laut.de-Kritik
Eine Platte wider den deutschen Oberschenkelkrampf.
Review von David HutzelDeutschland, deine Tanzflächen: Durch Robin Schulz, die musikgewordene Tennissocke in einer Herrensandale, hat die ganze Welt momentan einen zweifelhaften Eindruck von aus Deutschland stammender Tanzmusik. Doch wer Ohrenkrebs wie Sangria-Eimer gleichermaßen verschmäht, den rettet nun Marius Lauber alias Roosevelt.
Okay, der Vergleich wirkt weit hergeholt, was aber seinen Symbolcharakter in zumindest einer Sache nicht schmälert. Roosevelt füllt gerade hierzulande eine Lücke – zwischen Clubmusik und hittauglichem Pop. Das kommt nicht von ungefähr, denn der Mittzwanziger hat offenkundig beides internalisiert, ist gleichermaßen als DJ sowie als Instrumentalist in Bands unterwegs.
Das beeindruckte bereits Hot Chips Joe Goddard, dessen Label Greco-Roman folglich sofort den Kontakt zum Kölner herstellte. Beinahe vier Jahre zogen seitdem ins Land, nun veröffentlicht Roosevelt sein selbstbetiteltes Debüt.
Roosevelt strukturiert seine Songs teils nach einfachsten Pop-Schemata, stellenweise schimmert aber das situative Moment eines House-Tracks durch. Während ersteres die Songs sicher für ein breiteres Publikum öffnet ("Colours"), wird es vor allen Dingen dort interessant, wo "Roosevelt" physisch und affektiv wirkt: Unbemerkt erliegt man immer wieder dem Rhythmus der Songs.
Oft bewegt sich das am Rande des Funk wie bei "Hold On", in dem ebenso Noten von Caribou und Toro Y Moi aufblitzen. Das Outro von "Night Moves" mit seinen Arpeggien – ein manischer Segen, der schließlich bereits zu Beginn des Albums sagt: Liebe Mitmenschen, macht euch mal locker. Dies ist eine Platte wider den deutschen Oberschenkelkrampf.
Der Gesang Laubers hingegen erscheint stets zurückhaltend und stellenweise bewusst in den Hintergrund produziert. Das macht dann auch die Anbiederung an klassische Pop-Gesten erträglich, wenn Lauber die bereits angesprochenen "Night Moves" zitiert oder in "Daytona" irgendwas von "bring back the fever again" singt. Doch wer kann einem Themen wie Sehnsuchtsbefriedigung und Geborgenheitsfindung verübeln, wenn die Songs uns allein durch ihren Wohlklang auf der Tanzfläche vergemeinschaften möchten?
9 Kommentare mit 3 Antworten
Für mich ein Album des Jahres.
Zumindest eine tolle Sommerplatte. Aber schon sehr beeindruckend.
In PVC gegossene Langeweile, Seelenlos und Steril wie ein unbenutztes Chirurgiebesteck. Was anfangs noch belanglos vor sich hin plätschert wird spätestens nach der hälfte ärgerlich einfallslos. 1/5 kann es da nur heißen.
In "Daytona" singt er gar nichts, er singt in "Fever" "bring back the fever". Davon abgesehen mag ich das Album sehr. Passt prima zum Sommer, ist irgendwie ganz herrlich leicht und fluffig. Ich denke da an Sonne, Strand, und Meer...und dann passt "Daytona" ja auch wieder...
Nach Shuras "Nothing's Real" das zweite Highlight des Jahres für mich!
Hammer Album, kann man echt richtig zu abdancen!!
Sehr grooveeeey! °O° Hab ich gestern bei der Heimfahrt von der Arbeit gehört. Schön gechillt. ^-^