laut.de-Kritik

Shirin David, Sido und Samra greifen unter die Arme.

Review von

Nico Santos, der sich mittlerweile nur noch Santos nennt, veröffentlicht mit der gleichnamigen Platte erstmals ein deutschsprachiges Album, soll das Image als englischsprachiger Pop-Sänger der Vergangenheit angehören. Stilistisch ist die neue LP geprägt von R'n'B und Hip Hop-Einflüssen. Dieser Richtungswechsel kommt Santos tatsächlich zugute.

Der Musiker ist bereits seit über einem Jahrzehnt auf dem Musikradar. Zwar ist ihm die deutsche Hip Hop-Szene alles andere als fremd, er produzierte bereits Rap-Größen wie Shindy und Bushido mit. Dich bisher floss dieser Sound wenig in seine eigene Musik mit ein. Trotzdem dürfte ihm der Genre-Switch nun nicht allzu schwer gefallen sein. Vor allem wenn man auf die Feature-Liste schaut.

So finden sich unter den helfenden Händen etwa Shirin David, Sido, Samra sowie R'n'B-Sänger Jazeek. Auf dem Intro "Gestern" ist er zumindest erstmal allein zu hören. Und der düstere Beat catcht sofort. Santos rappt über seine Blessings und baut ordentlich Spannung auf. Im Refrain singt der 32-Jährige wie gewohnt und blickt dabei dankbar in die Vergangenheit zurück. Der Flow ist cool, wenn auch etwas ungewohnt. Dafür ist der Text etwas 08/15-Rapper-coded. Nicht schlecht, aber eben auch nichts Neues.

"Wer Liebt Dich Jetzt?" fährt schon den ersten großen Gast auf. Menschen mit hohen Erwartungen, werden bekanntlich regelmäßiger enttäuscht. Gut also, dass ich von dieser Kombi nichts erwartet habe: Shirin David übernimmt die Strophen, Santos den Refrain. Ein theatralisches Zweiergespann - ohne Connection. "Lovers & Friends" zeigt dagegen eine Kombi die gut funktioniert: Nico Santos und R'n'B. Ein leicht melancholischer, sinnlicher Track der seine Stimme glänzen lässt.

Positiv überrascht "Pinienbäume". Seine Latin-Ursprünge darf der auf Mallorca aufgewachsene Sänger der Musikwelt gerne öfter zeigen. Im spanischen Refrain singt er sogar schöner als auf Deutsch oder Englisch. Vielleicht erinnert das Albumcover von "Santos" nicht ohne Grund an das Cover von Bad Bunnys "Debí Tirar Más Fotos".

Immerhin hat der Latin-Star in den vergangenen Jahren mit spanischsprachiger Musik einen regelrechten Hype ausgelöst. Zwar kann Santos mit Bunny noch nicht mithalten, trotzdem schafft er in den deutschen Strophen schöne Urlaubs-Assoziationen.

Die spanische Idylle platzt allerdings mit den nächsten zwei Songs. Wer Bock auf melodramatische Refrains und selbstmitleidige Rap-Floskeln hat, ist mit "Geschlossene Augen" und "Leere Hände" bestens bedient. Auf "Himmel Leer" wird Santos dann von Sänger Jazeek in den Schatten gestellt. Letzterem liegt der R'n'B einfach im Blut. Da kommt Nico mit seinen Pop-Parolen nicht so schnell ran. So richtig loslösen, kann er sich vom alten Image dann wohl doch nicht.

Während mit SDP mit "99 Probleme" unerträglicher Love-Kitsch produziert wird, hat Santos mit "Spotlight" erneut nur schmierigen Kitsch zu bieten. Die Qual der Wahl!

Im Gegensatz zu Sampagne, der weder zu Nico Santos Stimme noch aufs Album passt, bringt das Ehepaar Dardan und Hava zum Finale etwas Abwechslung. Dardan holt aus Santos die Energie heraus, die er im Album-Intro präsentiert hat. Der Song hat das Zeug zum Club-Klassiker.

Hava verhilft Nico Santos dagegen zu einer dramatischen Ballade, bei der zur Abwechslung kein Fremdscham aufkommt. Nicht etwa aufgrund der Lyrics, sondern weil die Stimmen der beiden so wunderbar harmonieren. Ein gelungener Abschluss, der gleichwohl wieder an den alten Nico erinnert.

Würde ich mir das erneut anhören? Nein. Ist Nico Santos auf dem richtigen Weg? Eventuell. Dem Mann liegen kitschige Pop-Songs eigentlich zu gut, als dass er damit aufhören sollte. Aber mit ein bisschen mehr Eingewöhnungszeit lebt Santos vielleicht beim nächsten Album sein neues Image richtig aus.

Trackliste

  1. 1. Gestern
  2. 2. Wer Liebt Dich Jetzt?
  3. 3. Lovers & Friends
  4. 4. Pinienbäume
  5. 5. Geschlossene Augen
  6. 6. Leere Hände
  7. 7. Himmel Leer
  8. 8. 99 Probleme
  9. 9. Spotlight
  10. 10. Ride Or Die
  11. 11. Heartbreaks
  12. 12. Zerbrich Mein Herz

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