bei "Evil's My Friend" auf ihre Kosten: Diese Seite von Rancid stand oft ziemlich gleichberechtigt neben den gradlinigeren Punk-Nummern. Auf der neuen Scheibe bleibt der Song zusammen mit "Everybody's Sufferin'" jedoch die Ausnahme. Letzterer langweilt etwas durch seine monotone Zwei-Grundtöne-Struktur.
"Malfunction" zitiert das altbekannte Riff von The Whos "Can't Explain". Im Hintergrund orgelt eine Hammond vor sich hin - gleichfalls nicht neu im Rancid-Kosmos. Zudem werden bei Kritik sofort Konsequenzen angedroht: "You drew blood with the wrong crew, now we're through with you", heißt es mal in einer weiteren Voll-auf-die-Zwölf-Nummer gegen Ende der Platte.
Gibt es irgendwas zu kritteln? Innovation sieht natürlich anders aus, aber es bleibt müßig, bei einem Punk-Album über derlei Dinge zu diskutieren. "Let The Dominoes Fall" kam im direkten Vergleich etwas abwechslungsreicher daher, irritierte aber durch einige Songs selbst langjährige Fans. Die dürften sich auf Rancids achtem Album wieder viel besser aufgehoben fühlen.
3 Kommentare
Ach wie schön, alte Helden in bester Spiellaune, wie es scheint. Freu mich.
Noch nie hat mich eine Band die ich so gern höre so enttäuscht wie Rancid auf Let the dominoes fall, zahnlos, uninspiriert und lasch von vorn bis hinten. Die Tatsache, dass die neue Platte auch seit drei jahren immer wieder verschoben wurde, hat meine Angst umso mehr wachsen lassen.
Zum Glück unberechtigt, denn die neuePlatte ist wieder knackig, wieder rotzig und geht trotz ungewohnter Kürze gut rein (auch wenn man Frederiksens Interesse an Oi mehr denn je raushört). Klar kein Meilenstein, a ber davon haben sie von Let's Go bis einschließlich Rancid V vier stück in Folge rausgehauen haben.
bleibt nur zu hoffen dass die nächste platte nicht so lang braucht weil Armstrong sein Timebomb geeier macht und Frederiksen alle 3 Wochen ne neue Oi-Band gründet
Das das erste mal, dass mir eine Rancid-Scheibe nicht direkt beim ersten mal hören die Wurst vom Brot gezogen hat. War alles schon mal da, nur in besser ...