laut.de-Kritik
Ungezwungener Tribut an die großen Namen des Jazz'.
Review von Toni HennigJazz war für den Element Of Crime-Chef Sven Regener schon immer ein besonderes Anliegen gewesen. Als Jugendlicher griff er, beeinflusst von großen Namen des Genres, zum ersten Mal zur Trompete. Als er zu Beginn der 80er-Jahre nach Berlin kam, wollte er Jazz spielen. Trotzdem schlug er eine Karriere als Rock-Musiker ein. Zum Jazz kam er erst vor ein paar Jahren wieder zurück, auch weil er darum gebeten wurde, für die Beerdigung seines Trompetenlehrers ein Stück einzustudieren. Da habe er gemerkt, dass er dieses Genre seit Jahrzehnten ziemlich vernachlässigt hatte.
Im Sommer letzten Jahres hatte sich dann die Chance ergeben, zusammen mit Element Of Crime-Schlagzeuger Richard Pappik und Pianist Ekki Busch, der seit 1993 die Band live an den Tasteninstrumenten verstärkt, unter dem Namen Regener Pappik Busch ein Jazzalbum namens "Ask Me Now" einzuspielen. Das erscheint nun.
Auf der Platte widmet sich das Trio zwölf Standards des Genres aus den 40er-, 50er- und 60er-Jahren, wobei gefühlvolle Balladen genauso auf dem Programm stehen, wie der frühe Bebop Dizzy Gillespies.
Den Beginn macht die Neuinterpretation von Thelonious Monks "Ask Me Now", die mit schunkeliger Rhythmik und tapsigem Trompetenspiel noch etwas ungelenk daherkommt. Viel besser gerät das Cover von Billie Holidays "Don't Explain", kommt doch, wenn reduzierte Piano-Klänge, sachtes Besen-Drums und gefühlvolle Melodielinien aufeinandertreffen, düsteres Jazzkneipenfeeling nicht zu kurz. Auch "'Round Midnight", das ebenfalls von Monk stammt, hält das Trio ziemlich klassisch, so dass die Version butterweich vor sich hinschaukelt.
Im Grunde fällt die Platte dann am besten aus, wenn Regener Pappik Busch die Authentizität der Originale wieder aufleben lassen. Wenn nämlich Regener, wie in den Neuinterpretationen von John Coltranes "Chasin' The Trane" und Dizzy Gillespies "Groovin' High", ständig um die richtigen Töne rumeiert, dann kippt die Musik ins Nervige. Andererseits lässt sich ein gewisser Charme nicht verleugnen, merkt man doch an solchen Stellen, dass es dem Trio nicht darum geht, die Stücke so sauber und perfekt wie möglich nachspielen zu wollen, sondern um den Spaß an der Sache. So bekommt Coltranes "Big Nick" durch die staksige Instrumentierung sogar ein wenig beschwipstes Element Of Crime-Flair.
Trotzdem probiert Sven Regener auch mal was anderes aus, was der Hörbarkeit förderlich ist. So setzt er in den Neuinterpretationen von Cedar Waltons "Holy Land" und Nat King Coles "Nature Boy" durchgängig einen Dämpfer ein, was im Zusammenspiel mit der vor sich hin torkelnden Rhythmus-Sektion eine lockere Beiläufigkeit ausstrahlt. Coltranes "Theme For Ernie" interpretiert er dann zum Schluss mit einer gewissen Milde. Auch das Piano und das Schlagzeug lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Trotz aller Ungezwungenheit hört man auch den Respekt vor den gecoverten Liedern.
Letzten Endes fühlt sich "Ask Me Now" also tatsächlich wie ein echter Tribut an die großen Namen des Jazz' an, ungefiltert, vergnügt und mit allen Stärken und Schwächen, die mit so einem ambitionierten Projekt einhergehen.
1 Kommentar
Wirkt doch etwas eintönig und oberflächlich. Jazz für Fans von Pop/Rock Musik. Vielleicht müsste man es auch öfter hören, aber dazu wird die Lust bei mir nicht geweckt.