laut.de-Kritik
Elektronik-Pioniere im zweiten Frühling.
Review von Daniel StraubDie britischen Elektronik-Pioniere The Black Dog sind in jeder Hinsicht etwas ganz Spezielles. Nicht nur, dass sie während der 90er Jahre einige, das noch junge Genre formende, Alben an den Start brachten. Schaut man sich die Diskographie an, stellt man erstaunt fest, das Trio erlebt in den vergangenen drei Jahren, knapp zwei Jahrzehnte nach der Gründung, so etwas wie einen kreativen Frühling.
Das jüngste Zeugnis der enormen Schaffenskraft von The Black Dog heißt "Liber Dogma". Nach "Radio Scarecrow", "Further Vexations" und "Music For Real Airports" zählt man mit "Liber Dogma" bereits das vierte Album im vierten aufeinanderfolgenden Jahr. Nun schließen sich Quantität und Qualität ja in einer Vielzahl der Fälle aus. Wer jedes Jahr ein Album auf den Markt wirft, schafft es in der Regel eben nicht, den Hörern bei jedem Release die Ohren zu öffnen. Ganz anders stellt sich die Situation bei den Altstars aus Sheffield dar.
Sie schaffen es scheinbar mühelos mit jeder Veröffentlichung aufs Neue zu überzeugen. Allerdings machen es Ken Downie sowie Martin und Richard Dust einem mit "Liber Dogma" alles andere als leicht. Selbst für ihre Verhältnisse, und als Fan hat man sich eine dicke Haut zugelegt, geben sich The Black Dog ausgesprochen spröde.
Die offensiv melodischen Takte des Openers "Dark Wave Creeping" gaukeln eine wohlklingende akustische Welt vor, die jedoch nicht von Dauer ist. Bereits mit "The Death Ov The Black Sun" trübt sich die Stimmung massiv ein. Im gleichen Maß werden die Tracks ausgedünnt und auf einige grundlegende Sounds reduziert.
Übrig bleibt das, was The Black Dog als Essenz ihres kreativen Schaffensprozesses im Studio ansehen: einzelne in Sound gegossene Ideen. Es braucht viel Erfahrung und Selbstbewusstsein, um zu einer solchen künstlerischen Geste fähig zu sein. Diese Haltung spricht aus jedem einzelnen Track auf "Liber Dogma" und macht melodieverliebte, beatlose Tracks wie "Eden 353" genauso liebenswert wie das harsche und tanzbare "The Black Maria".
Viel von The Black Dogs Charme liegt in der Authentizität begründet, mit der sie ihren Studiooutput versehen: Die Sheffielder verstehen sich nicht primär als Künstler, die aufgesetzten Attitüden und kurzlebigen Moden nachjagen müssen. Sie verstehen sich vielmehr als ehrliche 'Maschinen-Arbeiter' und strahlen eine Authentizität aus, die auch Johnny Cash bei seinem Spätwerk bestens zu Gesicht stand.
4 Kommentare
the black dog stehen einfach für qualität. habe noch keinen kauf von ihren alben bereut.
ich mag black cat lieber als black dog....
Dark Wave Creeping klingt super... um ehrlich zu sein habe ich von denen noch nie was gehört
ich bin durch ihren 2010er ambient klassiker "real music for airports" auf black dog aufmerksam geworden, nachdem mir das album empfohlen wurde. field recordings von airports (wer hätte es gedacht) werden gemixt mit ambient flächen. fantastisches album, fast wie ein Eno ambient apollo für die neuzeit. empfehlen kann ich noch "further vexations", was zwischen detroit techno und electro maschiert, und "radio scarecrow", welches viele kritiker als ihr bestes album ansehen.