laut.de-Kritik
Powerpop auf hohem Niveau.
Review von Philipp KauseAuf besonders offene Ohren zielt Songwriter Ron Gallo aus der Alternative Americana- und Art Rock-Szene ab. Sein viertes Album "Peacemeal" lädt zuallerst optisch mit dem frischen Orange des Cover-Artworks ein. Auch die Videos zappeln grell und bunt. Stilistisch loten Ausflüge in Electro-Soul ("Can We Still Be Friends?") und Garage-Noise-Pop ("Cancelled!") aus, wie belastbar ein Country-Label in Nashville, New West für neue Stilfusionen sein kann.
Die Antwort: Sehr, denn Gallos Experimente glücken. Hip Hop-artige Interludes (z.B. "Saturday Pt. 2") oder mal ein entsprechendes Beatmaker-Intro (in "You Are Enough") geben der Platte einen zeitgemäßen Anstrich und verweisen auf die Musikpräferenzen des Multiinstrumentalisten, zu denen etwa die Indie-Rapperin noname zählt.
Für weibliche Verstärkung sorgt Kollegin und Partnerin Chiara D'Anzieri. Sie lockert mit ihrer poppig sicheren Stimme auf vier Tracks die Atmosphäre des Albums auf. Gallo entspringt zwar der Country-/Alternative-Ecke, aber auch der (Neo-)Soul aus Philadelphia hinterlässt seine Spuren. Sehr deutlich in "All The Punks Are Domesticated (2020 Version)" mit Saxophon, in Spuren vernimmt man auf der Platte zudem durchweg spritzigen Vintage-Soul. Auch ein Xylophon ist auf den Longplayer zu hören, der mit genau 30 Minuten recht kurz ausfällt.
Im Subtext gelingen Gallo noch drei weitere Dinge wunderbar: Er fusioniert elektronische Elemente und viel Synthie mit Americana, gerade wenn man den Anfang des Albums hört. Und er vermählt rhythmische Trip Hop-Vibes ("Easter Island") sowie pulsierenden Drum'n'Bass ("Wunday (After Dark)") mit Gitarrenrock und der Erzählhaltung eines punkigen Singer/Songwriters. Schließlich sprudelt die Platte noch vor Soul-Harmonien und R'n'B-Atmo über, wobei sein Gesang eher dem Britpop verwandt scheint. Insgesamt legt der Italo-Amerikaner über die kurze Spielzeit einen recht kuriosen Mix vor.
Die Tempi pendeln dabei zwischen entspanntem Downbeat und fröhlichem Uptempo. "Peace Meal" lässt sich als eine halbe Stunde schwungvoller Momente mit Sprechgesang, Electro-Effekten, sinnfälliger Dramaturgie, feinen Lyrics, innovativer Stilfusion beschreiben: Power-Pop auf hohem Niveau.
1 Kommentar
Schön, daß Ihr den Knilch jetzt auch auf dem Radar habt! Live isser ziemlich gut, und die letzte Platte war auch schon schick!