laut.de-Kritik

Das Unsigning des Jahres.

Review von

Heiß, jung, seit Jahren ungesignt? Dafür gibts zwei mögliche Gründe: Entweder inhalieren die drei Minneapolitaner die Substanz, die im Punk Do It Yourself genannt wird, tiefer als alle anderen. Oder sie sind mit ihrem zwischen Analog und Digital wuchernden Zauberkraut der Zeit dermaßen voraus, dass Labels keinen Markt sehen. Wie so oft: beides irgendwie wahr.

2006, 2007 und 2008 spielten Solid Gold beim Showcase-Festival South By Southwest. Ausverkaufte Auftritte beim Iceland Airwaves, der Sieg im Vice-Newcomer-Contest und diverse Lebenszeichen auf Konserve folgten. Unterdessen fand die Full Length vom Herbst 2008 bis dato kein Heim. "The way we're looking at it is, like, 'Fuck it, we have no money, nothing to lose and a killer record'", statuiert Bandmitglied Matt Locher. Mit Recht auf der Habenseite.

Wie niemand sonst falten Adam, Matt und Zach auf "Bodies Of Water" filigrane Servietten aus 80s-Synths, Disco-Glam und Balearic Sexyness. Alle drei beherrschen das große Einmaleins auf Gitarre, Bass, Vintage-Orgeln, Laptop. In Ermangelung eines Drummers stricken sie um eine Beatbox herum Songs, die Zoot Woman heute schreiben würden, hätten sie nicht bereits vor sieben Jahren ihr Scharf weitgehend verschossen. Ungefähr so klängen Junior Boys oder Calla, wären sie nächtelang auf psychoaktiven Narkotika durch schwüle Tropfsteinhöhlen gewandert.

Ihr "Bodies Of Water" verführt zum Engtanz unter Discokugeln, sorgt aber auch im Schlafzimmer für jede Menge Glitzerglitzer. Nicht umsonst klingen Produktion und Vortrag für ein Debüt schwer nach Adult-Content. So ruht Zach Coulters samtiger Tenor vollkommen in sich. Er benebelt den Geist, während die Saitenabteilung den Groove über psychedelische Synthie-Flächen mal schiebt, mal schleppt.

Wie Herbstsonne, die durch die Jalousie bricht, agieren Solid Gold nie zu vordergründig, sondern wahren Transzendenz. Deshalb weiß das elektrisierende Mariachi-Stück "Neon Rose" ebenso zu überraschen wie der mondäne Maskenball "Calm Down". Im Indie/Electronica-Zwielicht kam 2008 nichts Geschmeidigeres und Geschmackssicheres an den Tag. Beste Aussichten auf Klassikerstatus in 2009 also - bzw. sobald der Markt dafür bereit ist.

Trackliste

  1. 1. New Kanada
  2. 2. Who You Gonna Run To?
  3. 3. Armored Cars
  4. 4. Get Over It
  5. 5. Bible Thumper
  6. 6. Calm Down
  7. 7. Neon Rose
  8. 8. Those Who Go
  9. 9. Synchronize
  10. 10. Just Like Everyone Else

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