laut.de-Kritik

R'n'B/Soul auf den Spuren von Prince und Marvin Gaye.

Review von

Vom weichgespülten Einheits-R'n'B der Gegenwart sind nicht nur die Kollegen Fromm und Kopp gelangweilt. Die kontemporäre Black Music scheint sich Players und Püppchen, Pos und Posen verschrieben zu haben. Da werden Liebesschwüre gesäuselt, Oden auf Gold, Karren und Weiber gesungen und Ärsche gewackelt. Zugegeben, der Unterhaltungswert ist hoch. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem alles zu einer homogenen Masse verschmilzt und Lethargie sich breit macht.

Schön, dass es immer noch Künstler gibt, die sich der Innovation verpflichtet fühlen. Künstler, die ein Genre neu erfinden, dabei die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen und Nachwuchs zeugen, der den Namen Zukunft trägt. Schön, dass es Steve Spacek gibt.

Der Londoner macht auf seinem Solodebüt nämlich nichts anderes. Er mixt traditionelle Einflüsse aus Rythm and Blues, Soul und Funk und bringt diese mit dem R'n'B und Neo-Soul der Gegenwart zusammen. Man kann es nennen, wie man will - Space-Funk, Trip Hop-Soul, Modern R'n'B - um eines kommt man nicht herum: so groovte es seit Prince oder gar Marvin Gaye nicht mehr.

Zum Einstieg unterlegt J.Dilla Spaceks Falsett mit einem hypnotisierenden Instrumental ("Dollar"). Genial zieht der Produzent das Sample bis kurz vor den Punkt der Erträglichkeit, um es schließlich mit Pauken und Trompeten zu erlösen. Dilla glänzt erneut mit seinem hervorragenden Gespür für den richtigen Beat für den richtigen Künstler. In Folge wechseln sich Sampler und Synthesizer ab und kreieren eine Mischung, die sich Steve Spacek patentieren lassen sollte. Trademarksound heißt im Hause Spacek jedoch nicht, dass sich alles gleich anhört. Nein, Abwechslung ist Trumpf.

"Slave" behauptet sich zwischen zurückhaltenden Synthies und Harfenklängen als Liebesballade, und die Flöte auf "Rapid Rate" bringt garantiert Schwung in jeden noch so tristen Alltag. Nachdem sich zur Hälfte des Albums "3 Hours Of Fun" unverschämt durch die Gehörgänge getänzelt hat und "Love Yu Better" in den Drum'n'Bass abgedriftet ist, kippt die Stimmung ein wenig, ruhigere Klänge dominieren den Rest der Platte. Da ist es nicht verwunderlich, dass Spacek Unterstützung von jemandem bekommt, der weiß, wie man ruhigere Töne anschlägt. Leon Ware, Motown-Produkt aus den 60ern, der als Songwriter für Marvin Gaye und Michael Jackson bekannt wurde, schließt auf betörende Weise die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Eins ist klar: Steve Spacek bringt Schwung in den gegenwärtigen Black Music-Zirkus. Und das sollten nicht nur die werten Kollegen zu schätzen wissen.

Trackliste

  1. 1. Hey There (Intro)
  2. 2. Dollar
  3. 3. Thursdays
  4. 4. Slave
  5. 5. Rapid Rate
  6. 6. Hills
  7. 7. Reveribletop
  8. 8. 3Hrs Of Fun
  9. 9. Love Yu Be
  10. 10. Slow Baby Dubb
  11. 11. I'm Glad
  12. 12. Smoke
  13. 13. Days Of My Life
  14. 14. Callin Yu
  15. 15. Hey There
  16. 16. Look Into My Eyes

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